Die Währungshüter stockten ihre Wertpapierkäufe zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Coronavirus-Folgen wie erwartet um 500 Milliarden Euro auf und verlängerten die Laufzeit bis Ende März 2022. Außerdem stellen sie den Geschäftsbanken weitere Billig-Kredite zur Verfügung. "Die EZB hält ihr Pulver trocken", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Die geldpolitische "Bazooka" habe sie nicht ausgepackt.
Die Enttäuschung spiegelte sich auch am Anleihemarkt wider. Die Renditen der Bonds aus südeuropäischen Staaten wie Italien, Spanien, Griechenland und die Portugal konnten ihre anfänglichen Rekordtiefs nicht halten.
BREXIT-STREIT - VERLÄNGERUNG DER VERLÄNGERUNG
Parallel dazu geriet das Pfund Sterling unter Verkaufsdruck, nachdem ein Spitzengespräch zum Brexit keinen Durchbruch gebracht hatte. Großbritannien und die EU setzten sich lediglich eine neue Frist "bis Ende des Wochenendes" für eine Einigung über die künftigen Beziehungen. Die britische Währung verbilligte sich daraufhin um jeweils etwa ein Prozent auf 1,3303 Dollar beziehungsweise 1,0975 Euro.
"Wenn man bedenkt, wie weit die Positionen der beiden Seiten offenbar auseinander liegen, muss man ein unverbesserlicher Optimist sein, um an einen Deal zu glauben", sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Ohne ein Freihandelsabkommen drohen zum Jahreswechsel die Einführung gegenseitiger Zölle und Verwerfungen für die Wirtschaft beiderseits des Ärmelkanals.
Auch bei den Verhandlungen über weitere US-Konjunkturhilfen scheine eine Einigung in weiter Ferne, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Um Zeit zu gewinnen, verabschiedete das US-Repräsentantenhaus einen Nothaushalt, mit dem eine Zahlungsunfähigkeit des Landes abgewendet werden soll.
HELLOFRESH HEBT GESCHÄFTSZIELE AN - TUI UNTER DRUCK
Zu den Gewinnern am deutschen Aktienmarkt zählte HelloFresh mit einem Kursplus von 5,5 Prozent. Dank eines Pandemie-bedingten Booms seines Geschäfts schraubte der Kochboxen-Anbieter seine Gesamtjahresziele erneut nach oben. Ein Wermutstropfen sei allerdings, dass die Margen im kommenden Jahr etwas sinken würden, sagte ein Börsianer.
Die Titel von TUI fielen dagegen um 3,6 Prozent. Der operative Gewinn von rund drei Milliarden Euro und der Umsatz von knapp acht Milliarden Euro bei dem Reisekonzern seien deutlich geringer als erwartet, monierte ein Börsianer.
Unter Verkaufsdruck gerieten auch die Papiere von Grandvision, die sich in Amsterdam um fast vier Prozent verbilligten. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge denkt der Brillen-Hersteller EssilorLuxottica über einen Rückzug seiner 7,2 Milliarden Euro schweren Übernahme-Offerte für die "Apollo Optik"-Mutter nach.
rtr