"Die EZB lässt die Börsenampel auf Grün", fasste Jochen Stanzl, Marktanalyst vom Handelshaus CMC Markets zusammen. Risikofaktoren wie die sich abschwächende Wirtschaftsdynamik, aber auch die bevorstehende Bundestagswahl sollten allerdings größere Kurssprünge nach oben verhindern. Dax und EuroStoxx50 legten am Nachmittag um je 0,4 Prozent auf 15.687 und 4194 Zähler zu. An der Wall Street lagen die Futures vorbörslich im Plus.

Die EZB hatte am Donnerstag angekündigt, das Tempo ihrer Krisen-Anleihenkäufe moderat zu verringern. Eine Grundsatzentscheidung über die Zukunft des Notfall-Programms fällten die Euro-Wächter aber noch nicht. "Dieses äußerst vorsichtige Vorgehen zeigt, dass die Börsianer von der EZB auf absehbare Zeit nicht mit all zu viel Gegenwind rechnen müssen", prognostizierte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Das auf insgesamt 1,85 Billionen Euro angelegte PEPP-Programm ist eines der Hauptinstrumente der EZB, um den Kreditfluss an die Wirtschaft während der Corona-Krise zu stützen.

HOFFNUNG AUF ENTSPANNUNG IM HANDELSSTREIT HILFT ÖLPREIS


Die Hoffnung auf eine Entspannung des Verhältnisses zwischen den USA und China hellten die Stimmung zusätzlich auf. US-Präsident Joe Biden hatte erstmals seit fast sieben Monaten wieder direkt mit seinem chinesischen Kollegen Xi Jinping telefoniert. Die Aktien chinesischer Firmen, die an der Wall Street notiert sind, zogen deswegen vorbörslich an. Alibaba, Didi, Tencent Music und Nio stiegen um bis zu 2,5 Prozent.

An den Rohstoffmärkten verteuerte sich die Öl-Sorte Brent um 1,8 Prozent auf 72,71 Dollar je Barrel. Auch Versorgungsengpässe durch den Wirbelsturm "Ida" halfen den Preisen nach oben. Wegen Verzögerungen beim Wiederhochfahren der Ölförderung nach "Ida" müsse auch in den kommenden Wochen mit einem eingeschränkten Angebot gerechnet werden, sagt Analyst Stephen Brennock vom Brokerhaus PVM Oil Associates.

BiONTECH MACHT TEMPO BEI KINDER-IMPFUNGEN - AKTIE STEIGT


Ein negativer Analystenkommentar drückte die Aktien von Fresenius Medical Care ans Dax-Ende. Die Aktien fielen in der Spitze um 4,4 Prozent auf 62,02 Euro, den tiefsten Stand seit mehr als fünf Monaten. Sollte die Zahl an Covid-19-Toten im zweiten Halbjahr höher ausfallen als bislang angenommen, werde das die Umsatzprognose des Konzerns belasten, sagten die Analysten von JP Morgan. Dialysepatienten sind besonders anfällig für Covid-19. Die Titel des Mutterkonzerns Fresenius gaben rund ein halbes Prozent nach.

Aktien des Impfstoffherstellers BioNTech stiegen um 4,5 Prozent. Der Pharmakonzern treibt den Einsatz seines Corona-Impfstoffs auch für jüngere Kinder voran. Schon ab Mitte Oktober könnten in Deutschland die ersten Kinder unter zwölf Jahren mit dem Mittel geimpft werden, hieß es in einer am Freitag veröffentlichten redaktionellen Fassung eines Interviews der BioNTech-Mitgründerin und Medizin-Vorständin Özlem Türeci mit dem "Spiegel".

rtr