Die Sorgen rund um die Themen Zinsen und Konjunktur dürften die Dax-Anleger in der neuen Börsenwoche weiter umtreiben. Börsianer sind zum Jahresende zwar etwas weniger pessimistisch als kurz nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine, dennoch stehen der deutschen Wirtschaft Experten zufolge schwierige Monate bevor.
"Ein wirtschaftlicher Kollaps wie nach der Finanzkrise ist unwahrscheinlich geworden", fasst Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer zusammen. "Die ersten hoffen sogar, dass es nun nicht einmal zu einer milden Rezession kommt." Das liege vor allem am milden Winterverlauf, der die befürchteten Gasrationierungen unwahrscheinlicher gemacht hat, und den staatlichen Entlastungspaketen. Das hatte den Aktienmärkten Rückenwind verliehen. Doch die Aussichten auf das kommende Jahr seien nicht gerade rosig. "Denn mit den massiven Zinserhöhungen der Notenbanken in fast allen Industrieländern hat sich einer der klassischen Konjunkturtreiber deutlich verschlechtert", erläutert Krämer. In der alten Woche trat der deutsche Leitindex Dax bei einem Stand von 14.527 Punkten am Freitagnachmittag mehr oder weniger auf der Stelle.
Deutsche Wirtschaft hat es schwer
Anleger dürften sich in der neuen Woche vor allem an frischen Konjunkturdaten orientieren. Zum Wochenstart stehen die Sentix-Stimmungsindikatoren aus der Euro-Zone auf der Agenda. Indes dürfte sich zeigen, dass die deutsche Industrie mehr und mehr den weltweiten Abschwung zu spüren bekommt. Bei den am Dienstag erwarteten Auftragszahlen rechnen von Reuters befragte Volkswirte mit einem Plus von 0,5 Prozent nach dem Einbruch im September. Bei den Produktionsdaten, die am Donnerstag folgen, rechnen die Experten mit einem Rückgang von einem halben Prozent. Der Ausblick auf die kommenden Monate dürfte angesichts von Inflation und Materialknappheit trüb bleiben.
Preisentwicklung im Fokus der Anleger
In Sachen Preisauftrieb werden die am Freitag anstehenden US-Erzeugerpreise von den Anlegern aufmerksam geprüft werden. Im Oktober hatten die Produzentenpreise um 8,0 Prozent zugelegt - nicht mehr so rasant wie im Vormonat mit 8,4 Prozent. Auch die US-Notenbank dürfte sehr genau auf die Entwicklung blicken. Sie steht kurz davor, den Fuß etwas vom Gaspedal zu nehmen und die Zinsen nicht mehr ganz so stark anzuheben wie zuletzt. Die Mehrheit der Marktteilnehmer rechnet nach den jüngsten Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell damit, dass die Fed den Zinssatz auf ihrer nächsten Sitzung Mitte des Monats um 0,50 Prozentpunkte steigert statt wie zuletzt um 0,75 Prozentpunkte.
Börsianer werden auch darauf achten, wie es mit den Ölpreisen nach den Beratungen der Opec+ am Wochenende weitergehen wird. Die Organisation erdölexportierender Länder und ihre Verbündeten werden sich am Sonntag virtuell zusammenschalten, um über ihre künftige Förderpolitik zu beraten. Unter Druck setzen den Ölpreis aktuell Spekulationen auf eine sinkende Nachfrage des größten Rohölimporteurs China. Der Wirtschaft der Volksrepublik machen wieder steigende Corona-Infektionen und verschärfte Restriktionen zu schaffen. Am Montag legt China den Caixin-Einkaufsmanagerindex für Dienstleistungen vor, am Mittwoch die Daten zum Außenhandel und am Freitag folgen die Verbraucherpreise.
Porsche könnte das doppelte Lottchen im Dax werden
Der Name Porsche könnte im deutschen Leitindex Dax künftig doppelt vertreten sein. Wenn die Deutsche Börse kommenden Montag über Auf- und Absteiger in ihren Auswahlindizes entscheidet, hat die Porsche AG gute Chancen auf einen Sprung in die erste Liga. Der Stuttgarter Sportwagenbauer hatte erst im September sein Börsendebut gefeiert. Der Ausgabepreis hatte bei 82,50 Euro gelegen, mittlerweile notiert die Aktie bei 107 Euro. Bereits im Dax vertreten ist VW-Großaktionär Porsche SE. Die Titel notierten zuletzt bei 59 Euro. Zumindest vom Kursniveau her herrscht deswegen momentan kaum Verwechslungspotenzial. Für die Index-Mitgliedschaft maßgeblich ist die Rangliste nach der Marktkapitalisierung des Streubesitzes. Die Deutsche Börse wird die Veränderungen am Montag nach Börsenschluss bekanntgeben. Wirksam werden sie zum 19. Dezember.
Mit Blick auf die anrollende Hauptversammlungs-Saison dürften ansonsten die Dividendenvorschläge der Firmen die Kurse bewegen.
Von Reuters