FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Talfahrt am deutschen Aktienmarkt hat sich am Freitag fortgesetzt. Ein Ausverkauf an der Wall Street am Vorabend, die Staatspleite Argentiniens, Sanktionen gegen Russland, der Gaza-Konflikt und teils enttäuschende Geschäftszahlen auch aus Deutschland schickten die Kurse in den Keller. Der DAX dämmte seine Verluste nach dem Arbeitsmarktbericht aus den USA aber etwas ein. Er verlor zuletzt 1,43 Prozent auf 9272,62 Punkte. Seit Wochenbeginn liegt der Leitindex dennoch fast vier Prozent im Minus. Für den MDAX ging es um 1,23 Prozent runter auf 15 596,09 Punkte. Der Technologieindex TecDAX sank um 2,06 Prozent auf 1193,06 Punkte.
Ein Kurssturz am Vorabend an der Wall Street, als der weltweit bekannteste Aktienindex Dow Jones Industrial (Dow Jones) um etwas mehr als 300 Punkte einbrach, sorgt für anhaltend hohe Nervosität an den Börsen. Gespannt warteten die Anleger dann auf dem Arbeitsmarktbericht aus den USA, der am Nachmittag mit einem Beschäftigungsplus von 209 000 Stellen schlechter als von Volkswirten erwartet ausgefallen ist. Die enttäuschenden Zahlen könnten laut Jasper Lawler, Stratege bei CMC Markets, die Sorgen vor der Zinswende in den USA mildern und so den Börsenrutsch aufhalten. Auf der Unternehmensseite ist es etwas ruhiger geworden. Nach der Zahlenflut der Vortage, die auch bei Dax-Konzernen wie adidas mit einem Abschlag von über 15 Prozent oder der Lufthansa (Deutsche Lufthansa) erhebliche Kursreaktionen ausgelöst hatte, beruhigt sich die Nachrichtenlage.
Börsianer beleuchten die aktuelle Korrekturphase an den Aktienmärkten sehr kritisch. Der starke Anstieg der Schwankungsintensität - der "Volatilität" zeigt, dass Anleger die Risiken viel höher einschätzen als noch vor wenigen Wochen. Chefstratege Chris Weston von IG verweist vor allem auf die Sorgenfelder der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Krisenherde von Argentinien bis in die Ukraine, die Unsicherheit um die kommende Zinswende in den USA und auch teils enttäuschende Unternehmensdaten. Droht eine Trendwende am Markt, fragen sich Anleger.
ADIDAS RUTSCHEN WEITER AB - TELEKOM SPITZE
Die Adidas-Papiere (adidas) rauschten nach zahlreichen Abstufungen durch Analysten in Reaktion auf die überraschend heftige Gewinnwarnung vom Vortag zeitweise um weitere fast sechs Prozent nach unten. Sie konnten sich aber zuletzt etwas stabilisieren und das Minus auf 2,63 Prozent auf 57,85 Euro begrenzen. An das Dax-Ende rutschten HeidelbergCement mit minus 3,22 Prozent. Gegen den negativen Trend stemmte sich die T-Aktie (Deutsche Telekom) mit plus 0,70 Prozent auf 12,19 Euro. Der französische Internet- und Mobilfunkanbieter Iliad bietet 15 Milliarden Dollar für 56,6 Prozent der Telekom-Mobilfunktochter T-Mobile US. Die Spitze im Leitindex eroberten zuletzt Infineon (Infineon Technologies) mit plus 1,43 Prozent.
Im MDax wurde Fuchs Petrolub (FUCHS PETROLUB SE Vz) vorsichtig, was an der Börse mit zeitweise kräftigen Verlusten bestraft wurde. Nach einem schwächeren zweiten Quartal hat der Schmierstoffhersteller seine Gewinnziele für das Gesamtjahr gesenkt. Schuld daran soll vor allem der starke Euro sein. Aktuell büßt das Papier 1,00 Prozent auf 29,80 Euro ein. Die Titel der Wacker Chemie verloren nach Zahlen des Chemiekonzerns am Indexende 4,16 Prozent auf 83,35 Euro. Dabei hat das Quartal laut Analyst Peter Spengler von der DZ Bank die Erwartungen übertroffen. Zudem wurde die Prognose bestätigt. Das Brenntag-Papier wird nach einem Aktiensplit bei nun 39,86 Euro mit moderaten Verlusten gehandelt./fat/ck
--- Von Frederik Altmann, dpa-AFX ---