"Der Dax bewegt sich in einem intakten Aufwärtstrend", konstatierte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. "Eine Trendwende ist nicht erkennbar. Vielmehr steigen überzeugte Käufer auch über der psychologisch wichtigen Marke von 13.000 Punkten ein und sichern den Markt so gegen größere Korrekturen ab." Treibende Kraft dahinter sei zuvorderst die zunehmende Zahl an Erfolgsmeldungen in der Corona-Impfstoffentwicklung von immer mehr Unternehmen rund um den Globus. Darüber hinaus überträfen derzeit viele Unternehmen mit ihren Quartalszahlen die - wenn auch tief gesteckten - Erwartungen.

Neben den zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China wirkten auch die schlechten US-Arbeitsmarktdaten belastend. So stieg die Zahl der wöchentlichen Anträge auf staatliche Arbeitslosenhilfe mit 1,416 Millionen Bürgern erstmals seit fast vier Monaten an. Ökonomen hatten mit einer Stagnation gerechnet.

Vor riskanteren Investments schreckten Anleger aufgrund dieser Unsicherheiten zurück. Sie machten sich Sorgen, dass sich die Beziehungen zwischen den beiden weltweit führenden Volkswirtschaften vor der US-Präsidentenwahl im November eintrübten, sagte Analyst Veyret. "Es ist deswegen keine Überraschung, dass sichere Häfen wie Edelmetalle gefragt sind, weil sich Investoren für mögliche Abwärtsrisiken absichern wollen." Eine Feinunze Gold kostete mit bis zu 1888,26 Dollar 0,9 Prozent mehr als am Vortag. Das Edelmetall ist damit so teuer wie seit Anfang September 2011 nicht mehr und ist nur noch gut 30 Dollar von seinem Rekordhoch entfernt.

Neben starken Quartalsberichten von US-Konzernen wie Microsoft und Tesla überzeugte im DAX am Donnerstag der Stuttgarter Autobauer Daimler. Zur Vorlage endgültiger Zahlen gab Vorstandschef Ola Källenius einen etwas zuversichtlichen Ausblick auf 2020 und bekräftigte seine jüngsten Aussagen, noch mehr als bisher angekündigt sparen zu wollen. Die Aktien sprangen an die Index-Spitze. Von diesem Auftrieb profitierten auch andere Autobauer und -zulieferer und so reihten sich Continental und BMW direkt hinter Daimler ein. Als Schlusslicht ging erneut Wirecard aus dem Handel.

Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig ist


Tiefrote Zahlen setzen Daimler unter Druck - Aktie dennoch obenauf
Die Corona-Krise sorgt für tiefrote Zahlen bei Daimler und zwingt dem Autobauer einen noch deutlich schärferen Sparkurs auf. Allein im zweiten Quartal fuhr der Konzern rund zwei Milliarden Euro Verlust ein. Weil weltweit Fabriken stillstanden, Autohäuser schließen mussten und auch viele andere Unternehmen nicht arbeiten und somit auch keine Lastwagen kaufen konnten, knickten die Absatzzahlen ein. Fast ein Drittel des Umsatzes brach weg. "Vor uns liegen herausfordernde Monate und Jahre", sagte Vorstandschef Ola Källenius am Donnerstag und stellte einmal mehr klar: Daimler muss noch mehr sparen - überall, auch beim Personal. Die Aussicht auf größere Einschnitte bei den Kosten sowie die zarte Zuversicht für das restliche Jahr ließen die Aktie aber deutlich steigen.

Covestro hält nach schwierigem Quartal an Jahreszielen fest
Der Kunststoff-Spezialist Covestro hält trotz deutlicher Einbußen im zweiten Quartal an seinen Jahreszielen fest. Die Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie blieben allerdings hoch, betonte der Dax-Konzern bei der Vorlage der endgültigen Zahlen für das zweite Quartal am Donnerstag in Leverkusen. Die Prognosespanne für den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im laufenden Jahr bleibt daher mit 0,7 bis 1,2 Milliarden Euro entsprechend hoch. Immerhin: Nach einem sehr schwierigen April spürt das Unternehmen seit Mitte Mai schrittweise Verbesserungen.

Meilenstein für Tesla: Vierter Quartalsgewinn in Folge
Der US-Elektroautobauer Tesla hat trotz Belastungen durch die Corona-Pandemie einen weiteren Quartalsgewinn erzielt. Unterm Strich stand in den drei Monaten bis Ende Juni ein Überschuss von 104 Millionen Dollar (90 Mio Euro), wie der Konzern des Tech-Milliardärs Elon Musk am Mittwoch nach US-Börsenschluss in Palo Alto mitteilte. Im Vorjahr hatte es noch einen hohen Verlust gegeben.

