Wenige Tage vor dem G20-Gipfel haben sich die Anleger im DAX am Dienstag zurückgehalten. Bei dem Treffen der führenden 20 Industrie- und Schwellenländer am Freitag und Samstag im japanischen Osaka wollen US-Präsident Donald Trump und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping über den Zollkonflikt sprechen. "Scheitern die Gespräche erneut und dann wohl für lange Zeit, würde die Gefahr einer weltweiten Rezession deutlich steigen. Dann wären die Gewinnwarnungen von Lufthansa und Daimler nur der Anfang einer ganzen Reihe von Prognosesenkungen", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.
Die Lufthansa-Aktie setzte am Dienstag ihre Talfahrt fort. Das Airline-Management konnte die Anleger auf der Investorenkonferenz am Vortag mit den Zielen für die Billigtochter Eurowings nicht überzeugen. Das zuletzt ohnehin gebeutelte Papier fiel um rund 2,5 Prozent. Analyst Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler kritisierte nun, dass der Kapitalmarkttag auf die wichtigsten Fragen wie etwa die Wettbewerbsintensität kaum Antworten gegeben habe. Er senkte das Kursziel von 15,30 auf 12,30 Euro und bestätigte seine Verkaufsempfehlung. Jarrod Castle, Analyst bei der Schweizer Bank UBS hält eine rasche und deutliche Kurserholung aber für eher unwahrscheinlich. Die Lufthansa stehe zwar mit Blick auf den operativen Gewinn besser da als während des letzten Wirtschaftszyklus. Investoren dürften gleichwohl auf die kurzfristige Geschäftsentwicklung fokussiert bleiben und erst einmal Signale abwarten, dass der Konzern zu Gewinnwachstum zurückfinde.
Angesichts der Spannungen zwischen den USA und dem Iran stieg die "Antikrisen-Währung" Gold zeitweise auf den höchsten Stand seit sechs Jahren bei 1438,63 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe, eines anderen "sicheren Anlagehafens", fiel auf ein Rekordtief von minus 0,332 Prozent. Trump warnte den Iran mit scharfen Worten davor, militärisch gegen die USA vorzugehen. Tom O'Sullivan, Gründer der Beratungsfirma Mathyos, kritisierte die US-Sanktionen gegen führende Persönlichkeiten Irans. "Dies macht Gespräche oder Verhandlungen zur Überwindung der Krise praktisch unmöglich."
Was am Dienstag an der Börse sonst noch wichtig war
Commerzbank will sich mit 'Coco'-Anleihe für Krisenfall stärken
Die Commerzbank will ihre Kapitalausstattung durch die Begebung einer Nachranganleihe stärken. Die sogenannte Additional-Tier-1-Anleihe soll ein Volumen von mindestens 500 Millionen US-Dollar (439 Mio Euro) haben, teilte der MDax-Konzern am Dienstag in Frankfurt mit. "Mit der AT-1-Emission optimieren wir unsere Kapitalstruktur, gerade auch mit Blick auf unsere Wachstumsstrategie und veränderte regulatorische Vorgaben", sagte Finanzvorstand Stephan Engels. Der Kurs der Commerzbank-Aktie fiel am Vormittag in einem schwächelnden Gesamtmarkt um knapp ein halbes Prozent.
US-Pharmakonzern Abbvie will Botox-Hersteller Allergan schlucken
Der US-Pharmakonzern Abbvie will sich für eine Milliardensumme den Botox-Hersteller Allergan einverleiben. Der Deal, dem die Allergan-Führung bereits zugestimmt hat, bewertet den Botox-Hersteller mit 63 Milliarden US-Dollar (55 Mrd Euro), wie beide Seiten am Dienstag in North Chicago (US-Bundesstaat Illinois) und im irischen Dublin mitteilten.
Lichtkonzern Osram findet Käufer für schwächelndes Leuchtengeschäft
Der vor einer möglichen Übernahme durch Finanzinvestoren steckende Lichtkonzern Osram hat einen Käufer für sein schwächelndes Leuchtengeschäft gefunden. Die 2018 ins Schaufenster gestellte Problemsparte Siteco geht an die Beteiligungsgesellschaft Stern Stewart Capital, wie Osram am Dienstag in München mitteilte. Einen Kaufpreis für den Bereich, der den Angaben zufolge im vergangenen Geschäftsjahr mit rund 900 Mitarbeitern einen Umsatz von mehr als 200 Millionen Euro erwirtschaftete, nannte das Unternehmen nicht. Am Aktienmarkt kam der Verkauf gut an. Die Aktie legte am Vormittag um rund zwei Prozent zu.
Linde plant Milliarden-Investition in Singapur - Vertrag mit ExxonMobil
Der fusionierte Industriegase-Konzern Linde hat mit dem US-Ölkonzern ExxonMobil den größten Gasliefervertrag in seiner Geschichte abgeschlossen und will deshalb viel Geld in den Ausbau seiner Anlagen in Singapur stecken. Linde werde 1,4 Milliarden US-Dollar (1,23 Mrd Euro) in die Erweiterung seines bestehenden Produktionskomplexes auf Jurong Island investieren, teilte der Dax-Konzern am Dienstag in Singapur mit. Damit soll eine nahe gelegene Raffinerie von ExxonMobil mit zusätzlichem Wasserstoff und Synthesegas versorgt werden.
Eon will mit Zugeständnissen Bedenken gegen Innogy-Deal überwinden
Der Energiekonzern Eon will mit Zugeständissen Bedenken der EU-Kommission gegen die Übernahme der RWE-Tochter Innogy überwinden. Die Vorschläge sähen Verkäufe im ungarischen Stromkunden-Geschäft sowie des Strom- und Gaskundengeschäfts von Innogy in Tschechien vor, sagte ein Unternehmenssprecher am Dienstag. In Deutschland wolle sich Eon von 260 000 Kunden trennen, die Heizstrom beziehen. Zudem will der Konzern 32 Ladestationen für Elektroautos an Autobahnen verkaufen.
Morphosys bekommt zum 1. September neuen Chef
Das Biotechunternehmen Morphosys hat einen neuen Chef gefunden. Jean-Paul Kress werde zum 1. September die Position des Chief Executive Officer übernehmen, teilte das Unternehmen am Montagabend mit. Der bisherige Vorstandsvorsitzende des Biotechunternehmens Syntimmune folgt auf Simon Moroney, der im Februar mitgeteilt hatte, seinen Vertrag nicht verlängern zu wollen. An der Aktienbörse gab es zunächst keine spürbare Reaktion auf die Neuigkeiten.
rtr/dpa-AFX/fh