"Die Märkte waren nach dem Trump-Wahlsieg etwas euphorisch und kommen nun zu der Erkenntnis, dass das geplante Konjunkturprogramm nicht für alle positiv sein wird ", sagte Rabobank-Anlagestratege Lyn Graham-Taylor. Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets verwies auf einen anderen Aspekt. "Wir leben in einer Welt der zwei Geschwindigkeiten. Die amerikanischen Börsen antizipieren eine Wachstumsbeschleunigung und höhere Inflation 2017, die europäischen Märkte sehen maues Wachstum und geringe politische Planungssicherheit."

STARKE DATEN GEBEN US-WÄHRUNG AUFTRIEB



Unterdessen kletterte der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, auf 101,62 Punkte - den höchsten Stand seit fast 14 Jahren. Der Euro war mit 1,0562 Dollar so billig wie zuletzt vor etwa einem Jahr. Zusatzschub bekam die US-Währung vom überraschend starken Anstieg der Auftragseingänge für langlebige US-Güter. Das Plus fiel mit 4,8 Prozent mehr als drei Mal so hoch aus wie erwartet und schürte damit Spekulationen, dass die US-Notenbank nach ihrer für Dezember erwarteten Anhebung die Zinsen 2017 rasch weiter erhöhen wird.

Bei den Staatsanleihen gerieten die Kurse nach einer Reuters-Meldung über Pläne der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Belebung des Handels in Bewegung. Der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, drehte ins Minus und notierte 60 Ticks tiefer bei 160,79 Punkten. Insidern zufolge wollen die Währungshüter es Banken erleichtern, von der EZB gehaltene Bonds auszuleihen, um diese für kurzfristige Kreditgeschäfte einzusetzen. Geplant seien unter anderem geringere Gebühren und niedrigere Anforderungen für Sicherheiten. Die EZB lehnte eine Stellungnahme zu diesem Thema ab. Die Notenbank schöpft monatlich Schuldtitel im Volumen von 80 Milliarden Euro ab, um die Renditen niedrig zu halten und die heimische Konjunktur anzukurbeln.

STAHLWERTE GEFRAGT - INFINEON-ZAHLEN GEFALLEN AUF 2. BLICK



Am Aktienmarkt griffen Investoren bei Stahlwerten beherzt zu, nachdem Trump bekräftigt hatte, die US-Produktion voranzutreiben. Dies verhalf ThyssenKrupp, Salzgitter und ArcelorMittal zu Kursgewinnen von bis zu 1,6 Prozent. Die US-Konkurrenten AK Steel, United Steel und Zeus, die am Dienstag als Reaktion auf die Trump-Äußerungen jeweils mehr als zehn Prozent zugelegt hatten, notierten im vorbörslichen US-Geschäft jeweils etwa ein Prozent tiefer.

Infineon kletterten nach anfänglichen Verlusten zeitweise auf ein 14-1/2-Jahres-Hoch von 16,70 Euro. Die Anhebung der mittelfristigen Margenziele gefalle den Investoren, sagten Börsianer. Allerdings enttäusche das angepeilte Umsatzplus von sechs Prozent im kommenden Jahr.

Unter Druck gerieten dagegen die italienischen Banken. Das nahende Referendum drückte den Branchenindex drei Prozent ins Minus. Am 4. Dezember lässt Ministerpräsident Matteo Renzi über eine Verfassungsreform abstimmen, die der Zentralregierung mehr Macht verspricht. Analysten befürchten, dass eine Ablehnung es den Banken erschwert, Geld für ihre geplanten milliardenschweren Kapitalerhöhungen aufzutreiben. Sie brauchen die Mittel, da sie auf faulen Krediten im Volumen von 300 Milliarden Euro sitzen.

rtr