von Andreas Büchler und Franz-Georg Wenner




Chart 1 - DAX im Stunden-Chart





Der Deutsche Aktienindex hat gestern leicht erholt geschlossen, womit sich die meisten Anleger in ein verlängertes Wochenende verabschiedet haben dürften. Der heutige Feiertag in bevölkerungsreichen Bundesländern, darunter Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg sowie auch am Börsenstandort Hessen lassen weit über die Hälfte der Deutschen per anschließendem Brückentag die Option auf ein paar freie Tage. Gepaart mit gutem Wetter dürften die Umsätze bis zur kommenden Woche eher niedrig bleiben.

Selbst wenn der ein oder andere charttechnische Widerstand oder eine Unterstützung fällt, ist fraglich, inwieweit dieses Signal von Bedeutung wäre wenn die breite Masse es gar nicht mitmacht. Nicht ignorieren sollten Anleger dagegen die mikroskopischen Schwächezeichen, die der DAX bereits in der ersten Wochenhälfte gezeigt hatte. So ist vor allem auffällig, dass Kursbewegungen nach unten von höheren Umsätzen begleitet werden, als solche nach oben. Der gestrige Tag bildete hier zwar eine Ausnahme, doch auch da scheiterten die Notierungen im Bereich 11.500/11.515 - hier lagen an zwei der vergangenen drei Handelstage die Hochpunkte, also Kurse, zu denen sich keine Käufer mehr fanden.

Solange im Gegenzug aber die Nachfrage bei 11.167/11.200 noch hoch ist, wie es in den vergangenen Wochen der Fall war, ist der Markt ausgeglichen. Doch wehe, wenn der Index unter diesen Bereich ausbricht, dann dürften schnell Anschlusskäufe in Richtung der 10.600er-/11.000er-Marke und darunter hinaus zu sehen sein, eine "richtige" Unterstützung mit vielen markanten Wendepunkten findet sich sogar erst bei rund 10.000 Zählern.

Nach oben ist jenseits der 11.515 der Weg frei bis mindestens 12.050/12.079, dieser Bereich liegt bald aber auch schon zu lange zurück, um noch wichtig zu sein. Dann ist erst am Allzeithoch bei 12.390 wieder ein möglicher Haltepunkt erreicht. Die Hoffnung auf einen Schwenk des DAX nach oben bis an diese Kursmarken im Rahmen der laufenden Seitwärtsbewegung ist es auch, die Anleger derzeit vermutlich noch an ihren Long-Positionen festhalten lässt. Dabei ist es in Handelsspannen eigentlich ratsam, sein Engagement zurückzufahren - es muss ja nicht ganz auf Null reduziert sein, doch vor einem verlängerten Wochenende sollten Stopps auf jeden Fall nachgezogen werden. Für Long-Positionen knapp unter die 11.167, für Short-Positionen leicht über die 11.900er-Marke, wo das letzte kleine Zwischenhoch liegt.



Chart 2 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie



Der Tageschart liefert einen länger zurück reichenden Blick auf den Kursverlauf des Deutschen Aktienindex. Hier werden Kursmarken erkennbar, an denen es in den vergangenen Monaten und Jahren zu mehreren Wendepunkten gekommen ist (mittelfristige Unterstützungen und Widerstände). Sie sind oft stärker als die nur vorüber gehend wirksamen Chartniveaus im Fünf-Minuten- oder Ein-Stunden-Chart auf der ersten Seite der Analyse.

Wichtig ist der unter dem Kursverlauf abgebildete Indikator: Er misst den Abstand des Index zu seinem durchschnittlichen Kurs der vergangenen 21 Tage (dem Monatsdurchschnitt). Verlaufen die Kurse weit unter der 21-Tage-Linie, fällt der Indikator in die untere Extremzone. Werte, die tiefer liegen als etwa minus vier Prozent signalisieren eine erhöhte Chance auf eine Bodenbildung/Zwischenerholung. Werte über rund plus 3,8 Prozent deuten auf eine Überhitzung des Marktes hin, was die Gefahr einer Korrektur erhöht.



Chart 3 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Für langfristig denkende Anleger ist der Wochenchart am wichtigsten. Er blendet die Tagesschwankungen des Marktes aus und zeigt die Tendenz aus einer übergeordneten Perspektive. Kommt es hier zu einem Trendwechsel oder einem Verkaufssignal, hat dies oft nachhaltige Auswirkungen.

Der Indikator im unteren Bereich des Charts zeigt den Abstand des Deutschen Aktienindex zu seinem 200-Tage-Durchschnittskurs. Diese unter Anleger wohl populärste Durchschnittslinie repräsentiert den langfristigen Trend des Index. Weicht er zu weit nach unten von ihr ab, ist er überverkauft. Ab Werten von minus 22 Prozent ist dies der Fall. Dann steigen die Chancen auf eine Bodenbildung. Entfernt sich der DAX dagegen zu sehr von der 200-Tage-Linie nach oben, was bereits ab plus 14 bis 20 Prozent zutrifft, erhöht sich das Risiko einer Korrektur, und das restliche Kurspotenzial auf der Nordseite sinkt.



Chart 4 - Kerzenchart auf Tagesbasis Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.





Unterstützungen und Widerstände





























































Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des "Index-Radar, der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Andreas Büchler ist Herausgeber des Magazins und Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft für Börsenhandelssysteme.

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