Dax und EuroStoxx50 gewannen am Freitag jeweils 0,9 Prozent auf 12.054 und 3359 Punkte. An den US-Börsen zeichnete sich ein freundlicher Börsenstart ab. Das Pfund präsentierte sich stabil bei 1,2665 Dollar. Strategen sehen aber schwere Zeiten auf Pfund-Anleger zukommen.

An den Finanzmärkten wird befürchtet, dass ein härterer Kurs Großbritanniens gegenüber der EU die Devise in den kommenden Monaten belastet. Als einer der Favoriten für Mays Posten wird Brexit-Befürworter und Ex-Außenminister Boris Johnson gehandelt. Sollte Johnson in Mays Fußstapfen treten, rechnen die Experten des Analysehauses Oanda mit einem Kursrutsch des Pfund bis auf 1,20 Dollar. "Mit May verschwinden auch alle Hoffnungen auf ein Brexit-Abkommen", sagte Portfoliomanager Mark Dowding vom Vermögensverwalter BlueBay. Ein harter Brexit werde wahrscheinlicher, wobei es für den neuen Premierminister schwer werde, diesen durch das Parlament zu bekommen. "Konsequenterweise steigt das Risiko von Neuwahlen." Dowding rechnet damit, dass das Pfund auf die Tiefststände nach dem Brexit-Abkommen fallen könnte. In den beiden vergangenen Wochen verlor das Pfund bereits rund drei Prozent und fiel zeitweise auf ein Viereinhalb-Monats-Tief von 1,2603 Dollar.

ANLEGER GEBEN HOFFNUNG AUF HANDELSDEAL NICHT AUF

Beim zweiten Dauerbrenner-Thema, dem Zollstreit zwischen den USA und China, schöpfen Anleger Hoffnung aus der Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, der Streit wegen des Netzwerk-Ausrüsters Huawei könnte im Rahmen eines Handelsabkommens zwischen den USA und China beigelegt werden. "Oberflächlich erscheinen diese Töne versöhnlicher", sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. "Dennoch sind wir einer Lösung keinen Schritt näher." Der Disput werde sich voraussichtlich den gesamten Sommer hinziehen.

Auch am Rohölmarkt trieben Schnäppchenjäger die Kurse. Brent verteuerte sich um 1,2 Prozent auf 68,60 Dollar je Barrel (159 Liter). Dennoch steuerte die Ölsorte aus der Nordsee auf den größten Wochenverlust seit etwa einem Jahr zu, da die Furcht vor den Folgen des Zollstreits auf die Weltwirtschaft und steigende US-Rohölbestände auf die Stimmung drückten.

VOM MAUERBLÜMCHEN ZUM ANLEGER-LIEBLING

Zu den Favoriten am deutschen Aktienmarkt gehörten Werte, die in den vergangenen Tagen unter die Räder gekommen waren. Hierzu gehörten vor allem die Autobauer BMW, Daimler und Volkswagen, deren Titel sich um bis zu ein Prozent verteuerten.

Rund ein Prozent zulegen konnten auch Wirecard. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge liebäugeln die beiden US-Konkurrenten Global Payments und Total System mit einem Zusammenschluss. Dies schüre Fusionsfantasien innerhalb der Zahlungsabwicklungsbranche, sagte ein Aktienhändler.

In Paris steuerten die Aktien von Casino mit einem Kursplus von zeitweise knapp 17 Prozent auf den größten Tagesgewinn der Firmengeschichte zu. Anleger reagierten erleichtert auf den Gläubigerschutz für Rallye, dem Mehrheitsaktionär des französischen Einzelhändlers. Rallye-Titel brachen um mehr als 60 Prozent ein und waren mit 2,80 Euro so billig wie noch nie.

rtr