Der deutsche Leitindex weitete seine Verluste im Handelsverlauf aus: Am Nachmittag büßte er 1,29 Prozent auf 12 424,76 Punkte ein. Damit knüpfte er an sein moderates Minus vom Vortag an, nachdem er in der vergangenen Woche unter dem Strich deutlich zugelegt hatte. Der MDAX der mittelgroßen deutschen Unternehmen sank am Dienstag um 1,12 Prozent auf 24 854,11 Punkte. Für den Technologiewerte-Index TecDAX ging es um 1,14 Prozent auf 2281,34 Zähler nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (EURO STOXX 50) sank um 0,94 Prozent auf 3483,17 Punkte.

EURO SPRINGT ÜBER 1,15 US-DOLLAR

Der Euro knüpfte derweil mit einem Sprung deutlich über die Marke von 1,15 US-Dollar an seinen jüngsten Aufwärtstrend an und erreichte den höchsten Stand seit Mai 2016. Bisher hatte der stärkere Euro nur wenig Spuren am Aktienmarkt hinterlassen. Allerdings kann eine starke Gemeinschaftswährung die Exportwirtschaft belasten. Daher warten die Anleger im Zuge der anlaufenden Berichtssaison auf Signale der Unternehmen, was der Euroanstieg für sie bedeutet.

Von der EZB-Sitzung am Donnerstag erwarten Ökonomen noch keine Schritte in Richtung einer geldpolitischen Wende. Doch die Anleger dürften jedes Wort von Präsident Mario Draghi mit Blick auf die weitere Entwicklung der Zinsen und des Euro auf die Goldwaage legen.

GUTES HALBJAHR UND HÖHERES ERGEBNISZIEL HELFEN LUFTHANSA NICHT

Am deutschen Aktienmarkt standen Geschäftszahlen etlicher Unternehmen im Fokus. Im Dax verloren Lufthansa-Aktien (Lufthansa) trotz der überraschend deutlichen operativen Gewinnsteigerung (bereinigtes Ebit) im ersten Halbjahr und der Anhebung des Ebit-Jahresziels 1,33 Prozent - anfangs waren sie heftiger abgestraft worden. Damit zollten sie ihrem Höhenflug Tribut: Mit einem Jahresplus von 72 Prozent waren die Titel der Fluggesellschaft zuletzt unangefochtener Spitzenreiter im deutschen Leitindex und notierten auf dem höchsten Stand seit Oktober 2007.

Nachdem die Lufthansa bis zur Jahresmitte den operativen Gewinn mit 1,04 Milliarden Euro fast verdoppelt hat, will Vorstandschef Carsten Spohr nun den Vorjahreswert von 1,75 Milliarden Euro übertreffen. Davor hatte er noch einen leichten Rückgang in Aussicht gestellt. Analysten hatten für 2017 allerdings schon davor mit mehr gerechnet.

Bei der Software AG (Software) sorgten die laut Börsianern durchwachsenen Quartalszahlen für heftige Kursschwankungen. Zuletzt hielten sich die Titel des Softwarekonzerns mit minus 0,54 Prozent deutlich besser als der TecDax. Analyst Harald Schnitzer von der DZ Bank lobte die ermutigende Margenentwicklung.

ZALANDO LEIDEN - SCHAEFFLER DREHEN INS PLUS

Im MDax übernahm der Online-Modehändler Zalando mit minus 8,87 Prozent die rote Laterne als Schlusslicht - damit gaben die Aktien die Erholungsgewinne der vergangenen Tage komplett wieder ab. Das Unternehmen habe zwar im zweiten Quartal die Erwartungen beim Umsatz erreicht, sie bei der Gewinnmarge angesichts fortgesetzter Investitionen aber verfehlt, sagte ein Börsianer.

Dagegen drehten die Schaeffler-Titel(Schaeffler) nach Anfangsverlusten mit 0,92 Prozent in die Gewinnzone, was einen der vorderen MDax-Plätze bedeutete. Der Autozulieferer bekam im ersten Halbjahr den Preisdruck in der Branche zu spüren und blieb mit seinem um Sondereffekte bereinigten operativen Ergebnis deutlich hinter der Vorjahresentwicklung zurück. Nach der schockierenden Gewinnwarnung erst vor wenigen Wochen habe die Entwicklung aber nicht mehr sonderlich überrascht, erklärte ein Händler.

CIMIC-ZAHLEN HELFEN HOCHTIEF

Hochtief (HOCHTIEF) stemmte sich mit einem nur minimalen Kursrückgang ebenfalls gegen den negativen Markttrend. Die Aktien des Baukonzerns profitierten von Geschäftszahlen der australischen Tochter Cimic (CIMIC Group). Einem Börsianer zufolge stimmt die operative Entwicklung von Cimic positiv. Cimic hatte nach einem deutlichen Gewinnanstieg im ersten Halbjahr die Ziele für 2017 bestätigt.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,34 Prozent am Vortag auf 0,33 Prozent. Der Rentenindex Rex (REX Gesamt Kursindex) stieg um 0,10 Prozent auf 140,60 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,10 Prozent auf 161,55 Punkte. Der Euro kletterte auf 1,1550 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs am Montag noch auf 1,1462 (Freitag: 1,1415) Dollar festgesetzt./gl/fbr

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---