"Der Rücksetzer ist aber nicht groß genug, um die mittel- und langfristige Rally zu gefährden", sagte Analyst Pierre Veyret vom Brokerhaus ActivTrades. Stattdessen eröffne er denjenigen, die die Hausse bislang verpasst hätten, die Chance, auf den Zug aufzuspringen.

Kopfschmerzen bereitete Investoren allerdings der Ausverkauf an den Anleihemärkten, der im Gegenzug die Renditen und damit die Finanzierungskosten für Staaten und Unternehmen in die Höhe trieb. Die weltweit richtungsweisenden zehnjährigen US-Bonds rentierten mit plus 1,394 Prozent so hoch wie zuletzt vor rund einem Jahr. Die Rendite ihrer deutschen Pendants markierte mit minus 0,278 Prozent den höchsten Stand seit achteinhalb Monaten. Auch inflationsindexierte Bundesanleihen mit derselben Laufzeit flogen aus den Depots. Sie rentierten auf einem Viereinhalb-Monats-Hoch von minus 1,236 Prozent. "Steigende Finanzierungskosten schlagen unmittelbar auf die Unternehmensgewinne durch", warnte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Gleichzeitig werden Anleihen damit wieder eine echte Anlagealternative."

STEIGENDE ROHSTOFFPREISE SCHÜREN INFLATIONSÄNGSTE


"Die Inflation wird von zwei Faktoren getrieben", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Der erste sei die ultra-lockere Geldpolitik der Notenbanken und der zweite die steigenden Preise für Rohstoffe, vor allem Öl. Die Sorte Brent aus der Nordsee gewann 1,5 Prozent auf 63,85 Dollar je Barrel (159 Liter) und war damit mehr als 50 Prozent teurer als Anfang November 2020. Spekulationen auf eine anziehende Nachfrage des weltgrößten Abnehmers China hievte den Preis für das Industriemetall Kupfer auf ein Neuneinhalb-Jahres-Hoch von 9269,50 Dollar je Tonne. Das auch als Inflationsschutz dienende Gold rückte 0,8 Prozent auf 1796 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) vor.

Einige Investoren griffen zudem zum "digitalen Gold" Bitcoin und verhalfen der älteste und wichtigste Cyber-Devise zu einem Rekordhoch von 58.445,23 Dollar. Einsetzende Gewinnmitnahmen drückten den Kurs bis zum Nachmittag aber auf 50.999 Dollar. "Eine Konsolidierung tut angesichts der nach wie vor heißgelaufenen Kurse Not", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research.

CONTI LÄSST DIVIDENDE AUSFALLEN - ADIDAS ZAHLT WIEDER


Am deutschen Aktienmarkt gehörte Continental mit einem Kursminus von 3,4 Prozent zu den Verlierern. Der angekündigte Dividendenausfall sei zwar eine negative Überraschung, kommentierte Analyst Sven Diermeier von Independent Research. Damit komme der Autozulieferer aber einer Gewerkschaftsforderung nach, wodurch die geplanten Sparmaßnahmen sicher leichter umgesetzt werden können. Dies sei positiv für die Aktionäre.

Adidas will dagegen nach der Rückzahlung eines Staatskredits wieder Geld an seine Eigner ausschütten. Die Aktien des Sportartikel-Herstellers grenzten daraufhin ihre Verluste ein und lagen zuletzt nur noch 1,6 Prozent im Minus.

In London legten die Titel von HSBC ein knappes Prozent zu. Das Bankhaus will sich einem Insider zufolge von seinem Privatkundengeschäft in den USA trennen. Mittelfristig könnte sich das Institut auch aus Europa zurückziehen und sich ganz auf das Asien-Geschäft konzentrieren, sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets.

rtr