Die Börse weiß grad nicht, was sie machen soll: Gestern belasteten neue Banken-Sorgen aus den USA die Kurse. Doch am Abend vermeldeten die Tech-Aktien von Alphabet und Microsoft gute Quartalszahlen. Die Verwirrung ist komplett. In Deutschland stehen heute Vonovia und Rheinmetall im Fokus.
Europas Anleger haben sich zur Wochenmitte zurückgezogen. "Die Furcht vor einer globalen Konjunkturabschwächung und einer Bankenkrise ist wieder aufgeflammt und haben den Optimismus der Investoren deutlich gedämpft", sagte Analyst Pierre Veyret vom Handelshaus ActivTrades. Der DAX lag am Mittwochnachmittag 0,6 Prozent tiefer bei 15.769 Punkten, der EuroStoxx50 verlor ein Prozent auf 4335 Zähler.
Für Nervosität sorgte der anhaltende Ausverkauf bei den Aktien der US-Krisenbank First Republic. Die Titel büßen im vorbörslichen US-Handel rund 15 Prozent ein, nachdem sie am Dienstag um rund 49 Prozent auf ein Rekordtief abgestürzt waren. Analysten blicken angesichts des massiven Einlagenabflusses bei dem Regionalinstitut mit Sorge auf die Rettungsbemühungen. Die Bank prüfe mehrere Optionen, wie den Verkauf von Vermögenswerten oder die Gründung einer Bad Bank, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person zu Reuters.
Solide Geschäftszahlen großer Konzerne haben die US-Börsen am Mittwoch gestützt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte lag kaum verändert bei 33.525 Punkten. Der breiter gefasste S&P500-Index stand 0,1 Prozent fester bei 4077 Punkten. Die Tech-Börse Nasdaq lag rund ein Prozent im Plus.
Eine anhaltend große Nachfrage nach Cloud-Angeboten hatte Microsoft überraschend starke Quartalsergebnisse beschert und trieb die Aktien um mehr als sieben Prozent auf den höchsten Stand seit zwölf Monaten. Die Mega-Übernahme des Videospiele-Machers Activision wird indes von den britischen Kartellbehörden blockiert. Activision-Papiere sanken um mehr als zehn Prozent.
Glänzen konnten hingegen Boeing mit einem Umsatzanstieg, was die Aktien des Flugzeugbauers um 3,8 Prozent antrieb. Die Gewinnprognosen für die S&P 500-Unternehmen haben sich insgesamt aufgehellt. Analysten rechnen im Schnitt mit Gewinnrückgängen im ersten Quartal um 3,9 Prozent, verglichen mit einer Schätzung von einem Minus von 5,2 Prozent zu Beginn der Berichtssaison. Doch das sich eintrübende Verbrauchervertrauens verstärke die Besorgnis über bevorstehenden niedrigere Ausgaben, betonte Susannah Streeter, Leiterin für Geld und Märkte bei Hargreaves Lansdown.
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Nun richteten die Anleger ihren Blick auf die Geschäftszahlen der Facebook-Mutter Meta, die nach US-Börsenschluss am Mittwoch geplant sind.
Bei den Einzelwerten stand Vonovia mit einem Kursplus von vier Prozent im Rampenlicht. Deutschlands größter Immobilienkonzern verkauft einen Anteil an einem Wohungsportfolio für eine Milliarde Euro an den Finanzinvestor Apollo. Lesen Sie dazu auch: Vonovia-Aktie startet durch – kommt jetzt die Immo-Rally?
Unter Druck geriet dagegen die Aktie von Varta. Die Titel des Batterieherstellers verloren nach enttäuschenden Zahlen 4,3 Prozent.
DAX-Gewinner und DAX-Verlierer am Mittwoch
Am Mittwochnachmittag notieren die Papiere von Vonovia mit plus 2,37 Prozent an der Spitze des DAX. Dahinter folgen E.ON mit plus 0,76 Prozent und Covestro mit plus 1,02 Prozent.
Auf der anderen Seite des DAX verlieren Rheinmetall mit minus 4,87 Prozent am meisten, gefolgt von Brenntag mit minus 2,38 Prozent und Deutsche Post mit minus 2,01 Prozent.
Anleihen sind gefragt, während der Dollar verliert
Die Furcht der Anleger vor den Folgen der gestiegenen Zinsen für die Banken und die Weltwirtschaft machten die als sicher angesehenen Staatsanleihen begehrt. Im Gegenzug fiel die Rendite von zehnjährigen Bundesanleihen auf bis zu 2,311 Prozent von zuvor 2,378 Prozent. Die US-Währung geriet nach den jüngsten Zuwächsen hingegen unter Druck. Der Dollar-Index, der den Wert des Greenbacks gegenüber anderen wichtigen Devisen misst, verlor 0,4 Prozent auf 101,40 Punkte. Der Euro gewann im Gegenzug 0,7 Prozent auf 1,1050 Dollar. Gefragt waren Industriemetalle wie Kupfer, Zink, Blei, Nickel und Aluminium, die zwischen 0,4 und ein Prozent zulegten. Eine schwächere US-Devise macht in Dollar gehandelte Rohstoffe billiger für Investoren in anderen Währungsräumen.
Rezessionssorgen drückten die Ölpreise. Die Nordsee-Rohölsorte Brent verbilligte sich um ein Prozent auf 79,95 Dollar pro Barrel (159 Liter). Der Preis für die leichte US-Sorte WTI fiel um 0,8 Prozent auf 76,48 Dollar pro Barrel.
(Mit Material von Reuters)