Der Dax stieg am Dienstag um knapp zwei Prozent auf 10.663 Punkte, und der EuroStoxx50 gewann 1,5 Prozent auf 2859 Zähler. Insidern zufolge wollen Bund und Länder bei ihren Gesprächen am Mittwoch den Weg für eine weitere Lockerung der Coronavirus-Restriktionen freimachen. Unter anderem sollten alle Handelsgeschäfte wieder öffnen dürfen.
GERICHT - EZB-BONDKÄUFE TEILWEISE VERFASSUNGSWIDRIG
Das Bundesverfassungsgericht dämpfte die Freude der Anleger allerdings: Es bewertet die Staatsanleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) als teilweise verfassungswidrig. "Alles, was die Fähigkeit der EZB als Rettungsanker in Zweifel zieht, ist ein Grund zur Besorgnis", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com.
Die Richter gaben der Notenbank aber drei Monate Zeit, die Verhältnismäßigkeit des Programms zu beweisen. "Das ist zwar ein Affront gegen die EZB", sagte Jörg Krämer, Chef-Volkswirt der Commerzbank. "Aber mit ihrer Armada an Ökonomen und Juristen kann die EZB eine solche Prüfung problemlos bewältigen."
Der Euro ging nach dem Urteil dennoch auf Talfahrt und verbilligte sich um 0,5 Prozent auf 1,0846 Dollar. Italienische Staatsanleihen flogen ebenfalls aus den Depots. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Titel auf 1,947 von 1,755 Prozent. Das hoch verschuldete Land profitiert besonders stark von den EZB-Käufen.
TOTAL NACH ZAHLEN IM PLUS
Zu den Favoriten am europäischen Aktienmarkt zählte Total mit einem Kursplus von 6,6 Prozent. Der Gewinn des französischen Ölkonzerns sei weniger stark eingebrochen als am Markt befürchtet, urteilte Analyst Jason Gabelman vom Vermögensverwalter Cowen. Außerdem hält das Unternehmen seine Dividende stabil.
Vor diesem Hintergrund legte der europäische Index für die Öl- und Gasbranche knapp sechs Prozent zu. Der Sektor profitierte außerdem vom anziehenden Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 7,3 Prozent auf 29,18 Dollar je Barrel (159 Liter). Wegen der gedrosselten Fördermengen und der erwarteten Erholung der Weltwirtschaft könnte die Öl-Nachfrage das Angebot zum Jahresende 2020 sogar wieder übertreffen, prognostizierten die Analysten der Bank UBS.
VONOVIA IM AUFWIND - HUGO BOSS UNTER DRUCK
Im Dax gewannen die Titel von Vonovia knapp sieben Prozent. Dank niedriger Steuern und Kosten habe der Immobilienkonzern ein überraschend starkes Quartalsergebnis abgeliefert, konstatierte Analyst Georg Kanders vom Bankhaus Lampe. Dass das Unternehmen trotz eines erwarteten langsameren Wachstums der Mieteinnahmen an den Gesamtjahreszielen festhalte, bestätige seine Kaufempfehlung.
Hugo Boss rutschte wegen der Coronakrise in die roten Zahlen. Für das zweite Quartal warnte der Modekonzern vor einem noch stärkeren Einbruch des Geschäfts. Das Minus zum Jahresauftakt sei größer ausgefallen als befürchtet, stellte Analyst Volker Bosse von der Baader Helvea Bank fest. Das Online-Geschäft könne die Einbußen durch die Schließung des stationären Handels nicht ansatzweise ausgleichen. Hugo-Boss-Aktien fielen um knapp fünf Prozent.
rtr