Die Weltgesundheitsorganisation WHO rief zwar den internationalen Gesundheitsnotstand aus, der mit schärferen Maßnahmen zur Eindämmung der Krise verbunden ist. Sie sprach sich gleichzeitig aber dafür aus, die Grenzen offen zu halten. "Die Botschaft ist offenbar, nicht in Panik zu geraten", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com.
Ausgehend von Erfahrungen aus früheren Epidemien werde der Coronavirus die Wirtschaft wohl nur im laufenden beeinträchtigen, prognostizierten die Analysten der Bank JPMorgan. Diese werde sich zudem vollständig erholen. Die Absage der WHO an Reisebeschränkungen wurde am Rohölmarkt mit Erleichterung aufgenommen. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 0,8 Prozent auf 58,78 Dollar je Barrel (159 Liter).
BREXIT-HICKHACK GEHT IN DIE VERLÄNGERUNG
Das zweite große Gesprächsthema war der Brexit. Rund dreieinhalb Jahre nach dem Referendum und mit mehrfacher Verzögerung verlässt Grossbritannien die EU nun tatsächlich. "Jetzt geht aber das Geschachere erst richtig los", warnte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. Schließlich müsse bis zum Jahresende ein Freihandelsabkommen geschlossen werden. Sonst drohten ein harter Bruch und die Einführung von Zöllen. Angesichts der bislang harten Haltung des britischen Premierministers Boris Johnson sei ein rascher Verhandlungserfolg fraglich.
Das Pfund Sterling verteuerte sich auf 1,3120 Dollar und 1,1876 Euro. Es profitiere vom jüngsten Verzicht der Bank von England (BoE) auf eine Zinserhöhung, sagte Markets.com-Experte Wilson. "Die Stimmung kann sich aber schnell verschlechtern, wenn die Verhandlungen ins Stocken geraten."
DEUTSCHE BANK HÖHER - AUCH ASTON MARTIN GEFRAGT
Am Tag nach der Bilanzvorlage setzten Aktien der Deutschen Bank ihren Erholungskurs fort und stiegen um bis zu 4,1 Prozent auf ein 14-Monats-Hoch von 8,65 Euro. "Erstmals seit 2013, als wir die Bewertung mit 'Sell' aufgenommen hatten, stufen wir die Aktie der Deutschen Bank auf 'Hold' hoch", schrieb Analyst Andrew Lim von der Bank Societe Generale (SocGen). Er begründete dies vor allem mit der gestiegenen Eigenkapitalquote.
Die Titel von Aston Martin steuerten mit einem Plus von zeitweise knapp 30 Prozent sogar auf den größten Kurssprung der Firmengeschichte zu. Der kanadische Milliardär und Formel 1-Investor Lawrence Stroll steigt bei dem angeschlagenen Sportwagenbauer ein, dessen Modelle durch die "James Bond"-Filme bekannt geworden sind. Der Deal bringe Aston Martin zwar Geld für Investitionen, schrieb Analyst Philippe Houchois von der Investmentbank Jefferies. Er ändere aber nichts an der Tatsache, dass das Unternehmen zu klein sei, um langfristig erfolgreich zu sein.
In Madrid brachen die Aktien der Banco Sabadell dagegen zeitweise um mehr als zwölf Prozent ein. Das ist der größte Kursrutsch seit dreieinhalb Jahren. Wegen höherer Rückstellungen für faule Kredite machte das Geldhaus überraschend einen Verlust. Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets kritisierte, dass Sabadell trotz des seit längerem schwächelnden Geschäfts noch Dividende gezahlt habe.
rtr