Der Dax fiel am Dienstag zeitweise auf ein Vier-Monats-Tief von 12.877,48 Punkten und lag am frühen Nachmittag noch 0,3 Prozent im Minus bei 12.993 Zählern. Der EuroStoxx50 verlor 0,4 Prozent auf 3632 Stellen, die Mailänder Börse lag knapp im Minus. Am Montag hatten diese drei Marktbarometer jeweils ihren größten Tagesverlust seit dreieinhalb Jahren erlitten. Binnen eines Tages schrumpfte die Marktkapitalisierung der weltweiten Aktienbörsen um 1,5 Billionen Dollar. Dies entspricht der deutschen Wirtschaftsleistung von knapp fünf Monaten.
EXPERTE - KURSVERLUSTE SIND "GESUNDE KORREKTUR"
"Insgesamt erachten wir die aktuelle Marktkorrektur nach den jüngsten starken Kurszuwächsen in der Eurozone aber als gesund", sagte Robert Greil, Chef-Anlagestratege des Bankhauses Merck Finck. Ein ausgewachsener Aktiencrash sei nicht zu erwarten. Schließlich habe die chinesische Regierung Konjunkturprogramme angekündigt und die meisten Notenbanken griffen der Wirtschaft mit einer anhaltend lockeren Geldpolitik unter die Arme. Die Coronavirus-Krise zehrte dennoch weiter an den Nerven der Anleger. Die Volatilitätsindizes VDax und VStoxx, die die Nervosität der Anleger messen, kletterten am Dienstag auf den höchsten Stand seit einem halben Jahr. Damit verdoppelten sie sich binnen weniger Tage.
Vor diesem Hintergrund trennten sich Investoren erneut von Luftfahrtwerten, die besonders stark unter verhängten Reise-Beschränkungen leiden. Die Aktien von Lufthansa, Air France-KLM und der British Airways-Mutter IAG sowie der beiden führenden Billig-Flieger Ryanair und EasyJet büßten bis zu 1,4 Prozent ein. Die Titel der Kreuzfahrt-Reederei Carnival, zu der die wegen eines Coronavirus-Ausbruchs an Bord in Japan festsitzende "Diamond Princess" gehört, fielen zeitweise auf ein Fünf-Jahres-Tief von 2710 Pence. Bei Meggitt überschatte die Warnung vor Einbußen durch die Epidemie die soliden Geschäftszahlen, sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets. Die Papiere des Luftfahrtindustrie-Zulieferers verloren in London 2,6 Prozent.
GEWINNMITNAHMEN BEI GOLD - ÖLPREIS ERNEUT UNTER DRUCK
Die "Krisen-Währung" Gold konnte von der anhaltenden Verunsicherung allerdings vorerst nicht mehr profitieren. Hier machten Investoren Kasse, nachdem das Edelmetall zum Wochenauftakt auf ein Sieben-Jahres-Hoch geklettert war. Am Dienstag büßte es 0,6 Prozent auf 1650,28 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) ein. Gefragt blieben dagegen die ebenfalls als sicher geltenden Bundesanleihen. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Viereinhalb-Monats-Tief von minus 0,513 Prozent.
Die Furcht vor einer Konjunkturabkühlung und einer schwächeren Nachfrage machte Rohöl zu schaffen. "Zudem kommen Zweifel an der Bereitschaft der OPEC+ auf, die notwendigen Produktionskürzungen zu verlängern und auszuweiten", sagte Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um bis zu 0,6 Prozent auf 55,98 Dollar je Barrel (159 Liter).
rtr