Trotz starker Firmenbilanzen geht es an den Aktienmärkten seit einigen Tagen nicht weiter voran, was einige Börsianer mittlerweile als Warnsignal werten. "Die Luft ist raus. Das deutet darauf hin, dass eine Konsolidierung unmittelbar bevorsteht", sagte ein Händler. Seit Jahresbeginn hat der Dax rund elf Prozent gewonnen.
Ein Renditesprung an den Anleihemärkten zu Wochenbeginn drückte zudem nachhaltig auf die Stimmung der Anleger und schürte frische Inflationssorgen. Die Verzinsung der zehnjährigen Bundestitel gab indes auf minus 0,216 Prozent nach, nachdem sie am Montag bei minus 0,16 Prozent ein 14-Monats-Hoch markiert hatte. Genährt werden die Inflationsspekulationen von der Aussicht auf ein beschleunigtes Weltwirtschaftswachstum. Die Lockerung der Pandemie-Restriktionen in den USA und Großbritannien nehme Fahrt auf, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Europa holt bei den Massen-Impfungen rasch auf und wird im Sommer ein ähnliches Niveau erreichen." Dies schüre die Hoffnung auf eine Normalisierung des Lebens. Die explodierenden Corona-Fallzahlen in Indien zeigten allerdings, dass die Erholung ungleichmäßig verlaufe.
Am Rohölmarkt spielten der mögliche Nachfrage-Rückgang beim wichtigen Abnehmer Indien nur eine untergeordnete Rolle. Investoren setzten auf eine anziehende Reise-Tätigkeit in den westlichen Industrienationen, sagte Analyst Ash Glover vom Brokerhaus CMC. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 1,3 Prozent auf 68,42 Dollar je Barrel (159 Liter). Im Windschatten gewann der europäische Aktienindex für die Öl- und Gasbranche 1,2 Prozent.
GUT, ABER NICHT GUT GENUG
Ein Minus von 1,6 Prozent wies hingegen der europäische Tech-Sektor auf, der Auto-Index gab rund ein Prozent ab. Vor allem die Automobilbranche hat angesichts von Produktions- und Lieferengpässen in der Halbleiterindustrie momentan Probleme. Die Aktien von Infineon fielen um 4,4 Prozent, obwohl der Chip-Hersteller im Quartal besser abschnitt als gedacht und seine Jahresziele anhob. Allerdings gehen dem Halbleiter-Konzern durch den Chip-Mangel Erlöse durch die Lappen - ein Zustand, der laut Infineon noch bis 2022 andauern könnte.
Auch bei Teamviewer und Hellofresh machten Anleger trotz starker Wachstumszahlen Kasse. Die Papiere der Softwarefirma und des Kochbox-Versenders fielen um bis zu acht Prozent. Es sei unklar, wie sich das Konsumverhalten nach Überwindung der Pandemie entwickeln werde, gaben die Experten der Bank JPMorgan zu bedenken. Elektronik-, Software- und Internet-Werte hatten von den Beschränkungen des öffentlichen Lebens in den vergangenen Monaten profitiert.
Auf dieser Erfolgswelle sieht sich der Wohnmobil-Anbieter Trigano noch länger reiten. In der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres steigerte das Unternehmen seinen Gewinn den Angaben zufolge um 74 Prozent auf 114,4 Millionen Euro. Die Titel legten daraufhin in Paris um fast zwölf Prozent zu, so stark wie zuletzt vor einem halben Jahr.
rtr