Auch in der neuen Börsenwoche richten die Anleger ihren Blick auf neue Konjunkturdaten. Daraus erhoffen sie sich Hinweise auf den weiteren geldpolitischen Kurs der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB)
In der alten Woche sorgten Kursgewinne vor und kurz nach der Veröffentlichung von Quartalszahlen der US-Chipfirma Nvidia für einen leichten Anstieg der wichtigsten Börsenindizes. So notierte der Dax am Freitag mit 15.731 Punkten ein Prozent über dem Vorwochenschluss. Die Investoren warteten mit Spannung auf die im weiteren Tagesverlauf anstehenden Reden des Fed-Chefs Jerome Powell und der EZB-Chefin Christine Lagarde.
Merkliche Gewinne verbuchte der deutsche Rentenmarkt. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen stieg im Gegenzug zum fallenden Kurs im Wochenvergleich um 2,5 Prozent. Analysten zufolge bewegten schwächere Konjunkturdaten die Investoren dazu, Staatsanleihen aus den Depots zu werfen. "Der Markt schaut weiterhin mit Argusaugen auf frische Konjunkturdaten und reagiert dementsprechend heftig auf unerwartete Neuigkeiten", sagte Jens Herdack, Portfoliomanager bei der Weberbank in Berlin.
Inflation in Europa im Rampenlicht
So stehen in der neuen Woche vor allem die vorläufigen Verbraucherpreisdaten für Deutschland und die Euro-Zone im Rampenlicht. Daraus erhoffen sich die Investoren Hinweise auf den weiteren geldpolitischen Kurs der EZB. Die Notenbanker haben offengelassen, ob sie nach einer Zinserhöhungsserie im September nachlegen. Die neuen Inflationsdaten gelten als eine der wichtigsten Orientierungsmarken für die Entscheidungsfindung der Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde.
Analysten zeigten sich vorsichtig. "Auch wenn die Stimmung der EZB-Politiker zunehmend für eine Zinspause spricht, könnte diese feine Balance immer noch in Richtung einer Zinserhöhung kippen, wenn die Inflation weiterhin stark und anhaltend ist", sagte Tomasz Wieladek, Chefvolkswirt beim Finanzdienstleister T. Rowe Price. Dabei könnten vor allem weiterhin hohe Inflationszahlen im Dienstleistungssektor die Notenbanker unter Druck setzen.
Die Teuerungsrate für Deutschland im August wird am Mittwoch veröffentlicht. Im Juli hatte sie sich abgeschwächt. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 6,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Analysten rechnen mehrheitlich mit einem weiteren Rückgang auf 6,0 Prozent. Am Tag darauf folgen die Daten für den gesamten Euroraum. In der Euro-Zone war die Inflation zuletzt auf dem Rückmarsch. Mit einer Teuerungsrate von 5,3 Prozent lag sie jedoch noch deutlich über der von der Europäischen Zentralbank angepeilten Marke von 2,0 Prozent.
Warten auf US-Jobdaten – Bilanz-Saison nahezu zuende
Die Investoren warten auf mit Spannung auf den offiziellen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung am Freitag. Auch die Fed macht ihre künftigen geldpolitischen Schritte von der Datenlage abhängig. Dabei kommt der Entwicklung am Jobmarkt neben den Inflationszahlen entscheidende Bedeutung zu. Zuletzt hatte sich der heiß gelaufene Jobmarkt etwas abgekühlt. Nun wird sich weisen, ob der Trend anhält. Die Analysten mahnen zur Vorsicht. "In den USA verliert der Arbeitsmarkt an Schwung, bleibt aber noch eng. Denn es entstehen immer noch mehr Arbeitsplätze, als Personen neu auf den Arbeitsmarkt drängen", sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Balz.
Die Bilanzsaison geht unterdessen allmählich zu Ende. Einige der letzten Unternehmen, die in der neuen Woche ihre Berichte für das zweite Quartal veröffentlichen, sind der niederländische Versicherer NNNN und der deutsche Medikamenten-Entwickler Evotec am Dienstag, die Immobilienfirma Aroundtown und der Essensliefer-Dienst Delivery Hero am Mittwoch sowie die Schweizer Großbank UBS am Donnerstag.
rtr