Der DAX hat am Mittwoch weiter zugelegt. Für gute Stimmung sorgte das 750 Milliarden Euro schwere EU-Hilfspaket, das Ursula von der Leyen, die Präsidentin der EU-Kommission, dem EU-Parlament vorstellte. Die von der Coronavirus-Krise besonders stark getroffenen Länder sollen zwei Drittel des Geldes als Zuschüsse bekommen.
Das riesige Hilfspaket der EU-Kommission zum Anschub der wegen der Corona-Krise brachliegenden Wirtschaft sorgte für Rückenwind beim Euro. Die Gemeinschaftswährung legte zeitweise auf bis zu 1,1031 Dollar zu und bewegt sich damit in Richtung eines Zwei-Monats-Hochs.
Die wachsende Risikofreude der Investoren machte Gold-Investments weniger attraktiv. Der Preis für das gerne als Krisenwährung genutzte Edelmetall fiel um ein halbes Prozent auf ein Zwei-Wochen-Tief von 1703 Dollar je Feinunze. Sollte der Preis unter die wichtige Marke von 1700 Dollar fallen, könnten spekulative Investoren die Flucht ergreifen und der Druck auf den Preis zunehmen, sagte Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg.
Investoren richteten ihren Fokus vielmehr ganz auf die Öffnung der Weltwirtschaft, und diese mache bedeutende Fortschritte, erklärte Analyst Milan Cutkovic vom Broker AxiTrader. Dadurch werde Hoffnung genährt auf eine schneller als erwartet ausfallende Konjunkturerholung. Die Spannungen zwischen China und den USA sowie die Hongkong-Problematik bringen die Anleger in ihrem aktuellen Optimismus für eine schnelle Erholung von der Corona-Krise derzeit kaum aus der Ruhe.
In der Hoffnung auf eine rasche Erholung der Konjunktur kehrten auch an der Wall Street weitere Anleger in den US-Aktienmarkt zurück. Der Streit zwischen den USA und China um ein Sicherheitsgesetz für Hongkong spielte nur eine untergeordnete Rolle. Die Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 legten zur Eröffnung bis zu 1,4 Prozent zu, die Nasdaq drehte aber kurz nach Handelsstart ins Minus.
Lufthansa: Keine Entscheidung zu Rettungspaket
Auf Unternehmensseite stand erneut die Lufthansa im Fokus der Anleger. Wegen Auflagen der EU habe der Aufsichtsrat der vom Coronavirus gebeutelten Airline dem neun Milliarden Euro schweren Rettungspaket der Bundesregierung nicht zustimmen können. Das teilte die Fluggesellschaft am Nachmittag mit. Die von der Wettbewerbsbehörde geforderten Auflagen bedeuteten eine Schwächung der Drehkreuze an den Flughäfen München und Frankfurt, teilte die Fluggesellschaft zur Begründung mit.
Die daraus resultierenden wirtschaftlichen Auswirkungen sowie mögliche Alternativszenarien müssten intensiv geprüft werden. Der Aufsichtsrat nannte aber das Rettungspaket über den staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds WSF die "einzig gangbare Alternative" zur Aufrechterhaltung der Zahlungsfähigkeit. An der Börse stoppte die Nachrichten die jüngste Erholung der Lufthansa-Aktie. Nachdem das Papier bis zur Mittagszeit um mehr als neun Prozent auf 10,09 Euro zugelegt hatte, sank der Kurs nach der Vertagung der Aufsichtsratsentscheidung um knapp zwei Prozent.
Was am Mittwoch an der Börse sonst noch wichtig war
Autobündnis um Renault und Nissan geht auf Sparkurs
Die französisch-japanische Autoallianz von Renault, Nissan und Mitsubishi wechselt vor dem Hintergrund der Corona-Krise und Absatzeinbrüche ihre Strategie. Rentabilität und milliardenschwere Kostensenkungen stehen nun im Vordergrund, machte Renault-Präsident Jean-Dominique Senard am Mittwoch bei einer Online-Pressekonferenz deutlich. Mit einer besseren Zusammenarbeit könnten Kosten für neue Automodelle um bis zu 40 Prozent sinken.
