Noch am Montag hatte der DAX an seinen positiven Trend angeknüpft und war deutlich gestiegen. Wieder aufgeflammte Konjunktursorgen drückten am Dienstag jedoch auf die Stimmung, so dass die Anleger Kasse machten. Ausgelöst wurden die jüngsten Konjunktursorgen durch tendenziell enttäuschende Daten zur deutschen Industrieproduktion. Diese hatte sich im Mai nicht so deutlich von dem scharfen Einbruch in der Corona-Krise erholt wie von Analysten erhofft. Gewinnmitnahmen und Kursverluste beim Dax-Schwergewicht Bayer haben Europas Börsen am Dienstag zusätzlich nach unten gezogen.

"Die staatlichen Hilfsprogramme fruchten nicht so, wie es sich die Initiatoren im Vorfeld erhofft hatten", schrieb Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Der Schaden in der Realwirtschaft sei enorm und habe tiefe Spuren bei etlichen Unternehmen aus fast allen Branchen hinterlassen. Es werde sich zeigen müssen, auf welchem Kursniveau sich der DAX einpendeln könne.

Die Aktien des Agrarchemie- und Pharmakonzerns Bayer gingen als DAX-Schlusslicht aus dem Handel. Der US-Bundesrichter Vince Chhabria hatte Zweifel an einem Teil des milliardenschweren Vergleichspakets um den umstrittenen Unkraut-Vernichter Glyphosat geäußert. Der Leverkusener Agrarchemie- und Pharmakonzern teilte mit, er nehme die Bedenken ernst und werde diese bei einer vorläufigen Anhörung am 24. Juli adressieren. Angeführt wurde der deutsche Leitindex von Wirecard. Die Aktien des durch einen Bilanzskandal gebeutelten Zahlungsdienstleister machten einen Sprung, nachdem der Insolvenzverwalter bekanntgab, Fortschritte bei der Verwertung der Konzernteile zu sehen. Für Teile des weltweit tätigen Unternehmens hätten sich bereits mehr als 100 Kaufinteressenten gemeldet. Gefolgt wurde Wirecard von Merck und BMW.

Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war


Deutsche-Bank-Chef: Gute Geschäfte auch im zweiten Quartal
Nach einem vergleichsweisen guten Jahresstart spürt die Deutsche Bank auch im zweiten Quartal trotz der Corona-Krise Rückenwind für ihr Geschäft. Der positive Trend habe angehalten - vor allem in der Investmentbank, sagte Konzernchef Christian Sewing am Dienstag in einer Videokonferenz.

Deutsche-Bank-Chef zu Wirecard: Hohe Hürden für mögliche Zukäufe
Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing dämpft die Erwartungen an einen möglichen Kauf von Teilen des insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard. Natürlich sei Zahlungstechnologie interessant für die Deutsche Bank als eine der führenden Banken im Zahlungsverkehr weltweit, sagte Sewing am Dienstag in einer Videokonferenz. "Wenn es dann eine potenzielle Gelegenheit gibt, sich mit Technologie zu befassen, bewerten wir das natürlich." Sewing betonte jedoch, Zukäufe müssten stets Wert für die Aktionäre schaffen. Vor allem aber müssten die neuen Teile besser sein als das eigene Angebot. "Das ist eine hohe Hürde", sagte Sewing.

Deutsche Bank holt sich Google als IT-Partner ins Haus
Die Deutsche Bank will ihre IT-Probleme unter anderem mit der Hilfe von Google > lösen. Die beiden Firmen wollen gemeinsam Finanzdienstleistungen entwickeln und anbieten, teilte die Deutsche Bank am Dienstag in Frankfurt mit. Das Finanzinstitut bekommt so zum einen Zugang zu den Cloud-Diensten der Alphabet-Tochter. Zum anderen wollen die beiden Unternehmen die nächste Generation technologiebasierter Finanzprodukte entwickeln. "Beide Parteien haben eine Absichtserklärung (Letter of Intent) unterzeichnet und planen, in den nächsten Monaten einen Vertrag mit mehrjähriger Laufzeit zu vereinbaren."

Kreise: Deutsche-Bank-Tochter DWS erwägt Verkauf von Investmentplattform IKS
Der zur Deutschen Bank gehörende Vermögensverwalter DWS erwägt laut Insidern einen Verkauf seiner Fondsplattform IKS. Der Vorstand erwäge einen teilweisen oder gar vollständigen Verkauf des IKS-Geschäfts, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag und bezog sich dabei auf mit der Sache vertraute Personen. IKS bedient demzufolge rund zwei Millionen Kunden mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 100 Milliarden Euro Euro. "Wir wägen im Rahmen unserer laufenden Beurteilung strategische Optionen für unsere Fonds-Management Plattform ab", hieß es dazu laut Bloomberg vom Unternehmen.

