Das deutsche Börsenbarometer fiel 2,6 Prozent auf 12.260,29 Punkte, das europäische 2,7 Prozent auf 3361,34 Zähler. An der Wall Street büßten die Indizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 über ein Prozent ein.

Die entscheidende Frage sei, ob es sich nach der Rally der vergangenen Monate nur um eine Korrektur oder den Auftakt einer langfristigen Talfahrt handele, schrieben die Analysten des Vermögensverwalters Lombard Odier in einem Kommentar. Ihre Kollegen von der Vermögensverwaltung der US-Bank Goldman Sachs tendierten zu Ersterem: Aktien seien weiterhin attraktiv. "Das starke Wirtschaftswachstum treibt die Gewinnprognosen in die Höhe." Ähnlich urteilte Luca Paolini, Chef-Anlagestratege des Vermögensverwalters Pictet. Die Aktienmärkte hätten zwar kaum noch Luft nach oben. "Die Zeichen deuten aber darauf hin, dass der Markt seinen Gipfel - noch - nicht erreicht hat."

ANLEIHERENDITEN IN DEUTSCHLAND UND DEN USA ZIEHEN AN



Deutsche Anleihen warfen Investoren ebenfalls aus ihren Depots. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 0,808 Prozent. Grund hierfür sei die Vergabe des Finanzministeriums an die SPD bei der geplanten Neuauflage der großen Koalition, sagte Anlagestratege Daniel Lenz von der DZ Bank. "Das bedeutet mehr Sozialausgaben und vielleicht eine weniger restriktive Haltung gegenüber den südeuropäischen Staaten." Spekulationen auf eine wachsende Staatsverschuldung als Folge der US-Steuerreform hievten die Rendite der zehnjährigen Treasury Bonds auf 2,884 von 2,832 Prozent.

Am Devisenmarkt verteuerte sich das Pfund Sterling auf bis zu 1,4065 von zuvor 1,3883 Dollar. Die britische Notenbank tastete den Leitzins zwar nicht an, signalisierte aber, dass sie die Zügel "etwas früher und in etwas stärkerem Maße" anziehen könnte als erwartet. "Jetzt sieht es so aus, dass wir vor zwei Zinserhöhungen in diesem Jahr stehen - eine im Mai und eine im Herbst", sagte Jacob Deppe, Chef-Händler des Online-Brokers Infinox.

DIVIDENDENVERSPRECHEN VON COMMERZBANK GEFÄLLT INVESTOREN



Die Aussicht auf die Wiederaufnahme einer Dividendenzahlung beflügelte die Commerzbank-Aktien zunächst. Diese Ankündigung habe ebenso positiv überrascht wie das Nettoergebnis, so die Analysten von Independent Research. Die Anteilsscheine des Geldhauses konnten sich dem Sog des fallenden Gesamtmarktes allerdings nicht entziehen und schlossen 2,4 Prozent im Minus.

In London rutschten die Papiere von Thomas Cook um 3,9 Prozent ab, obwohl der Quartalsverlust des Touristik-Konzerns zurückging und die "Condor"-Mutter ein wachsendes Fluggeschäft in Aussicht stellte. Der harte Wettbewerb bei Spanien-Reisen bereite Anlegern Kopfschmerzen, weil er auf die Gewinnmargen drücke, sagte Analyst Neil Wilson vom Brokerhaus ETX Capital.

An der Wall Street schossen die Titel von Twitter dagegen gut 30 Prozent in die Höhe - so stark wie noch nie. Der Kurznachrichtendienst verbuchte unter anderem dank eines strengen Sparkurses erstmals in der zwölfjährigen Firmengeschichte einen Gewinn. Außerdem sei der Umsatz erstmals seit mehreren Quartalen wieder gestiegen, sagte Analyst Michael Pachter von der Investmentbank Wedbush.

rtr