Nach seinem Rekordhoch am Mittwoch ist der DAX am Freitag mit Spitzenwerten aus dem Handel gegangen. Vor allem positive Unternehmensnachrichten und die Euphorie an den US-Märkten halfen dem deutschen Leitindex, wieder in Richtung 13.600 Punkte anzusteigen.

Positiv wirkten auch Konjunkturdaten aus Deutschland: Der Einkaufsmanagerindex stieg im Januar überraschend kräftig um 0,9 Punkte auf 51,1 Zähler. "Die Daten scheinen die Äußerungen von EZB-Chefin Christine Lagarde zu bestätigen, dass die wirtschaftlichen Risiken weniger ausgeprägt sind, so dass dies positiv zu bewerten ist", sagte Ökonom Teeuwe Mevissen von der Rabobank. "Gleichzeitig sagte sie, dass die Zinssätze auf absehbare Zeit niedrig bleiben werden, so dass die Märkte, selbst wenn die Risiken weniger ausgeprägt sind, immer noch darauf zählen können, dass die EZB die Zinssätze auf einem sehr niedrigen Niveau halten wird."

Zum Ende der Woche zeigten sich die Anleger weniger von der Ausbreitung des Lungenvirus in China verunsichert. Anleger seien erleichtert, dass die Weltgesundheitsorganisation vorerst keinen internationalen Notstand ausgerufen habe, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Man müsse aber auf negative Überraschungen gefasst sein, warten Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg. Laut WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus könnte sich die Situation noch zu einer "Notlage" entwickeln.

Spekulationen auf eine sinkende Öl-Nachfrage aus China kochten wieder hoch. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich deshalb. Auf Unternehmensseite profitierte die Aktien des Agrarchemie- und Pharmakonzerns Bayer von erneuten Spekulationen über eine Einigung im US-Rechtsstreit um den Unkrautvernichter Glyphosat. Der Kurs erreichte zwischenzeitlich ein Hoch seit Oktober 2018.

Wirecard setzte seinen Erholungskurs vom Vortag fort. Die Aktien des Zahlungsdienstleisters führten den DAX zum Handelsschluss an. Gefolgt wurde Wirecard von Fresenius Medical Care und RWE. Als Schlusslicht ging Continental ins Wochenende.

Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war


Ryanair dementiert Bericht über mögliche Airbus-Bestellungen
Steht Europas größter Billigflieger Ryanair wegen der Probleme durch die Lieferverzögerungen bei Boeings 737 Max womöglich vor einer erneuten Kehrtwende? Einem Pressebericht zufolge könnten die Iren nun doch beim Konkurrenten Airbus neue Flugzeuge ordern. Ryanair dementierte dies prompt. Die Aktie von Airbus legte am Freitagvormittag um knapp 2 Prozent zu - profitierte dabei aber auch von positiven Analystenkommentaren.

Kreise: Bayer könnte Glyphosat-Streit für 10 Milliarden USD beilegen
Die Schlagzahl bei den Spekulationen über eine baldige Einigung des Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer im US-Glyphosatstreit wird höher: So berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstagabend unter Berufung auf mit den Vergleichsverhandlungen vertraute Personen, dass Anwälte einiger Kläger mit Bayer über einen Vergleich gegen die Zahlung von insgesamt 10 Milliarden US-Dollar (9 Mrd Euro) verhandelten.

Polnische LOT übernimmt Condor - Wachstumspläne in Osteuropa
Fast vier Monate nach der Insolvenz von Thomas Cook ist Condor gerettet: Unter dem künftigen Eigner, der polnischen Airline LOT, soll der Ferienflieger neue Flugzeuge bekommen und bald auch aus dem europäischen Ausland abheben. So könnte die Condor, die nur dank Staatshilfen über den Winter gekommen war, für Urlauber in Osteuropa attraktiv werden. "Es gibt keine Unsicherheit mehr. Condor wird nicht nur überleben, sondern stark wachsen", versprach LOT-Chef Rafal Milczarski am Freitag am Frankfurter Flughafen.

Von der SPD-Spitze in den Bank-Tower - Gabriel zur Deutschen Bank
Die Deutsche Bank holt den ehemaligen SPD-Chef und Ex-Vize-Kanzler Sigmar Gabriel in ihren Aufsichtsrat. Deutschlands größtes Geldhaus hat nach eigenen Angaben am Freitag einen Antrag zur Bestellung des 60-Jährigen beim Amtsgericht Frankfurt eingereicht. Gabriels Nominierung löste bei der Opposition Empörung aus. Die SPD, deren Parteichef Gabriel von 2009 bis 2017 war, äußerte sich ausdrücklich nicht zu der Personalie. Auch die Bundesregierung wollte das Aufsichtsratsmandat nicht kommentieren.

Medienkonzern Axel Springer will sich von der Börse zurückziehen
Der Medienkonzern Axel Springer will sich nach rund 35 Jahren von der Börse zurückziehen. Für das sogenannte Delisting werde ein Antrag bei der Frankfurter Wertpapierbörse gestellt, teilte das Unternehmen am späten Donnerstagabend mit. Der Konzern mit Sitz in Berlin vereinbarte im vergangenen Jahr eine strategische Partnerschaft mit dem US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR). Ziel ist es, noch schneller und stärker in den digitalen Geschäften zu wachsen.

Pflege in der Krise - Warum Reformen nur schleppend vorankommen
Pflege in der Krise: Viele Pflegebedürftige und Angehörige erleben die drastischen Pflegelücken in Deutschland täglich hautnah. "Die Menschen werden oft nicht so gut versorgt, wie sie versorgt werden müssten", sagte der Präsident des Deutschen Pflegerats, Franz Wagner, am Freitag beim Kongress Pflege 2020 in Berlin. "Es gibt lange Wartelisten in Pflegeheimen, es gibt Wartelisten bei Pflegediensten." Ein "Mantel des Schweigens" werde über die Missstände gelegt. Frühere Bundesregierungen hätten die Probleme über Jahre verschlafen.

Netzwerkausrüster Ericsson wächst im Schlussquartal - Aktie sackt ab
Der schwedische Netzwerkausrüster Ericsson hat schwächere Geschäfte in Nordamerika im vierten Quartal durch Wachstum in anderen Märkten wettmachen können. Weil es vor allem im Nahen Osten und Nordostasien gut lief, stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4 Prozent auf 66,4 Milliarden Kronen (rund 6,3 Milliarden Euro), wie der Konzern am Freitag in Stockholm bei der Vorlage der Jahresbilanz mitteilte. Auf vergleichbarer Basis und um Währungseffekte bereinigt stiegen die Erlöse allerdings nur um ein Prozent.

rtr/dpa-AFX/iw