Wohin die Reise am Aktienmarkt geht, könnte in der neuen Börsenwoche mit Blick aufs Weihnachtsgeschäft beantwortet werden. Außerdem werden die Aussagen rund um Zinserhöhungen wichtig für die Märkte.

"Der Lackmustest wird darin bestehen, ob sich die Menschen von gestiegenen Preisen und höheren Lebenshaltungskosten die Kauflaune zum Fest verderben lassen oder nicht", meint Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets. In Amerika steht nach dem in diesem Jahr deutlich teurer ausfallenden traditionellen Thanksgiving-Essen der Black Friday an, der die vorweihnachtliche Einkaufssaison eröffnet. "Die Frage nach einer Jahresendrallye an den Aktienmärkten dürfte damit ebenfalls eingeläutet werden", sagt Helaba-Strategin Claudia Windt. In der ablaufenden Woche legte der Dax bei einem Stand von 14.400 Punkten am Freitagnachmittag rund 1,3 Prozent zu. Seit Ende September konnte er kräftig aufholen und liegt seit Jahresbeginn noch rund zehn Prozent im Minus.

Wie viel Geld geben die Deutschen für ihre Weihnachtseinkäufe aus?

Wie es um die Konsumlaune in Deutschland im Weihnachtsmonat bestellt ist, dürfte das von den GfK-Konsumforschern am Freitag vorgelegte Barometer verraten. Im November hatte sich die durch hohe Inflation und Unsicherheit wegen des Ukraine-Krieges getrübte Stimmung der Konsumenten etwas stabilisiert.

Auch die Fußball-Weltmeisterschaft, die am Sonntag offiziell in Katar startet, könnte die Ausgaben im Einzelhandel ankurbeln. Beobachter rechnen mit steigenden Verkäufen von Lebensmitteln und Getränken. Auch Sportbekleidung und TV- und Elektrogeräte profitieren üblicherweise vom WM-Fieber der Fans. Die insgesamt steigenden Lebenshaltungskosten und die gleichzeitig stattfindenden Weihnachtseinkäufe dürften allerdings für ein im Vergleich zur Europameisterschaft deutlich gedämpfteres WM-Geschäft sorgen, rechnen die Analysten von Stifel vor.

"WETTE NIEMALS GEGEN DEN IFO"

Wie die Stimmung in den Chefetagen ist, wird der am Donnerstag vom Münchner Ifo-Institut veröffentlichte Geschäftsklimaindex für November darstellen. Zuletzt hatten sich vor allem die Erwartungen der Unternehmen angesichts von Lieferketten-Problemen und Energiepreis-Anstiegen verdüstert. "Die November-Zahlen werden zeigen, ob sich nun auch die tatsächliche Geschäftslage verschlechtert und sich die deutsche Wirtschaft bereits auf dem Weg in eine Rezession befindet", fasst Commerzbank-Experte Ralph Solveen zusammen. Ein klares Signal sei aber nicht zu erwarten: während der Gesamtindex leicht zurückgehen dürfte, könnten die Erwartungen angesichts des abnehmenden Risikos eines Gas-Mangels sogar leicht zugelegt haben. Am Mittwoch stehen zudem die Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und die Euro-Zone an.

Wann ist der Zinshöhepunkt erreicht?

Zur Wochenmitte richten sich die Blicke der Anleger vor allem auf die von der US-Notenbank Federal Reserve veröffentlichten Protokolle ihrer jüngsten Zinssitzung. Börsianer treibt insbesondere die Frage um, wann die Zeit für eine Zins-Erhöhungspause reif sein könnte. Zuletzt hatten Fed-Notenbanker Zweifel daran geschürt.

Die Notenbank treibt im Kampf gegen die Inflation den Leitzins seit Monaten in ungewöhnlich großen Schritten nach oben. Zuletzt erhöhte sie ihn um einen weiteren Dreiviertel-Prozentpunkt auf die Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent. Fed-Chef Jerome Powell hatte aber signalisiert, dass die Währungshüter demnächst etwas Tempo herausnehmen könnten. Womöglich könnte es im Dezember nur noch um einen halben Prozentpunkt nach oben gehen.

Zudem stehen an den internationalen Börsen noch einige Feiertagspausen an. So bleiben die Märkte in Japan am Mittwoch wegen des Tages des Dankes für die Arbeit geschlossen. Am Donnerstag bleibt die Wall Street wegen Thanksgiving zu, gefolgt von einem verkürzten Handelstag am Freitag.

Insgesamt wird es für den Dax nun darauf ankommen, ob er nächste Woche seine Reise Richtung 19.000 Punkte aufnimmt oder ob er nun in eine Korrektur geht. 

Mit Material von Reuters