Chart 1 - DAX im Stunden-Chart
Der im April gestartete Abwärtstrend des Deutschen Aktienindex ist ohne Zweifel vorbei, aber dennoch können wir nicht blind zum Einstieg raten. Denn nach einem Anstieg von mehr als 1100 Zählern in nur sechs Handelstagen ist der Deutsche Aktienindex etwas heiß gelaufen - das merken auch weniger versierte Marktbeobachter, und halten sich entsprechend zurück. Dennoch sprechen die positiven Signale für sich: Der Umschwung zurück nach Norden an der 200-Tage-Durchschnittslinie, der anschließende Ausbruch aus dem Abwärtstrendkanal der vergangenen Monate nach oben, der Sprung über die Juni-Zwischenhochs, das alles deutet auf ein Verschiebung des Kräftegleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage hin, und zwar in Richtung der Nachfrageseite.
Doch vergangenen Donnerstag notierte der DAX dann zwischenzeitlich weit mehr als vier Prozentpunkte über seinem Monatsdurchschnittskurs bei aktuell rund 11.250 Punkten. Und im vergangenen Jahr begann hier die Luft dünn zu werden - vergleichbare Abweichungen läuteten häufig Konsolidierungen ein, in denen die Kurse zumindest für kurze Zeit seitwärts liefen. Blickt man weiter zurück, waren es häufiger auch mal fünfeinhalb Prozent und mehr - selbst in der jüngeren Vergangenheit, beispielsweise im November 2014 und März 2015, finden wir solche Übertreibungsphasen.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Markt zwar generell positiv zu bewerten ist, Anleger aber in der überkauften Situation nicht zu jedem Preis einsteigen sollten. Kleinere Rückschläge, wie die Gewinnmitnahmen zum Ausklang der Vorwoche, können allerdings für kurzfristig agierende Investoren schon erste Kaufchancen darstellen. Bis in den Bereich der 11.900er-Marke reicht das Potenzial für schnelle Kurssteigerungen, aus statistischer Sicht. Dieses Rechenbeispiel lässt sich aus einem Abstand von knapp fünfeinhalb Prozent zur 21-Tage-Linie konstruieren, wobei die Steigungsrate dieses Mittelwertes mit berücksichtigt wird. Für langfristige Anleger dagegen ist eher der Abstand zur 200-Tage-Linie interessant, und der hat noch lange keinen Spitzenwert erreicht. Geht es danach, ist Luft bis über die 14.000er-Marke. Ein erstes Kursziel wäre auf der übergeordneten Zeitebene der Anstieg in Richtung 12.800 an den oberen Rand des Aufwärtstrendkanals im Wochenchart.
Chart 2 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie
Der Tageschart liefert einen länger zurück reichenden Blick auf den Kursverlauf des Deutschen Aktienindex. Hier werden Kursmarken erkennbar, an denen es in den vergangenen Monaten und Jahren zu mehreren Wendepunkten gekommen ist (mittelfristige Unterstützungen und Widerstände). Sie sind oft stärker als die nur vorüber gehend wirksamen Chartniveaus im Fünf-Minuten- oder Ein-Stunden-Chart auf der ersten Seite der Analyse.
Wichtig ist der unter dem Kursverlauf abgebildete Indikator: Er misst den Abstand des Index zu seinem durchschnittlichen Kurs der vergangenen 21 Tage (dem Monatsdurchschnitt). Verlaufen die Kurse weit unter der 21-Tage-Linie, fällt der Indikator in die untere Extremzone. Werte, die tiefer liegen als etwa minus vier Prozent signalisieren eine erhöhte Chance auf eine Bodenbildung/Zwischenerholung. Werte über rund plus 3,8 Prozent deuten auf eine Überhitzung des Marktes hin, was die Gefahr einer Korrektur erhöht.
Chart 3 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Für langfristig denkende Anleger ist der Wochenchart am wichtigsten. Er blendet die Tagesschwankungen des Marktes aus und zeigt die Tendenz aus einer übergeordneten Perspektive. Kommt es hier zu einem Trendwechsel oder einem Verkaufssignal, hat dies oft nachhaltige Auswirkungen.
Der Indikator im unteren Bereich des Charts zeigt den Abstand des Deutschen Aktienindex zu seinem 200-Tage-Durchschnittskurs. Diese unter Anleger wohl populärste Durchschnittslinie repräsentiert den langfristigen Trend des Index. Weicht er zu weit nach unten von ihr ab, ist er überverkauft. Ab Werten von minus 22 Prozent ist dies der Fall. Dann steigen die Chancen auf eine Bodenbildung. Entfernt sich der DAX dagegen zu sehr von der 200-Tage-Linie nach oben, was bereits ab plus 14 bis 20 Prozent zutrifft, erhöht sich das Risiko einer Korrektur, und das restliche Kurspotenzial auf der Nordseite sinkt.
Chart 4 - Tageschart mit Candlesticks
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Unterstützungen und Widerstände
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Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des "Index-Radar, der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Andreas Büchler ist Herausgeber des Magazins und Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft für Börsenhandelssysteme.
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