In den USA signalisierten die Terminkontrakte ebenfalls einen schwächeren Handelsauftakt.
Die höheren Ölpreise seien eine Belastung für eine Erholung der Weltwirtschaft, sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Brokerhaus CMC Markets. Derzeit hielten sich aber die Abschläge an den Aktienmärkten in Grenzen. Das zeige, dass die Investoren derzeit nicht mit einer Eskalation bis hin zu einer militärischen Auseinandersetzung in der Region rechneten.
Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um zeitweise knapp 20 Prozent und kostete mit 71,95 Dollar je Barrel (159 Liter) so viel wie zuletzt vor vier Monaten, gab im Handelsverlauf aber einen großen Teil des Anstiegs wieder ab.
Bei den Angriffen auf saudi-arabische Ölanlagen vom Wochenende wurden fünf Prozent der weltweiten Rohöl-Produktion lahmgelegt. Die USA machen den Iran für die Drohnen-Attacken verantwortlich, zu denen sich die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen aus dem Bürgerkriegsland Jemen bekannt haben. Iran weist die Anschuldigungen zurück.
Solange es nicht zu einer Eskalation der Situation kommt, dürften sich Marktexperten zufolge die Auswirkungen auf den Ölpreis in Grenzen halten. "Vor dem Angriff haben alle über ein Überangebot geredet. Und die Förderung von US-Schieferöl könnte ausgeweitet werden und so einen starken Preisanstieg verhindern", sagte Rupert Thompson, Chefanalyst beim Vermögensverwalter Kingswood.
ÖLKONZERN SAUDI ARAMCO UNTER DRUCK
Einige Anleger nahmen Kurs auf "sichere Häfen". Die "Antikrisen-Währung" Gold verteuerte sich um bis zu 1,6 Prozent auf 1511,91 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Auch die Schweizer Währung war gefragt. Der Dollar verbilligte sich dadurch um bis zu 0,3 Prozent auf 1,0925 Franken. Anleihen waren ebenfalls begehrt: Die Rendite der deutschen Bundesanleihen sank im Gegenzug auf minus 0,444 Prozent.
Nach den Drohnenangriffen auf seine Anlagen muss der staatliche Ölkonzern Saudi Aramco höhere Zinsen zahlen. Die Rendite der Anleihe mit Laufzeit bis 2049 stieg in der Spitze auf 4,057 Prozent, das ist so viel wie seit sechs Wochen nicht mehr. Einem Pressebericht zufolge erwägen Regierungsvertreter eine Verschiebung des Aramco-Börsengangs. Bevor die Pläne jedoch geändert würden, müsse Klarheit über die Schäden herrschen, berichtete das "Wall Street Journal".
Am Aktienmarkt deckten sich Investoren mit Werten aus der Ölbranche ein. So verteuerten sich die Titel der Förderer BP, OMV, Repsol, Shell und Total um bis zu 5,2 Prozent. Auch in den USA gehörten die Aktien von ExxonMobil oder Schlumberger zu den Gewinnern. Aus den Depots flogen dagegen Fluggesellschaften, da für diese Treibstoff der Hauptkostenfaktor ist. Die Aktien der Lufthansa und ihrer Rivalen Air France sowie der British Airways-Mutter IAG verloren zum Teil mehr als fünf Prozent.
rtr