Chart 1 - DAX im Fünf-Minuten-Chart Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.
Nach den eher kleinen Handelsspannen in den vergangenen Tagen zeigte der DAX am Dienstag wieder etwas mehr Dynamik. Interessant waren vor allem die ersten Handelsminuten. Kurzzeitig fiel der Index unter 11.800 und somit in den zuletzt mehrfach bestätigten Unterstützungsbereich zwischen 11.750 bis 11.820. Wie bereits am 18. und 19. März nutzten Schnäppchenjäger den Rücksetzer in die Nachfragezone zum Einstieg und leiteten erneut eine Gegenbewegung ein.
Dieses Muster kann bereits seit Jahresbeginn beobachtet werden. Offenbar gibt es nach wie vor sehr viele Investoren, die bisher kaum von der Rally profitiert haben und auch bereit sind, auf dem bereits erhöhten Kursniveau noch einzusteigen. Solange sich daran nichts ändern, bleiben die Aussichten unverändert gut. Angenehmer Nebeneffekt: Mit der Seitwärtsbewegung der vergangenen Tage wurde auch die zuvor kräftig überhitzte Markttechnik deutlich abgebaut.
Während der DAX knapp unter der 12.000er-Marke konsolidierte, profitierte die 21-Tage-Linie von der vorherigen Rally. Aktuell klettert der Monatsmittelwert um rund 0,35 Prozent pro Tag und dürfte heute bis auf 11.700 steigen. Die Differenz zum DAX von rund drei Prozent ist zwar als erhöht einzustufen. Im Vergleich zur Ausgangslage von Mitte März, als zeitweise Werte von sieben Prozent erreicht wurden, erscheint die Gefahr einer schmerzhaften Korrektur aber niedriger. Hier drängen sich durchaus Parallelen zur Situation von Ende Januar bis Mitte Februar auf. Auch damals wurde der überhitzte Zustand mit einem Abstand von acht Prozent zur 21-Tage-Linie über eine rund vier Wochen anhaltende Konsolidierung auf hohem Niveau abgebaut. Ein neuer Aufwärtsimpuls setzte ein, als der Durchschnittswert nur noch rund zwei Prozent unter dem DAX notierte. Es wäre daher nicht überraschend, wenn sich die Geschichte wiederholen würde.
Einen Haken gilt es allerdings zu beachten. Während vor rund vier Wochen die Differenz zur 200-Tage-Linie mit 14 Prozent bereits auf einem erhöhten Niveau war, lässt der aktuelle Wert von 20 Prozent alle Warnlampen aufleuchten. Aus dieser Perspektive betrachtet kann somit noch längst nicht Entwarnung gegeben werden.
Bisher deuten die unverändert hohe Nachfrage und die geringe Bereitschaft zu Gewinnmitnahmen auf eine sanfte Konsolidierung, während die typischen Anzeichen einer scharfen Korrektur (noch) nicht vorliegen. Ein Signal für ein Ende der Seitwärtsbewegung wären Kurse unter 11.750. Der DAX hätte dann eine mehrfach bestätigte Nachfragezone sowie einen Aufwärtstrend und das 23,6 Prozent Fibonacci-Niveau durchbrochen. Sollte anschließend auch die 21-Tage-Linie nicht ausreichend Käufer anlocken, wäre mit Verkäufen bis mindestens 11.400 / 11.460 zu rechnen.
Diese bearischen Überlegungen sind aktuell aber nicht angebracht. Mit dem erneuten Sprung über die 12.000er-Marke hat sich der Markt zur Wochenmitte eine gute Ausgangslage erarbeitet, von dem aus ein über die letzten zwei Hochpunkte verbundene Abwärtstrendlinie bei 12.030 die nächste schwache Barriere darstellt. Sollte die Gerade überwunden werden, lauert um 12.080 eine weitere Zone, an der mit Gewinnmitnahmen zu rechnen ist. Spätestens oberhalb von 12.100 wäre der Weg bis zur Bestmarke bei 12.220 frei. Scheitert der DAX hingegen an der Abwärtstrendlinie um 12.030, ist mit fallenden Kursen bis an den Aufwärtstrend bei 11.850 zu rechnen.
Anleger die unserer Empfehlung gefolgt und mit Hebelprodukten im Bereich 11.800 eingestiegen sind, sollten einen Teil der Position zur heutigen Eröffnung verkaufen. Darüber bieten sich Gewinnmitnahmen bei 12.080 an. Mit dem Rest kann auf eine Fortsetzung des intakten Aufwärtstrends gesetzt werden. Der Stoppkurs bleibt unverändert bei 11.740. Reine Short-Engagements, die nicht zur Absicherung gedacht sind, eignen sich nur für sehr risikobereite Anleger, da die Position gegen den intakten Aufwärtstrend gerichtet ist. Wer mutig ist setzt auf einen Rücklauf bis 11.850 (Aufwärtstrend). Die Position ist aber zwingend mit einem engen Stopp über den genannten Widerständen abzusichern.
Chart 2 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie
Nach der beeindruckenden Rally der vergangenen Wochen ist das Potenzial für den DAX auf der Oberseite limitiert. Als gutes Barometer dient der Abstand zur 21-Tage-Linie. Die Extremwerte zwischen 8 und 9 Prozent sind fast wieder erreicht. In den zurückliegenden Monaten erfolgten die meisten Wendepunkte bereits, wenn der Index zwischen 3,6 und 3,8 Prozent über seinem Monatsdurchschnittskurs kletterte - dieser Schwellenwert wurde zuletzt deutlich überschritten. Die Konsolidierung der vergangenen Tage ist daher nicht überraschend.
Chart 3 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lässt sich ein Kursziel auf der Oberseite von rund 11.990 Zählern errechnen - dieser Wert entspricht den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 20/21 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.
Zu Beginn des Jahrtausends waren es auch mal 33 Prozent und mehr - doch das sollten sich Anleger lieber nicht wünschen, auch wenn der DAX dadurch noch rechnerisches Potenzial bis über die 13.180er-Marke hätte. Denn anschließend startete damals der dreijährige Abwärtstrend, im Zuge dessen sich der Indexstand fast viertelte.
Chart 4 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar".
www.index-radar.de