von Index Radar




Chart 1 - DAX auf Fünf-Minuten-Basis





Euphorie sieht wirklich anders aus. In der Ausgabe des Index-Radar vom Montag hatten wir bereits auf die enttäuschende Entwicklung beim Handelsvolumen zum Ende der vergangenen Woche hingewiesen. Dieser Trend hat sich noch einmal deutlich verschärft. Gestern wechselten auf Xetra lediglich Aktien für 2,47 Mrd. Euro den Besitzer. Ähnlich niedrige Niveaus gab es im noch jungen Börsenjahr nur Mitte Februar. Bereits seit Donnerstag ist die Tendenz rückläufig und liegt nun deutlich unter dem Drei-Monatsdurchschnitt von 3,8 Mrd. Euro.

Für uns Anleger stellt die Entwicklung ein weiteres kleines Warnsignal dar. Offenbar ist eine zunehmend geringere Anzahl an Investoren bereit, auf dem erhöhten Kursniveau neue Positionen zu eröffnen. Die Skepsis ist durchaus berechtigt, schließlich ist der DAX seit dem Tief von Mitte Oktober ohne bereinigende Kurskorrektur inzwischen um rund 38 Prozent gestiegen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass derzeit nur noch sehr kurzfristig ausgerichtete Trader in den Markt strömen, die auf der Oberseite ein paar Prozentpunkte verdienen wollen. Sollte der Markt aber nicht wie erhofft weiter laufen, zieht sich die spekulativ ausgerichtete Anlegergruppe auch zügig wieder zurück. Untermauert wird die Vermutung durch die gestrige Gewinnerliste. Indexschwergewicht Bayer steuerte als beste Aktie im DAX rund 24 Punkte zum Tagesgewinn des Leitindex bei, der insgesamt um 31 Zähler vorrückte. Anders formuliert: Der DAX hätte sich vermutlich ebenfalls kaum bewegt, wenn die Papiere des Leverkusener Konzerns nur seitwärts gelaufen wären.

Ein weiterer Faktor hält auch viele mittelfristig ausgerichtete Anleger derzeit zurück. Zum gestrigen Tagesschluss notierte der DAX um vier Prozent über seiner 21-Tage-Linie. Wir haben bereits mehrfach gezeigt, dass häufig ab einer Differenz von 3,7 Prozent eine Atempause erfolgt. Auch jetzt scheint die Regel erneut zu greifen. Natürlich bedeutet dies nicht, dass der DAX nun auf der Oberseite gedeckelt ist. Seit dem Ausbruch aus der jüngsten Range bei 11.000 steigt der Monatsmittelwert pro Tag um rund 27 Punkte. Sollte der Index heute den Abstand von vier Prozent lediglich verteidigen, wären bereits Kurse von rund 11.610 durchaus möglich.

Auf Basis des im Fünf-Minuten-Chart eingezeichneten Trendkanals wäre sogar noch etwas mehr Luft nach oben. Klettert der DAX im Handelsverlauf über das Intraday-Hoch vom vergangenen Freitag bei 11.600, lässt die Oberkante der Range sogar Spielraum bis ungefähr 11.680. Anleger, die Erfahrung im Intraday-Handel haben, können einen möglichen Ausbruch auf frische Bestmarken mit den DAX-Trading-Empfehlungen umsetzen.

Bleiben Anschlusskäufe nördlich der 11.600er-Schwelle aus, verdichten sich die Hinweise auf einen ähnlichen Kursverlauf wie zu Monatsbeginn. Am 3. März scheiterte der Sprung über den vorherigen Hochpunkt und der Markt kippte nach unten weg. Da eine ähnlich überhitzte Lage wie vor gut einer Woche vorliegt, können mutige Trader auf der Short-Seite mit wenig Kapitaleinsatz ihr Glück versuchen. Zielbereich ist erneut die breite Unterstützungszone zwischen 11.410 bis 11.465. Bereits am Montag wurde die Oberkante exakt bestätigt. Sollte die Nachfrage bei einem wiederholten Test schwächer ausfallen, eröffnet sich weiteres Potenzial bis an die Unterseite des Trendkanals bei 11.360. Spätestens hier sollten letzte Bestände aus kurzfristigen Short-Spekulationen verkauft werden.

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Chart 2 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %



Gemessen am Abstand zur 21-Tage-Linie verbleibt aktuell ebenfalls nicht mehr viel Potenzial nach oben. Von den Extremwerten zwischen 8 und 9 Prozent ist der DAX zwar noch weit entfernt. Doch die meisten Wendepunkte erfolgten bereits, wenn der Index zwischen 3,6 und 3,8 Prozent über seinem Monatsdurchschnittskurs kletterte - dieser Schwellenwert wurde zu - und jetzt wieder - erreicht, daher erfolgte die jüngste Korrektur aus dieser Perspektive nicht allzu überraschend. Und auch die nächste Pause ist dadurch vorprogrammiert.





Chart 3 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lässt sich ein Kursziel auf der Oberseite bei maximal rund 11.790 Zählern errechnen - dieser Wert entspricht den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 20 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.

Zu Beginn des Jahrtausends waren es auch mal 33 Prozent und mehr - doch das sollten sich Anleger lieber nicht wünschen, auch wenn der DAX dadurch noch rechnerisches Potenzial bis fast an die 13.000er-Marke hätte. Denn anschließend startete damals der dreijährige Abwärtstrend, im Zuge dessen sich der Indexstand fast viertelte.



Chart 4 - Kerzenchart auf Tagesbasis





Unterstützungen und Widerstände
































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Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily.

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