Die neue Handelswoche steht im Zeichen der nächsten Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) und neuer Entwicklungen im globalen Bankensektor. Zudem präsentieren unter Anderem Porsche und Volkswagen neue Zahlen. Was Anleger sonst noch wissen müssen.
Aussagen des US-Notenbankchefs Jerome Powell vor dem Kongress haben zuletzt die Hoffnung der Anleger auf ein geringeres Zinstempo der großen Notenbanken zunichtegemacht. Dass die europäischen Währungshüter kommenden Donnerstag wie zuletzt im Dezember die Schlüsselsätze um 0,50 Prozentpunkte anheben, gilt als ausgemacht. Noch unklar ist aber, ob die EZB danach ihr Erhöhungstempo beibehält oder den Fuß etwas von Gas nimmt. "Und dass die geldpolitische Straffung auch ungewollte Nebenwirkungen – wenn auch eher indirekt – haben kann, zeigen die Schwierigkeiten der amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB)", schreiben Experten der Helaba. Die Ankündigung einer Not-Kapitalerhöhung zur Stärkung der Bilanz hat die Aktie der SVB, die Tech-Unternehmen und Start-ups fördert, zum Ausklang der alten Woche massiv einbrechen lassen. Durch die kräftigen Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed und die hohe Inflation sind viele junge Unternehmen in schweres Fahrwasser gekommen. Dadurch geriet der Bankensektor unter Druck und zog die globalen Aktienmärkte nach unten. Der deutsche Leitindex Dax.GDAXI notierte am Freitag mit 15.445 Punkten knapp ein Prozent unter dem Vorwochenschluss.
Jetzt warten die Investoren auf Klarstellungen anderer großer Geldhäuser, ob und in welchem Ausmaß die Probleme von SVB Financial auch auf sie zutreffen, sagt Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Das kalifornische Finanzinstitut hat Verluste von 1,8 Milliarden Dollar nach dem Verkauf eines Anleihenportfolios verzeichnet. "Auch deutsche Banken stehen jetzt im Visier der Verkäufer, weil der Startup-Finanzierer SVB Financial etwas offenbart hat, was auch sie angehen könnte: unrealisierte Verluste im Anleiheportfolio." Hintergrund sei, dass viele Banken Anleihen hielten, die in ihrem Kurs teilweise in nie da gewesener Geschwindigkeit eingebrochen seien. Was der Markt jetzt fürchte, sei eine Implosion in den Bilanzen der Banken, sagte Stanzl.
US-Inflation im Blick
Die neue Konjunkturwoche fängt am Dienstag mit Zahlen zur US-Inflation im Februar an. Zum Vormonat erwarten von Reuters befragte Ökonomen einen Preisanstieg um 0,4 Prozent, nach einem Plus von 0,5 Prozent im Januar. Aus Sicht der Fed würde ein solcher Bericht für wieder stärkere Zinserhöhungen sprechen, sagt Commerzbank-Stratege Christoph Balz. "Seit dem letzten Sommer sinkt die US-Inflationsrate. Dies liegt vor allem daran, dass sich die Energiepreise schon länger stabilisiert haben und deshalb kaum noch höher sind als vor einem Jahr." Der Preisauftrieb bei den meisten anderen Güter nehme hingegen kaum ab.
Neben den Daten zu den Verbraucherpreisen stehen am Mittwoch die US-Einzelhandelsumsätze im Februar an. Laut einer Reuters-Umfrage erwarten Analysten im Schnitt einem Rückgang um 0,1 Prozent vom Vormonat nach einem Anstieg um drei Prozent im Januar. Der Einzelhandel habe zum Jahresauftakt vom höheren verfügbaren Einkommen der Konsumenten wegen des Jobbooms, einer Rentenerhöhung und geringerer Steuerzahlungen profitiert, sagt Balz. "Für Februar rechnen wir mit einer teilweisen Korrektur."
Auch das Ifo-Institut veröffentlicht seine Konjunkturprognose zur Wochenmitte. Die Münchner Forscher hatten im Dezember für 2023 ein kleines Minus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 0,1 Prozent vorhergesagt. Der Bericht des Bundeswirtschaftsministeriums zur wirtschaftlichen Lage ist für Donnerstag geplant. Zum Wochenschluss stehen die endgültigen Verbraucherpreisdaten des europäischen Statistikamtes Eurostat für Februar. Laut vorläufigen Daten ergab sich in der Euro-Zone im vergangenen Monat eine Teuerungsrate von 8,5 Prozent nach 8,6 Prozent im Januar.
Bilanzsaison geht weiter
Bei den Konzernbilanzen stehen in der neuen Woche sechs weitere Dax-Konzerne im Blick. Angesichts der Sorgen um den globalen Bankensektor warten die Anleger vor allem auf die am Freitag anstehenden Zahlen der Deutschen Bank. Auch der durch Korruptionsermittlungen in die Schlagzeilen geratene Immobilien-Riese Vonovia legt Ergebnisse für das vierte Quartal zum Wochenschluss vor. Zudem stehen die Jahresergebnisse des Luxusautoherstellers Porsche AG im Terminkalender am Montag. Am Dienstag öffnet Volkswagen seine Bücher, für Mittwoch sind die Berichte von BMW und E.ON geplant.
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(Mit Material von Reuters)