"Ursächlich für den Stimmungsumschwung war wieder einmal Donald Trump", sagte Tobias Basse, Marktstratege bei der Landesbank NordLB. Per Twitter hatte der US-Präsident am Wochenende überraschend die Erhöhung von Zöllen für chinesische Produkte angekündigt. Weltweit hatten die Börsen in den vergangenen Wochen zugelegt, weil Anleger auf eine baldige Beilegung des Streits hofften.

Ein Scheitern der Verhandlungen würde schwerwiegende Folgen für die weltweiten Börsen haben, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Es ist zwar wahrscheinlich, dass Trump auch dieses Mal nur den Druck erhöhen möchte und keine neuen Strafzöllen folgen - zumindest nicht kurzfristig." China werde aber wohl kaum mit der Pistole am Kopf verhandeln wollen. Laut dem Außenministerium in Peking bereitet sich eine Delegation aus China auf eine Reise in die USA vor. Offen blieb aber bislang, ob auch Verhandlungsführer und Vizeregierungschef Liu He wie geplant an dem Treffen teilnehmen wird.

Die wichtigsten Börsenbarometer in China brachen je rund sechs Prozent ein und verzeichneten die größten Tagesverluste seit drei Jahren. Investoren deckten sich dagegen mit Gold ein. Der Preis für das in Krisenzeiten gesuchte Edelmetall legte knapp ein halbes Prozent auf 1282 Dollar zu. Auch der Dollar war gefragt. Die Ölpreise gingen aus Furcht vor Folgen für die Weltwirtschaft auf Talfahrt. Wie hoch die Nervosität der Anleger war, zeigte auch der sprunghafte Anstieg des "Angstbarometers" VDax. Er stieg um ein Viertel auf den höchsten Stand seit sechs Wochen.

AUTO-AKTIEN KOMMEN UNTER DIE RÄDER

Zu den größten Verlierern am Aktienmarkt gehörten Tech-Aktien wie die des Chipherstellers Infineon mit minus 3,4 Prozent. Im MDax rauschten die Papiere des Smartphone-Zulieferers Dialog Semiconductor um 4,0 Prozent in die Tiefe, die Titel des Chip-Zulieferers Siltronic büßten 3,3 Prozent ein. Technologiefirmen würden besonders unter höheren Zöllen leiden.

Davon betroffen wären aber auch die exportabhängigen Autobauer. Die Aktien von VW, BMW und Daimler verloren je rund drei Prozent. Auch Zulieferer wie Knorr Bremse, Hella, Continental büßten ein. Der europäische Index des Autosektors fiel zeitweise um 3,9 Prozent auf den tiefsten Stand seit Mitte April.

Unabhängig von der Eskalation im Zollstreit zeigten Anleger ThyssenKrupp die kalte Schulter. Die Aktien brachen um bis zu 5,2 Prozent auf ein Sieben-Jahres-Tief von 11,63 Euro ein. Hintergrund waren Spekulationen über ein Scheitern der Pläne der Stahlsparten-Fusion mit dem indischen Rivalen Tata Steel. Zudem will Branchenprimus ArcelorMittal wegen einer schwachen Nachfrage die Stahlproduktion zurückfahren.

Einer der wenigen Gewinner an den europäischen Börsen waren die Titel des norwegischen Telekomkonzerns Telenor mit einem Plus von 4,1 Prozent. Telenor will mit Axiata aus Malaysia einen Telekom-Riesen in Asien schmieden.
rtr