Immobilienkonzerne LEG und TAG brechen Fusionsgespräche ab
Die Immobilienkonzerne LEG und TAG werden weiterhin getrennte Wege gehen. Die Gespräche über einen Zusammenschluss seien einvernehmlich beendet worden, teilte LEG am späten Dienstagabend in Düsseldorf mit. Dies hätten die Vorstände beider Unternehmen an diesem Tag beschlossen. Der Mitteilung zufolge konnte insbesondere keine Einigung über das mögliche Umtauschverhältnis erzielt werden. Vor diesem Hintergrund würden beide Unternehmen den angestrebten Zusammenschluss nicht weiter verfolgen.
Versorger wollen Eon-RWE-Deal vor Gericht zu Fall bringen
Mehrere regionale Stromversorger in Deutschland wollen den weitgehend abgeschlossenen Energiedeal zwischen den Branchenriesen Eon und RWE noch zu Fall bringen. Die Mainova AG aus Frankfurt kündigte am Mittwoch an, gemeinsam mit zehn weiteren Versorgern beim Gericht der Europäischen Union (EuG) eine Nichtigkeitsklage gegen die Freigabe durch die EU-Kommission einzureichen. Mit dem Deal von Eon und RWE seien "erhebliche Nachteile für den Wettbewerb und damit für alle Verbraucher" verbunden. Das "Handelsblatt" hatte zunächst berichtet.
Aroundtown profitiert von TLG-Zukauf - Nach wie vor kein Ausblick
Der Luxemburger Gewerbeimmobilien-Spezialist Aroundtown hat zu Jahresbeginn von seinem jüngsten Zukauf des kleineren Konkurrenten TLG profitiert. Der Umsatz erhöhte sich im ersten Quartal im Jahresvergleich um 34 Prozent auf 278 Millionen Euro, wie Aroundtown am Mittwoch in Luxemburg mitteilte. Dazu habe TLG 30,5 Millionen Euro beigesteuert.
Hornbach trotz starkem Auftaktquartal wegen Corona-Krise vorsichtig
Die Baumarkt-Gruppe Hornbach blickt wegen der großen Unsicherheiten durch die Corona-Pandemie weiter vorsichtig auf das laufende Geschäftsjahr. Obwohl das erste Geschäftsquartal (bis Ende Mai) bei Umsatz und bereinigtem operativen Ergebnis (Ebit) voraussichtlich deutlich über den Vorjahreswerten liegen dürfte, sieht das Management für die restlichen neun Monate erhebliche konjunkturelle Risiken, wie die im Nebenwerteindex SDax notierte Hornbach Holding am Mittwoch in Neustadt an der Weinstraße mitteilte.
Wind- und Solarpark-Betreiber Encavis bekräftigt Prognose - Aktie fällt
Der Betreiber von Solarparks und Windkraftanlagen Encavis hat nach einem starken ersten Quartal die Prognose für das laufende Jahr bestätigt. Demnach soll sowohl der Umsatz als auch der operative Gewinn in diesem Jahr deutlich steigen, wie das Unternehmen am Mittwoch in Hamburg bei der Veröffentlichung des Quartalsberichts mitteilte.
Sika-Großaktionär Saint Gobain verkauft alle Aktien - Milliardenerlös
Der französische Industriekonzern Saint-Gobain hat sich wie am Vorabend angekündigt von seinem Aktienpaket am Chemiekonzern Sika durch eine Privatplatzierung getrennt. Durch die Veräußerung von 15,2 Millionen Aktien flossen dem französischen Unternehmen 2,56 Milliarden Schweizer Franken (2,4 Mrd Euro) zu, wie Saint Gobain am Mittwoch mitteilte.
rtr/dpa-AFX/fh