Er rechne bei den hochrangigen Verhandlungen zwischen den beiden weltgrößten Volkswirtschaften mit einer Teil-Einigung oder einem Waffenstillstand, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Schließlich wolle die Regierung in Peking die geplante Verschärfung der US-Strafzölle auf chinesische Waren vermeiden. Denkbar seien daher Zugeständnisse, die bei früheren Gesprächen schon einmal verhandelt worden seien. "Alles darüber hinaus ist nur Wunschdenken."
Investoren setzten ihre Hoffnungen vor allem auf einen Medienbericht, dem zufolge die USA und China einen Währungspakt zur Verhinderung von Währungsmanipulationen schließen könnten. Denkbar sei eine Vereinbarung, wie sie im Handelsabkommen zwischen den USA, Kanada und Mexiko festgelegt sei, sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. "Es bleibt aber abzuwarten, ob ein partieller Deal für US-Präsident Donald Trump akzeptabel wäre", schrieben die Analysten der Bank Mitsubishi UFJ. Schließlich strebe dieser ein umfassendes Abkommen an.
DOLLAR UND PFUND UNTER DRUCK
Am Devisenmarkt setzten Anleger mehrheitlich auf eine Entschärfung des Zollstreits. Dies schickte den Dollar auf Talfahrt, da die Weltleitwährung vor allem in Krisenzeiten gefragt ist. Außerdem setze dem "Greenback" die Erwartung weiterer Zinssenkungen zu, sagten Börsianer. Der Euro stieg daraufhin um 0,6 Prozent auf ein Drei-Wochen-Hoch von 1,1034 Dollar.
Auch aus dem Pfund Sterling zogen sich Anleger zurück. Zum Auftakt neuer Brexit-Gespräche zwischen Großbritannien und Irland war die Währung mit 1,1091 Euro so billig wie zuletzt vor gut vier Wochen. Die Erwartungen an die Gespräche zwischen dem britischen Premierminister Boris Johnson und seinem irischen Kollegen Leo Varadkar seien gering, sagte Adam Cole, Chef-Anlagestratege für Devisen bei der Investmentbank RBC Capital Markets. Die beiden verhandeln über das Grenzregime zwischen den Republik Irland und dem britischen Nordirland nach dem geplanten EU-Ausstieg des Vereinigten Königreichs.
LUXUSWERTE IM Aufwind - PHILIPS AUF TALFAHRT
Bei den Aktienwerten bescherten überraschend starke Zahlen LVMH den größten Kurssprung seit einem knappen dreiviertel Jahr. Die Titel des Luxusgüter-Anbieters stiegen in Paris um bis zu 5,6 Prozent. Trotz der Unruhen im wichtigen Absatzmarkt Hongkong steigerte der Hersteller von Louis-Vuitton-Taschen seinen Umsatz um 17 Prozent. "Das sind Top-Zahlen, vor allem wenn man sonst von Konsumflaute spricht", sagte ein Händler. Im Windschatten von LVMH gewannen die Papiere von Konkurrenten wie Kering, Burberry oder Richemont bis zu 2,9 Prozent.
Die Aktien von Philips steuerten mit einem Minus von zeitweise knapp zehn Prozent dagegen auf den größten Tagesverlust seit gut zehn Jahren zu. Die niederländische Medizintechnik-Firma senkte wegen Belastungen durch den Zollstreit ihre Gesamtjahresziele. Rivale Siemens Healthineers büßte 0,9 Prozent ein.
rtr