In der Hoffnung auf eine Entschärfung des Zollstreits zwischen den USA und China tasten sich weitere Anleger in den deutschen Aktienmarkt zurück. Für gute Stimmung sorgte US-Präsident Donald Trump, der erklärte, die Verhandlungen kämen besser voran als erwartet. Der Dax stieg am Montag um 0,5 Prozent auf 12.964,24 Punkte, den höchsten Stand seit fast eineinhalb Jahren. Der EuroStoxx50 gewann 0,1 Prozent auf 3628 Zähler.
Getrübt wurde die Stimmung vom anhaltenden Brexit-Hickhack. Die EU gewährte Großbritannien wie gewünscht einen Aufschub für den Ausstieg aus der Staatengemeinschaft bis Ende Januar. Premierminister Boris Johnson strebt für Dezember Neuwahlen an, noch am Montag sollte das britische Unterhaus darüber abstimmen. Das Pfund Sterling bewegte sich kaum. Die Währung kostete 1,2835 Dollar und 1,1573 Euro. "Eine Neuwahl könnte dazu führen, dass das Pfund stärker schwankt, auch wenn wir glauben, dass das Risiko eines ungeregelten Brexit weiterhin niedrig bleibt", schrieben die Experten der UBS.
TRUMP HEBT STIMMUNG AN US-BÖRSEN
Auch die US-Börsen legten zu Handelsbeginn zu. . Dabei spielte die Ankündigung Trumps eine Rolle, dass der erste Teil des Handelsabkommens mit China bei einem Gipfeltreffen in Chile im kommenden Monat unterzeichnet werden könnte. Zuvor hatten das Büro des US-Handelsbeauftragten und das chinesische Handelsministerium erklärt, das vereinbarte Teil-Abkommen stehe kurz vor der Unterschriftsreife. "Es wäre die größte Errungenschaft eines US-Präsidenten Trump, einen umfassenden Handelsvertrag mit Eingeständnissen der Kommunistischen Partei Chinas in Kernpunkten zu erzielen", sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst vom Brokerhaus CMC Markets. "Es steht auch der Aufschwung Chinas auf dem Spiel." Anleger blickten daher auch mit Spannung auf die Plenarsitzung der KP in China.
Zusätzlichen Schub versprachen sich Börsianer zudem von der laufenden Bilanzsaison. Hauptaugenmerk dürfte auf den Ausblicken der Firmen liegen, sagte Stanzl: "Zuletzt haben sie honoriert, dass die Ausblicke bestätigt wurden. Das Signal: Es geht nicht weiter abwärts." Der Dax habe das mit dem kräftigen Anstieg im Oktober vorweggenommen. "Anleger haben auf die Robustheit der deutschen Wirtschaft gesetzt, diese muss jetzt durch die Unternehmen bestätigt werden."
Covestro eröffnete den Reigen mit gemischten Zahlen. Der operative Quartalsergebnis habe leicht über den Erwartungen gelegen, das Gesamtjahresziel leicht darunter, schrieb Analyst Heiko Feber vom Bankhaus Lampe. Der Abwärtstrend habe jedoch weiter an Dynamik verloren, schrieb Sven Diermeier von Independent Research. Die Covestro-Aktien legten auf 47,47 Euro zu.
HSBC UNTER DRUCK - KAUFOFFERTE FÜR TIFFANY
In London sackten die Titel von HSBC um bis zu 4,8 Prozent ab und steuerten auf den größten Tagesverlust seit gut zweieinhalb Jahren zu. Das Bankhaus gibt nach einem überraschend schwachen Quartal seine Gewinnziele für 2020 auf. Wenigstens bringe diese Entwicklung das Management endlich dazu, die Probleme in den schwächelnden Geschäftsbereichen anzugehen, sagte Analyst Edward Firth vom Brokerhaus Keefe, Bruyette & Woods. Im Sog der HSBC-Kursverluste büßte der europäische Banken-Index 0,7 Prozent ein.
Die Papiere von LVMH verteuerten sich dagegen um bis zu 1,5 Prozent. Der französische Anbieter von "Louis Vuitton"-Taschen will den US-Juwelier Tiffany übernehmen. Insidern zufolge bietet LVMH 14,5 Milliarden Dollar oder 120 Dollar je Aktie. Tiffany-Titel legten 28,8 Prozent auf knapp 127 Dollar zu. Anleger spekulierten offenbar darauf, dass das Angebot noch nachgebessert wird.
rtr