Die G20-Finanzminister hatten am Wochenende bei ihrem Treffen in Baden-Baden auf Druck von Washington auf die seit Jahren übliche Ablehnung jeder Form von Protektionismus verzichtet. "Die Rolle der USA als Hüterin des freien Welthandels ist für lange, lange Zeit zerstört", sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. "Welche künftige US-Administration könnte denn noch andere glaubhaft zu Freihandel ermahnen?" An der Wall Street sorgte dies ebenfalls für Nervosität. Die größten Indizes kamen zu Handelsbeginn kaum vom Fleck.
NAHENDER BREXIT NIMMT PFUND STERLING WIND AUS DEN SEGELN
Der verbale Abschied vom Freihandel machte auch dem Dollar zu schaffen. Im Gegenzug stieg der Euro um etwa einen Viertel US-Cent auf 1,0757 Dollar. Börsianern zufolge profitierte die Gemeinschaftswährungen auch von Spekulationen auf Zinserhöhungen der EZB.
Beim Pfund Sterling machten die Anleger derweil Kasse: Die Aussicht auf einen Antrag zum Austritt aus der EU in der nächsten Woche nahm dem Pfund Wind aus den Segeln und drückte es unter die Marke von 1,24 Dollar.
TV-DUELL IM FRANZÖSISCHEN WAHLKAMPF MACHT ANLEGER NERVÖS
Daneben warteten Investoren auf das erste TV-Duell der Kandidaten für das Amt des französischen Staatspräsidenten am Abend. "Die Bedeutung dieser Debatte darf nicht unterschätzt werden", sagte Anlagestratege Antoine Bouvet von Mizhuo Bank. Jüngsten Umfragen zufolge liegen für die erste Runde der französischen Präsidentschaftswahl am 23. April der pro-europäische, unabhängige Kandidat Emmanuel Macron und Marine Le Pen vom rechtsextremen Front National gleichauf. Letztere will ihr Land aus der Euro-Zone führen. Die Stichwahl finde am 7. Mai statt.
Vor diesem Hintergrund trennten sich einige Investoren von französischen Staatsanleihen. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Titel auf 1,123 Prozent von 1,106 Prozent am Freitag.
ENTTÄUSCHTE SPEKULATIONEN MACHEN HUGO BOSS ZU SCHAFFEN
Bei den Aktienwerten stand die Deutsche Bank im Rampenlicht. Am Tag vor Beginn der Zeichnungsfrist für die rund acht Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung verloren die Aktien des Geldhauses bis zu 4,6 Prozent auf 17,03 Euro. Die neuen Papiere werden wie erwartet zum Preis von je 11,65 Euro ausgegeben.
Im MDax rutschten Hugo Boss um 5,7 Prozent ab. Spekulationen auf einen Einstieg des aktivistischen Investors Albert Frere waren enttäuscht worden.
rtr