Auch bei Staatsanleihen griffen Investoren zu und drückten die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf minus 0,337 Prozent.

Die EZB reduziert das Tempo ihrer Wertpapierkäufe im Rahmen des Pandemie-Notprogramms PEPP. Unklar blieb zunächst, wie stark die Drosselung ausfallen wird. "Die EZB wird weniger peppig", kommentierte Volkswirt Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. Frühestens für Oktober rechne er mit einer Entscheidung, ob PEPP aufgestockt oder verlängert werde. "Es ist gut, dass sich der EZB-Rat bewegt und einen allerersten Trippelschritt auf dem langen Weg zu einem Ende der Anleihekäufe unternimmt", unterstrich Friedrich Heinemann vom ZEW-Institut. Eine Fortsetzung der bisherigen Politik hätte der Reputation des EZB-Rates geschadet.

UMSATZPROGNOSE GEFÄLLT MERCK-ANLEGERN


Bei den deutschen Unternehmen stand Merck im Rampenlicht. Der Pharma- und Spezialchemie-Konzern peilt bis 2025 einen Jahresumsatz von 25 Milliarden Euro an. Dies hievte die Aktie mit einem Plus von 1,9 Prozent an die Spitze des Dax.

In der Hoffnung auf frischen Wind bei RWE stiegen Investoren bei dem Versorger ein. Die Titel gewannen 1,3 Prozent. Der aktivistische Investor Enkraft ist bei dem Unternehmen eingestiegen und fordert eine Abtrennung des umstrittenen Geschäfts rund um die Braunkohle.

In Stockholm steuerte Assa Abloy mit einem Kursplus von zeitweise mehr als sieben Prozent auf den größten Tagesgewinn seit einem knappen Jahr zu. Der weltgrößte Schlosshersteller übernimmt die Sicherheitstechnik- und Sanitärsparte von der "Black+Decker"-Mutter Spectrum für 4,3 Milliarden Dollar. Damit stärke Assa Abloy die Marktposition in Nordamerika, kommentierten die Analysten der Investmentbank Jefferies. Spectrum-Titel hatten in Reaktion auf die Bekanntgabe des Deals am Mittwoch an der Wall Street bereits knapp 18 Prozent zugelegt.

KAPITALBEDARF SCHICKT EASYJET AUF TALFAHRT


Easyjet-Papiere standen dagegen mit einem Minus von bis zu 14 Prozent vor dem größten Tagesverlust seit dem Börsen-Crash vom März 2020. Der britische Billigflieger will umgerechnet 1,4 Milliarden Euro zusätzliches Kapital aufnehmen und hat nach eigenen Angaben eine Übernahmeofferte eines nicht genannten Interessenten ausgeschlagen.. "Dass eine führende und bei Ausbruch der Pandemie gut kapitalisierte Airline immer noch frisches Kapital benötigt, ist ein Zeichen für die anhaltenden Probleme in der Branche", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com.

Unter Druck stand erneut auch der hoch verschuldete Immobilienkonzern China Evergrande. Anleger fürchten einen Zusammenbruch des Konzerns, der das chinesische Bankensystem in Turbulenzen stürzen könnte. Insgesamt soll der Konzern Schulden in Höhe von umgerechnet mehr als 300 Milliarden Dollar haben - das entspricht in etwa der Wirtschaftsleistung von Finnland.

Einem Insider zufolge wurde China Evergrande aber eine Verlängerung einer Treuhanddarlehenszinszahlung an CITIC Trust eingeräumt. An den Bondmärkten erholte sich die in Dollar notierte Anleihe des Konzerns mit Laufzeit bis Juni 2025 daraufhin teilweise von ihren Verlusten. "Dies könnte eine positive Nachricht sein, da damit ein Schlussstrich gezogen werden könnte", sagte Siddharth Dahiya, zuständig für Unternehmensanleihen in Schwellenländern beim Vermögensverwalter Abrdn. "Aber wir wissen es nicht, es gibt sehr wenig Klarheit. Die erste Reaktion an den Märkten ist jedoch positiv."

rtr