Investoren befürchten, dass der seit 17 Monaten anhaltende Handelskonflikt zwischen den USA und China das weltweite Wachstum bremst, und richten ihr Augenmerk auf den 15. Dezember - dann könnten neue US-Strafzölle auf chinesische Einfuhrwaren in Kraft treten.
"Die weltweiten Aktienmärkte bleiben eine Geisel der unaufhörlichen Stimmungsschwankungen in den Handelsgesprächen zwischen den USA und China", sagte Rupert Thompson, Chefanalyst beim Vermögensverwalter Kingswood. Die Kernfrage sei nun, ob die Verhandlungen genügend Fortschritte machten, damit US-Präsident Donald Trump die für Sonntag geplanten Zollerhöhungen verschieben könne. "Wir gehen davon aus, dass dies gelingt und dass ein Teilabkommen in den kommenden Wochen/Monaten erreicht werden kann."
Wie stark der Konflikt die Wirtschaft schon belastet, zeigten die jüngsten chinesischen Exportdaten. Die Ausfuhren gingen im November den vierten Monat in Folge zurück. Das drückte den Ölpreis - Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich um 1,2 Prozent auf 63,62 Dollar, leichtes US-Öl kostete mit 58,45 Dollar 1,3 Prozent weniger.
UMFRAGEN SEHEN TORIES WEITER VORN - PFUND STEIGT
In Großbritannien bauten die Konservativen um Premierminister Boris Johnson wenige Tage vor der Parlamentswahl laut einer Umfrage des Instituts Survation ihren Vorsprung auf die oppositionelle Labour Party auf 14 von neun Prozentpunkten aus. "Eine klare Mehrheit der Tories dürfte zu einer Verabschiedung des Brexit-Deals von Premierminister Johnson führen und dadurch die Unsicherheit rund um den EU-Ausstieg reduzieren", sagte Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. Das hievte das Pfund Sterling auf ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 1,1912 Euro. Zur US-Valuta war es mit 1,3180 Dollar so teuer wie zuletzt vor acht Monaten.
Die anstehenden Zinsentscheide in den USA und in Europa drückten die Renditen der zehnjährigen Anleihen. Experten gehen davon aus, dass die neue EZB-Chefin Christine Lagarde den Leitzins bei der Sitzung am Donnerstag nicht antastet. Kommendes Jahr könnte er aber um zehn Basispunkte gesenkt werden, sagte Mark Holman, Experte bei der Fondsverwaltung TwentyFour Asset Management. Auch die US-Notenbank Fed dürfte am Mittwoch ihren Kurs beibehalten.
OSRAM IM AUFWIND - ÜBERNAHME BRINGT ANLEGER IN WALLUNG
Bei den deutschen Aktienwerten sorgte ein Kurssprung bei Osram von gut 15 Prozent für Furore. Der österreichische Sensor-Spezialist AMS sicherte sich im zweiten Anlauf die Mehrheit an dem deutschen Lichttechnik-Konzern. Mit 44,44 Euro notierten die Titel sogar über dem Übernahmepreis von 41 Euro. "Es war alles andere als klar, dass AMS dieses Mal erfolgreich sein würde", sagte ein Börsianer. Daher müssten sich diejenigen Anleger, die auf Kursverluste gesetzt hätten, nun mit Osram-Titeln eindecken. Die in Zürich notierten AMS-Papiere verloren zeitweise 6,1 Prozent.
Die Aussicht auf Milliardeneinnahmen aus dem Verkauf des Asien-Geschäfts ermunterte Anleger zum Einstieg bei Tesco. Die Aktien der britischen Supermarktkette stiegen bis zu 5,9 Prozent auf ein Sieben-Wochen-Hoch von 246 Pence. Tesco prüft nach Angaben vom Wochenende einen Verkauf seines Thailand- und Malaysia-Geschäfts. Die Analysten des Vermögensverwalters Alliance Bernstein taxieren den Wert dieser Sparten auf umgerechnet bis zu 86 Milliarden Euro.
rtr