Aixtron wie erwartet mit starkem Auftragseingang - Gewinnmitnahmen
Der LED- und Chipindustrieausrüster Aixtron hat mitten in der Corona-Krise deutlich mehr Aufträge an Land gezogen. Im zweiten Quartal stieg der Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahresquartal um 56 Prozent auf 69,6 Millionen Euro. Damit lag der Auftragsbestand zum 30. Juni bei 156,6 Millionen Euro, wie das SDax-Unternehmen am Donnerstag in Herzogenrath mitteilte. Die wichtigsten Treiber seien wachsende Märkte unter anderem für Laser zur ultraschnellen optischen Datenübertragung sowie Spezial-LEDs für Display- und Desinfektionsanwendungen gewesen. Mit Blick aufs Restjahr ist der Konzern zuversichtlich.

Betriebsgewinn bei Finanzdienstleister Hypoport schrumpft - Aktie fällt
Der Finanzdienstleister Hypoport muss im zweiten Quartal einen schrumpfenden Betriebsgewinn hinnehmen. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ging in den Monaten von April bis Juni um 16 Prozent auf 6,6 Millionen Euro zurück, teilte der SDax-Konzern am Mittwochabend auf Basis vorläufiger Zahlen mit. Marktexperten hatten mit mehr als 7,8 Millionen Euro gerechnet.

Roche hofft auf gutes zweites Halbjahr - Aktie unter Druck
Beim Pharmakonzern Roche hat die Corona-Pandemie deutliche Spuren bei Umsatz und Ergebnis hinterlassen. In den ersten sechs Monaten gingen die Erlöse um vier Prozent auf 29,3 Milliarden Schweizer Franken (27,2 Milliarden Euro) zurück, wie das Unternehmen am Donnerstag in Basel mitteilte. Das war weniger als Experten erwartet hatten. Währungsbereinigt konnte Roche aber den Umsatz um ein Prozent steigern.

Halbleiterhersteller STMicro wird zuversichtlicher - Aktie legt zu
Der Halbleiterhersteller STMicroelectronics wird nach dem Einbruch der Geschäfte im Zuge der Corona-Krise für das laufende Jahr wieder zuversichtlicher. So erwartet das Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte eine Rückkehr zum Wachstum, wie STMicro am Donnerstag in Genf mitteilte. Das Management erhöhte daher seine Prognose für das laufende Jahr. Das zweite Quartal dürfte damit die Talsohle markiert haben, wobei sich im Verlauf die Geschäfte zu normalisieren begannen. Anleger reagierten erleichtert: Die Aktie gewann im frühen Handel mehr als 4 Prozent.

Unilever kann sich in Corona-Krise behaupten - Aktie an EuroStoxx-50-Spitze
Der Konsumgüterkonzern Unilever zeigt sich inmitten der Corona-Krise robust. So hat das Unternehmen trotz sinkender Umsätze die Gewinne im ersten Halbjahr steigern können. Dabei profitierte Unilever von der steigenden Nachfrage nach Wasch- und Reinigungsmitteln im Zuge des Lockdowns, dazu kamen deutlich niedrigere Kosten insbesondere für Marketing, wie das niederländisch-britische Unternehmen am Donnerstag in Rotterdam mitteilte. Im zweiten Quartal fiel der Umsatzrückgang zudem deutlich geringer aus, als von Analysten erwartet. Die Aktie legte in den ersten Handelsminuten bis zu knapp neun Prozent zu und war damit mit Abstand stärkster Wert im Eurozonen-Auswahlindex EuroStoxx 50.

Ölpreis-Crash sorgt für Milliarden-Verlust beim Ölkonzern Repsol
Wegen des Ölpreiseinbruchs und der Corona-Pandemie hat der spanische Ölkonzern Repsol im zweiten Quartal einen Milliardenverlust erlitten. So war im Zuge der Corona-Krise die Nachfrage eingebrochen, Öl- und Gaspreise kollabierten. Hinzu kam der Ölpreisstreit zwischen Russland und Saudi-Arabien. Repsol schrieb daher unter anderem auf die Reserven in den Lagerstätten mehr als eine Milliarde Euro ab. Daher fiel im zweiten Quartal unter dem Strich ein Verlust von knapp zwei Milliarden Euro an, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Madrid mit. Vor einem Jahr hatte der Konzern im selben Zeitraum noch einen Gewinn von rund einer halben Milliarde gemacht.