Gegenwind für Bayer: Richter sieht Teil der Glyphosat-Einigung kritisch
Bayer bekommt bei der angestrebten Milliardeneinigung im US-Rechtsstreit um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter Gegenwind. Konkret geht es dabei um den Teil des großangelegten Vergleichs, der mögliche künftige Fälle abdeckt. Bundesrichter Vince Chhabria beurteilt den diesbezüglichen Vorschlag der Streitparteien in einem Gerichtsdokument vom Montag (Ortszeit) als problematisch. "Wir nehmen die Bedenken des Richters ernst und werden auf sie bei der Anhörung zu einer vorläufigen Genehmigung am 24. Juli eingehen", teile Bayer mit. Die Aktien des Agrarchemie- und Pharmakonzerns sackten am Dienstag um mehr als sechs Prozent ab.

Lufthansa treibt Umbau voran - Wegfall von 1000 Verwaltungsstellen
Die Lufthansa treibt ihren radikalen Sparkurs in der Corona-Krise voran. In der Verwaltung der Lufthansa AG sollen 1000 von insgesamt etwa 5000 Stellen entfallen, wie die Fluggesellschaft am Dienstag in Frankfurt mitteilte. Die Anzahl der Jobs für Führungskräfte soll konzernweit um 20 Prozent beziehungsweise 200 Stellen verringert werden. Auch die Topetage bleibt von dem vom Vorstand beschlossenen zweiten Paket des Umbauprogramms nicht verschont.

HeidelbergCement muss Milliarden abschreiben
Der Baustoffkonzern HeidelbergCement muss im Zuge der Corona-Krise Milliarden abschreiben. Der überwiegende Teil betrifft dabei die zwei großen Übernahmen aus den vergangenen Jahren, Hanson und Italcementi, wie das Unternehmen am Montagabend in Heidelberg mitteilte. Die Wertberichtigungen belaufen sich dabei auf insgesamt 3,4 Milliarden Euro. Den größten Batzen muss HeidelbergCement dabei in Großbritannien abschreiben. Hier belastet nicht nur die Corona-Krise, sondern auch der anstehende Brexit.

BMW-Absatz bricht ein Viertel ein - Erholung in Asien
BMW hat im zweiten Quartal ein Viertel weniger Autos verkauft als ein Jahr zuvor. Vor allem in Europa und Amerika brachen die Absätze massiv ein, während sie in Asien bereits wieder anzogen, wie der Konzern am Dienstag in München mitteilte. "Eine erfreuliche Entwicklung sehen wir in China, wo unser Absatz im zweiten Quartal bereits wieder über dem des Vorjahres lag", sagte Vertriebsvorstand Pieter Nota. Insgesamt sank der Auto-Absatz um 25,3 Prozent auf 485 701.

IPO: Umstrittene US-Softwarefirma Palantir kündigt Börsengang an
Jetzt ist es offiziell: Die umstrittene US-Software-Firma Palantir will an die Börse. Das Management hat bei der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC einen vorläufigen Antrag auf Börsenzulassung eingereicht, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Bereits Mitte Juni hatte es Berichte über einen möglichen Börsengang gegeben. Das Management hatte einen Börsengang lange abgelehnt.

Experte: EY-Prüfberichte zu Wirecard könnten bald eingesehen werden
Gläubiger und Aktionäre haben unter bestimmten Voraussetzungen das Recht, die normalerweise streng geheimen Abschlussberichte von Wirtschaftsprüfern einzusehen. Das könnte im Fall Wirecard große Bedeutung haben, sagt Wirtschaftsprofessor Kai-Uwe Marten von der Universität Ulm. Seines Wissens nach wäre es das erste Mal, dass dieses Recht angewandt würde. Eingeführt wurde der entsprechende Paragraf 321a des Handelsgesetzbuches vor 16 Jahren infolge diverser Skandale.

Samsung rechnet dank solider Chip-Nachfrage mit Gewinnanstieg
Dank der soliden Chip-Nachfrage in der Coronavirus-Krise erwartet der Elektronikriese Samsung für das zweite Quartal einen deutlich höheren operativen Gewinn. Der Gewinn aus den Kerngeschäften werde im Jahresvergleich um knapp 23 Prozent auf 8,1 Billionen Won (etwa 6 Milliarden Euro) zulegen, teilte das südkoreanische Unternehmen am Dienstag in seinem Ergebnisausblick für die Monate April bis Juni mit. Die Zahlen lagen damit weit über den Markterwartungen. Samsung ist marktführend bei Speicherchips, Smartphones und Fernsehern.

Geländewagenhersteller Ineos hat Interesse an Daimler-Werk Hambach
Der britische Geländewagenhersteller Ineos Automotive hat Interesse am Daimler-Werk im französischen Hambach angemeldet. Man habe den Aufbau zweier eigener Werke in Wales und Portugal zunächst auf Eis gelegt und Gespräche über einen möglichen Kauf aufgenommen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Daimler bestätigte, dass Ineos ein potenzieller Käufer sei.

rtr/dpa-AFX/iw