Trotz enttäuschender Geschäftszahlen einiger Großkonzerne haben die Anleger an den europäischen Aktienmärkten am Dienstag wieder zugelangt. Bis zum Nachmittag kletterte der Dax um 0,5 Prozent auf 10.034 Punkte. Der EuroStoxx50 legte 0,8 Prozent auf 2979 Zähler zu. Allerdings stehe die Erholung auf tönernen Füßen, warnte ein Börsianer. Denn einige Unternehmen wie die Münchener Rück oder Thyssenkrupp hätten die Anleger enttäuscht. Rückenwind kam von der Bankenbranche, wo einige Institute die Anleger positiv überraschten. "Da sind vor allem einige Schnäppchenjäger unterwegs, die aber auch schnell wieder kalte Füße bekommen können." Neue Konjunktursorgen hatten zu Monatsbeginn die Stimmung der Anleger weltweit gedämpft.

Für die Wall Street signalisierten die US-Futures zur Eröffnung leicht steigende Kurse. Allerdings könnte in New York die neue Dollar-Stärke den Anlegern die Stimmung verderben. Denn das Bekenntnis der japanischen Regierung zum Kampf gegen einen zu starken Yen trieb den Dollar zur japanischen Währung auf 109,27 Yen, womit die US-Währung die Verluste der vergangenen zwölf Tage aufholte. Für die US-Wirtschaft ist ein zu starker Greenback allerdings nicht gut, verschlechtert er doch die Wettbewerbschancen auf den Weltmärkten. Der Euro hielt sich dagegen mit 1,1370 Dollar auf dem Montagsniveau.

MÜNCHENER RÜCK HALTEN IM DAX DIE ROTE LATERNE



Ganz oben im Dax standen die Titel der Deutschen Bank mit einem Plus von rund drei Prozent. Auch Commerzbank zogen um ein Prozent an. Die Schweizer Credit Suisse war mit ihrem Verlust im ersten Quartal klar unter den Prognosen geblieben und machte den Anlegern damit Mut. Die Titel stiegen um vier Prozent. Mit Erleichterung reagierten die Investoren auch auf die Zahlen der niederländischen ING, die drei Prozent gewannen. Mit Käufen honorierten die Anleger auch die Bilanz der Aareal Bank, deren im MDax gelistete Titel um zehn Prozent in die Höhe sprangen. Der Immobilienfinanzierer steigerte seinen Betriebsgewinn überraschend stark.

Für Enttäuschung sorgte dagegen Münchener Rück. Dem weltgrößten Rückversicherer verhagelt der Umbau bei der Tochter Ergo das Geschäft. Im ersten Quartal sank der Gewinn dadurch unerwartet stark und dämpfte damit auch die Zuversicht für das Gesamtjahr, wie das Management einräumte. Die Aktien verloren drei Prozent und waren im Dax damit das Schlusslicht. Dagegen hielt die Nummer drei der Branche, Hannover Rück, den Gewinn im ersten Quartal überraschend stabil. Die im MDax gelisteten Aktien stiegen um 2,5 Prozent.

Lange Gesichter auch erneut bei den Aktionären von Thyssenkrupp : Wegen der Krise in der Stahlbranche stampft der Konzern seine Jahresziele ein. "Eine Gewinnwarnung wurde erwartet, allerdings nicht in diesem Ausmaß", sagte ein Börsianer. Die Aktien, die schon am Montag angesichts einer schlechten Branchenstimmung um 5,3 Prozent abgesackt waren, verloren nochmals gut ein Prozent.

Im EuroStoxx50 standen die Titel von Nokia mit einem Abschlag von 2,7 Prozent ganz unten. Der einstige Handy-Hersteller setzt nach der milliardenschweren Übernahme des Rivalen Alcatel-Lucent eine Schwäche im Netzwerkgeschäft zu. Der Umsatz des Telekomausrüsters war im ersten Quartal überraschend stark geschrumpft.

Reuters