Der Dax fiel am Montag um 1,5 Prozent auf 11.889 Punkte, der EuroStoxx50 büßte 1,1 Prozent auf 3325 Zähler ein. In der vergangenen Woche hatten sie bereits drei beziehungsweise vier Prozent verloren. Auch die US-Börsen dürften schwächer in den Handel starten. Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners verwies auf die festgefahrenen Zollverhandlungen zwischen den USA und China. "Die Gefahr, dass aus dem Handelskonflikt ein ausgewachsener Handelskrieg wird, war noch nie so groß wie aktuell."
Die jüngsten Zölle sollten ab Juni gelten, teilte die Regierung in Peking weiter mit. Sie reagierte mit ihren Strafmaßnahmen auf die US-Zollerhöhungen, die am Freitag in Kraft traten. US-Präsident Donald Trump hatte Chinas Führung kurz davor gewarnt, auf die jüngsten amerikanischen Strafzölle mit Vergeltungsmaßnahmen zu reagieren.
"Die gute Nachricht ist: sie reden noch miteinander", sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Der Wirtschaftsberater von Donald Trump, Larry Kudlow, hatte ein Treffen des US-Präsidenten mit seinem chinesischen Kollegen Xi Jinping beim Gipfel der Staats- und Regierungschefs der 20 größten Industriestaaten und Schwellenländer (G20) Ende Juni ins Gespräch gebracht. Kooh Goh, Chef-Analyst für Asien bei der ANZ Bank, warnte allerdings vor überzogenen Erwartungen: "Wir hoffen das Beste, unser Grund-Szenario ist aber, dass eine Einigung scheitert und auch für die bislang nicht betroffenen chinesischen Importe Strafzölle erhoben werden."
Die Eskalation im Handelsstreit sorgte auch am Anleihemarkt für Aufsehen. Die Rendite kurzfristiger Papiere mit drei Monaten Laufzeit lag mit 2,45 Prozent über der der zehnjährigen Bonds, die drei Basispunkte auf 2,42 Prozent sank. Üblicherweise verlangen Investoren für langfristige Papiere mehr Zinsen als für kurzfristige Anleihen. Dreht sich dieses Verhältnis um, spricht man von einer inversen Zinskurve - die als Warnsignal für eine kommende Rezession gilt.
AUTOBAUER AUF TALFAHRT
Bei den Aktienwerten flogen vor allem die Autobauer aus den Depots. Da den europäischen Herstellern ebenfalls US-Strafzölle drohen, rutschte ihr Branchenindex um mehr als drei Prozent ab. Allerdings sagte EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström, sie rechne mit einer Verschiebung der eigentlich am 18. Mai auslaufenden Frist für eine Entscheidung. Der Zollstreit überschattete bei Daimler den geplanten Kauf von Aktien durch BAIC. Der chinesische Konkurrent will Insidern zufolge bis zu fünf Prozent der Anteile übernehmen. Daimler-Aktien verloren 3,8 Prozent.
Die Vodafone-Titel gaben nach Spekulationen über eine Dividendenkürzung wegen der 5G-Funklizenzen bis zu 5,2 Prozent nach. Die Zeitung "Sunday Times" hatte berichtet, Vodafone wolle die Dividende kürzen, um die Kosten für den Erwerb von 5G-Frequenzen in Deutschland und Italien zu tragen.
ÖLPREIS ZIEHT NACH ATTACKE AUF TANKER AN
Die türkische Lira gab nach, der Dollar kostet mit 6,1 Lira 2,2 Prozent mehr. Insidern zufolge will die türkische Regierung Geld aus den Zentralbankreserven für ihren Haushalt verwenden, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Gegen den Trend stieg der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 1,9 Prozent auf 71,97 Dollar je Barrel (159 Liter) an. Grund hierfür waren Börsianern zufolge Befürchtungen, es könne angesichts wachsender Spannungen zwischen den USA und Iran einen Versorgungsengpass geben.
rtr