'HB': Markenvertriebsvorstand Stackmann muss bei VW ebenfalls weichen
VW-Markenvertriebschef Jürgen Stackmann muss einem Pressebericht zufolge im Management-Umbau des Autobauers ebenfalls seinen Posten räumen. Der 58-jährige Verkaufsmanager sei in Ungnade gefallen und werde seinen Job bald verlieren, schrieb das "Handelsblatt" (Donnerstag) unter Berufung auf Konzernkreise. Das Unternehmen wollte die Informationen nicht kommentieren.

Corona-Krise brockt American Airlines Milliardenverlust ein
Die Flugstreichungen wegen der Coronavirus-Pandemie haben die US-Fluggesellschaft American Airlines im zweiten Quartal tief in die roten Zahlen gerissen. Unter dem Strich stand ein Verlust von fast 2,1 Milliarden US-Dollar (1,8 Mrd Euro) nach einem Gewinn von 662 Millionen ein Jahr zuvor, wie das Unternehmen am Donnerstag im texanischen Fort Worth mitteilte. "Es war eines der schwierigsten Quartale in der Geschichte von American", sagte Airline-Chef Doug Parker.

Anzeigenschwund in Corona-Krise bringt Twitter unter Druck
Sinkende Werbeeinnahmen aufgrund der Corona-Pandemie setzen Twitter zu - obwohl die Nutzerzahlen kräftig steigen. Im zweiten Quartal fiel der Umsatz im Jahresvergleich um 19 Prozent auf 683 Millionen US-Dollar (590 Mio Euro), wie der Kurznachrichtendienst am Donnerstag in San Francisco mitteilte. Grund war vor allem, dass Anzeigenkunden sich in der Krise zurückhielten.

Corona-Krise trifft Dow nicht so stark wie befürchtet - Stellenabbau geplant
Die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie haben bei dem auf Kunststoffe spezialisierten US-Chemiekonzern Dow im zweiten Quartal deutliche Spuren in der Bilanz hinterlassen. Wie bei vielen anderen Unternehmen waren die Folgen aber nicht ganz so heftig wie von vielen Experten befürchtet. Die Erlöse brachen um fast ein Viertel ein, unter dem Strich wies das Unternehmen einen Nettoverlust aus. Um durch die Krise zu kommen, will Dow-Chef Jim Fitterling im laufenden Quartal ein Sparprogramm aufsetzen. Dabei sollen auch weltweit Stellen gestrichen werden.

SdK fordert in Wirecard-Skandal Aufklärung über Rolle der Ermittler
Angesichts der Ausweitung des Wirecard-Skandals fordert die Anlegermeinschaft SdK rückhaltlose Aufklärung - inklusive der Rolle der Staatsanwaltschaft. "Es ist dringend notwendig, dass der Sachverhalt und auch das Agieren der BaFin und der Staatsanwaltschaft in den letzten Jahren aufgearbeitet wird und einer externen Untersuchung unterzogen wird", sagte SdK-Vorstandsvorsitzender Daniel Bauer am Donnerstag auf Anfrage.

Munich Re: Gewitterschäden in Nordamerika treffen Versicherer deutlich
Stürme, Sturzfluten und Hagel haben nach einer Analyse des Rückversicherers Munich Re im ersten Halbjahr weltweit hohe Schäden angerichtet. Mit 68 Milliarden US-Dollar (59 Milliarden Euro) lagen die Gesamtschäden zwar leicht unter dem inflationsbereinigten 30-jährigen Durchschnitt, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in München mitteilte. Die Versicherungsbranche musste der Studie zufolge mit 27 Milliarden Dollar aber tiefer in die Tasche greifen als üblich. Denn fast die Hälfte der Gesamtschäden entfiel auf Nordamerika, wo ein besonders großer Teil davon versichert ist.

Corona-Schäden brocken Swiss Re Milliardenverlust ein - Aktie verliert
Die Coronavirus-Pandemie kommt den Schweizer Rückversicherer Swiss Re bisher deutlich teurer zu stehen als seinen deutschen Rivalen Munich Re. Im ersten Halbjahr summierten sich die Schäden und Rückstellungen auf 2,5 Milliarden US-Dollar (2,2 Mrd Euro), wie das Unternehmen am Mittwochabend in Zürich mitteilte. Im Gegensatz zu den Münchnern rutschte die Swiss Re auch in die roten Zahlen. Unter dem Strich stand im ersten Halbjahr nach vorläufigen Eckdaten ein Verlust von rund 1,1 Milliarden Dollar (950 Mio Euro).

rtr/dpa-AFX/iw