Der DAX kommt aktuell nicht über die Marke von 16.000 Punkten hinaus. Doch die nächste Woche wird wieder spannend. Neben der Schuldenobergrenze in den USA gibt es Hauptversammlungen bei Deutsche Bank und Vonovia sowie Quartalszahlen bei Commerzbank und Siemens.
In der neuen Börsenwoche hoffen die Anleger nach einem zuletzt bewegungsarmen Handel auf mehr Hinweise zu den Aussichten der Weltwirtschaft. Vor allem das weitere Vorgehen bei den Zinserhöhungen der US-Notenbank und der EZB im Kampf gegen die hohe Inflation treibt die Aktienmärkte nach den jüngst durchwachsenen Konjunkturdaten um. "Die US-Inflationsdaten zeigten mit dem minimalen Rückgang von fünf auf 4,9 Prozent zwar in die richtige Richtung, doch reicht dieses Tempo keineswegs aus, um die US-Notenbank Fed bereits ab Sommer in den Zinssenkungsmodus wechseln zu lassen, wie es von den Anlegern mehrheitlich erwartet wird", schreiben die Experten der Helaba. Im Euroraum drehten sich die Spekulationen weiter darum, ob die EZB einer möglichen Zinspause nähergekommen sei. Den globalen Aktienmärkten fehle es bislang jedenfalls an eindeutigen Impulsen. So notierte der deutsche Leitindex am Freitag mit 15.919 Punkten knapp unter dem Vorwochenschluss.
Hauptversammlungen von Deutsche Bank und Vonovia und Quartalszahlen von Siemens und Commerzbank im Fokus
Am Montag öffnen der Autobauer Porsche SE und der Elektro- und Energietechnikhersteller Siemens Energy ihre Bücher. Für denselben Tag geplant ist auch das jährliche Investorentreffen der Deutschen Börse. Am Mittwoch stehen die Quartalszahlen der Commerzbank, des Rückversicherers Münchener Rück und von Siemens an. Ebenfalls zur Wochenmitte laden der Gesundheitskonzern Fresenius, der Energieriese E.ON, das Immobilienunternehmen Vonovia sowie die Deutsche Bank ihre Aktionäre zur Hauptversammlung ein. Auch in den USA stehen die Investorentreffen von JP Morgan, Coca Cola, AT&T und Morgan Stanley im Fokus.
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Schuldenobergrenze in den USA könnte zum Problem werden
Im Fokus in der neuen Woche bleibt auch der anhaltende Streit um die US-Schuldenobergrenze. Weniger als einen Monat vor einem drohenden Zahlungsausfall der USA wurden die Gespräche zwischen den Demokraten von Präsident Joe Biden und den Republikanern über eine Anhebung der Schuldenobergrenze auf die die neuen Woche vertagt. Der erbitterte Streit in dieser Frage im Kongress ist ein weiteres Risiko für die ohnehin schon belastete Weltwirtschaft. Biden hat bereits vor einer schweren Rezession in der weltgrößten Volkswirtschaft gewarnt, sollte es keine Einigung geben.
"Der Streit könnte bis zur letzten Sekunde andauern", sagt Mark Dowding, Chefanleger beim Vermögensverwalter RBC BlueBay. Dabei bestehe das reale Risiko, dass dem US-Finanzministerium tatsächlich das Geld ausgehe. Sollte dies – möglicherweise schon Anfang Juni – passieren, dürfte die Regierung dem Schuldendienst Vorrang einräumen, um einen Zahlungsausfall und das daraus resultierende Chaos an den Finanzmärkten zu vermeiden. "Wir sind bei Risikoanlagen vorsichtig, solange die Situation nicht geklärt ist", fügt Dowding hinzu.
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Konjunkturprognosen und BIP in Europa im Fokus
Zum Wochenauftakt steht die Frühjahrsprognose der EU-Kommission an. Fraglich ist, ob die Kommission nach der weitgehend überwundenen Energiekrise im Winter ihre Prognose anhebt. Am Montag legt zudem das Bundeswirtschaftsministerium Daten zur Konjunktur im Monatsbericht Mai vor.
Am Dienstag wird das Bruttoinlandsprodukt der Euro-Zone im ersten Quartal veröffentlicht. "Die Wirtschaftsleistung dürfte im Euroraum im Startquartal 2023 im Vorjahresvergleich um gut ein Prozent gewachsen sein – im Vergleich zum vierten Quartal 2022 sich aber kaum verändert haben", sagt Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck.
Am selben Tag stehen auch die US-Einzelhandelsumsätze für April im Terminkalender. "Bereits seit mehr als einem Jahr wird diskutiert, ob die US-Wirtschaft in eine Rezession abgleitet. Dass es hierzu bisher nicht kam, liegt vor allem an den amerikanischen Konsumenten", sagt Commerzbank-Stratege Christoph Balz. Die Einzelhandelsumsätze würden nun erste Hinweise geben, ob den Verbrauchern doch langsam die Puste ausgeht. "Wir erwarten allerdings eher wieder einen ordentlichen Zuwachs. Darauf deutet beispielsweise der bereits gemeldete Anstieg des Autoabsatzes um sechs Prozent hin." Daher prognostiziert die Commerzbank einen Anstieg der Einzelhandelsumsätze um 0,7 Prozent. Ein Teil des Zuwachses spiegele dabei allerdings die Verteuerung von Benzin wider, die die nominalen Umsätze der Tankstellen aufblähe.
Zum Wochenausklang präsentiert das Statistische Bundesamt die Zahlen zu den deutschen Erzeugerpreisen im April. In der Statistik werden die Preise geführt noch bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie können damit frühe Hinweise auf die Entwicklung der Inflation liefern.
(Mit Material von Reuters)