Anleger am deutschen Aktienmarkt haben am Dienstag Vorsicht walten lassen. Durch steigende Corona-Infektionszahlen in immer mehr Ländern befürchten Investoren eine "zweite Welle" der Corona-Pandemie. "Wir sind mitten in einer sich rasant entwickelnden Pandemie", sagte Lothar Wieler, Chef des Robert-Koch-Instituts.
Im Fokus der Anleger steht der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed am Mittwochabend (MESZ). Deren Chef Jerome Powell dürfte zum wiederholten Male beteuern, die Notenbank werde für den Fall einer Verschlechterung der ökonomischen Perspektiven mit weiteren geldpolitischen Schritten bereit stehen, schrieb der Chefvolkswirt der Privatbank Donner & Reuschel, Carsten Mumm, in einem Kommentar. Andernfalls könnten Anleger enttäuscht reagieren und die Aktienmärkte ihre kurzfristige Konsolidierungstendenz vorerst fortsetzen, so der Ökonom.
An der Wall Street starteten die US-Börsen schwächer in den Handel. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte eröffnete 0,4 Prozent tiefer bei 26.470 Punkten. Schwierige Verhandlungen über ein weiteres Corona-Hilfspaket belasteten. Die Republikaner im US-Senat haben am Montag zwar ein mit dem Präsidialamt zusammen erarbeitetes Hilfspaket im Volumen von einer Billion Dollar vorgelegt. Doch der Vorschlag stieß bei den oppositionellen Demokraten und bei einigen Republikanern unmittelbar auf Kritik. Die Zeit ist knapp, am Freitag läuft die Sonder-Arbeitslosenunterstützung des Bundes aus. David Madden, Marktanalyst beim Brokerhaus CMC Markets, sagte, die politischen Verhandlungen dauerten an, "aber die Händler wären überrascht, wenn es am Ende nicht doch noch einen Kompromiss gibt".
Was am Dienstag an der Börse sonst noch wichtig war
Corona-Krise verhagelt McDonald's weiter die Geschäfte
Die Corona-Pandemie setzt dem weltgrößten Fast-Food-Konzern McDonald's weiter stark zu. Im zweiten Quartal brach der Gewinn verglichen mit dem Vorjahreswert um 68 Prozent auf 484 Millionen US-Dollar (412 Mio Euro) ein, wie der Burger-King-Rivale am Dienstag in Chicago mitteilte. Die Erlöse fielen um gut 30 Prozent auf 3,8 Milliarden Dollar, der flächenbereinigte Umsatz in Filialen weltweit um 24 Prozent.
Corona-Krise hinterlässt Spuren bei Mischkonzern 3M
Der für seine Atemschutzmasken bekannte US-Mischkonzern 3M hat die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie zu spüren bekommen. Der Umsatz ging im zweiten Quartal im Jahresvergleich um 12,2 Prozent auf 7,2 Milliarden US-Dollar (rund 6,1 Mrd Euro) zurück, wie 3M am Dienstag in St. Paul mitteilte. Die COVID-19-Pandemie habe sich im zweiten Quartal unterschiedlich auf die Geschäfte von 3M ausgewirkt, hieß es. Während das Unternehmen weiterhin von einer erhöhten Nachfrage nach Schutzausrüstung profitiere, schwächele das Geschäft etwa mit Autozubehör.
Corona-Beschränkungen belasten Pfizer - Hebt Prognose dennoch leicht an
Der Pharmariese Pfizer rechnet nach einem teils Corona-bedingten Umsatz- und Ergebnisrückgang im zweiten Quartal in der zweiten Jahreshälfte mit schrittweiser Besserung. Der Konzern hob daher seine Prognosen für 2020 etwas an. Beim Umsatz erwartet Pfizer nun 48,6 bis 50,6 Milliarden Dollar, nach 51,75 Milliarden vor einem Jahr, wie das Unternehmen am Dienstag in New York mitteilte. Beim bereinigte Ergebnis je Aktie (EPS) erhofft sich das Management im besten Fall nun eine Stagnation, nachdem zuvor ein Rückgang erwartet worden war. Hier peilt Pfizer jetzt 2,85 bis 2,95 Dollar an.
Biontech und Pfizer starten Impfstudie mit bis zu 30 000 Menschen Das Mainzer Biopharma-Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer haben mit den entscheidenden Tests zu einem ihrer Impfstoff-Kandidaten begonnen. "Heute starten wir unsere globale Studie, die bis zu 30 000 Teilnehmer umfassen wird", sagte Biontech-Vorstandschef Ugur Sahin am Dienstag laut einer Mitteilung. Mit der klinischen Studie der Phase II/III soll unter anderem gezeigt werden, ob der Wirkstoff BNT162b2 tatsächlich vor einer Infektion mit Sars-CoV-2 schützt.
Luxusgüterkonzern LVMH erleidet in Corona-Krise Gewinneinbruch
Dem Luxusgüterkonzern LVMH sind im ersten Halbjahr im Zuge der Corona-Pandemie Umsatz und Ergebnis weggebrochen. So war der für LVMH wichtige internationale Tourismus nahezu lahmgelegt. Die Geschäfte sowie auch die Produktion waren weltweit nahezu komplett über mehrere Monate geschlossen. Die Ergebnisse, die der Konzern mit Marken wie Louis Vuitton, Givenchy oder Fendi am Montagabend nach Börsenschluss mitteilte, lagen dabei unter den Erwartungen.
Delivery Hero hebt nach starkem Quartal Jahresprognose an
Der Essenslieferdienst Delivery Hero schraubt dank seines starken Wachstums in der Corona-Krise die Prognosen für das Gesamtjahr in die Höhe. Die Berliner sind einer der großen Profiteure der Pandemie, die den Trend zum Bestellen von Essen im Internet antrieb. Im Gesamtjahr wird nun ein Umsatz zwischen 2,6 und 2,8 Milliarden Euro angestrebt, wie das MDax-Unternehmen am Dienstag in Berlin mitteilte. Analysten hatten bereits Werte um die 2,7 Milliarden Euro auf dem Zettel, Delivery Hero selbst stellte bisher 2,4 bis 2,6 Milliarden in Aussicht.
Hella verschärft Sparkurs wegen Corona-Krise - Stellenabbau geplant
Die Folgen der Corona-Krise machen dem Licht- und Elektronikspezialisten Hella erheblich zu schaffen. Wegen der Belastungen durch die Pandemie verschärft der Autozulieferer nicht nur seinen Sparkurs und baut Hunderte Stellen ab, sondern er muss auch einen deutlichen Umsatz- und Ergebnisrückgang im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/2020 verkraften. Entsprechend zurückhaltend blickte Konzernchef Rolf Breidenbach am Dienstag auf das laufende neue Geschäftsjahr. Er erwartet, dass der Wettbewerb intensiver wird und der Kostendruck weiter zunimmt.
rtr/dpa-AFX/fh