Vor einer neuen Gesprächsrunde zwischen den Regierungen in Washington und Peking blieb die Stimmung angespannt. Der Volatilitätsindex für den EuroStoxx50 sprang auf den höchsten Stand seit Mitte Januar. An den US-Börsen zeichnete sich ein schwächerer Start ab. US-Präsident Donald Trump hatte am Sonntag per Twitter angekündigt, ab Freitag chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar mit einem Zollsatz von 25 Prozent zu belegen. Die Gespräche in Washington sind für Donnerstag und Freitag angesetzt. "Ob die Trump-Administration taktische Finten anwendet, um kurz vor einem Deal die Details zu verbessern, oder ob sich eine mehrjährige Eiszeit in den internationalen Handelsbeziehungen ankündigt, ist weiterhin offen", sagte Ulrich Stephan, Anlagestratege bei Deutsche Bank. Die zunehmende Unsicherheit könnte den Dax in dieser Woche die Marke von 12.000 Punkten kosten, prognostizierte Stratege Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. WIRECARD NACH PROGNOSEANHEBUNG AUF HÖHENFLUG

Bei Laune hielt Anleger zur Wochenmitte das Wachstum von Siemens. Die Aktien stiegen um bis zu 5,5 Prozent und markierten ein Sieben-Monats-Hoch. Damit führten die Papiere die Dax-Gewinnerliste an. Der Münchner Industriekonzern baute seinen Quartalsgewinn weit stärker aus als erwartet. Sehr gut kam auch die geplante Abspaltung der Energiesparte an, die im kommenden Jahr eigenständig an der Börse gelistet werden soll. Das sei ein großer Schritt in die richtige Richtung, hieß es bei der Investmentbank Jefferies. "Wir betonen seit einiger Zeit, dass Siemens einfacher werden sollte und werden wird." Auch andere Industrie-Aktien legten im Fahrwasser von Siemens zu: Der Sektorindex verzeichnete mit einem Plus von einem Prozent den größten Anstieg seit vier Wochen.

Im Finanzsektor legten Aktien von Wirecard bis zu 4,1 Prozent auf 139 Euro zu. Wegen des boomenden Online-Handels erwartet der Zahlungsabwickler für dieses Jahr einen noch stärkeren Gewinnanstieg als bisher. Es bewahrheite sich, dass das beschleunigte operative Gewinnwachstum 2018 keine Eintagsfliege, sondern nur der Anfang gewesen sei, konstatierten die Analysten von Baader Helvea. Rund ein Prozent schwächer notierten Commerzbank nach der Bilanzvorlage. Das Institut setzt nach dem Scheitern der Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank vorerst auf eine Zukunft ohne Partner.

GEWINNEINBRUCH BEI VESTAS VERSCHRECKT ANLEGER

Bei Heidelberger Druck gingen die Anleger nach einem trüben Ausblick in Deckung. Die Aktien verloren mehr als vier Prozent. Der Maschinenbauer hat sein Ziel aufgegeben, bis 2022 drei Milliarden Euro Umsatz zu erzielen.

Aktien von Münchener Rück verloren rund anderthalb Prozent, nachdem der Gewinn des Rückversicherers im ersten Quartal um ein Viertel eingebrochen war.

Auch Aktien des dänischen Windturbinenherstellers Vestas gingen nach einem Gewinneinbruch im ersten Quartal auf Talfahrt. Die Papiere verloren bis zu fünf Prozent auf den tiefsten Stand seit Ende März. Auch die Titel des Rivalen Siemens Gamesa gaben ein Prozent ab.

In London blieben die E-Zigaretten-Umsätze von Imperial Brands hinter den Erwartungen zurück. Die Aktien des britischen Gauloises-Herstellers fielen um mehr als vier Prozent.

rtr