Eine US-Zinssenkung um einen viertel Prozentpunkt am Mittwoch gilt unter Anlegern als ausgemacht. Sie rechnen zudem mit ein bis zwei weiteren Schritten vor dem Jahresende. US-Präsident Donald Trump hatte in seinem Streit mit der Fed unlängst nachgelegt und gefordert, sie solle den Leitzins auf "null oder weniger" senken. Vor dem Hintergrund der EZB-Zinssenkung warf er der Fed zudem Untätigkeit vor.
Hinweise auf die US-Geldpolitik versprechen sich Investoren vom Konjunkturbarometer der Federal Reserve Bank von New York am Montag. Am Tag darauf werden Zahlen zur US-Industrieproduktion veröffentlicht. Am Donnerstag folgen die Frühindikatoren.
In Deutschland steht unter anderem der ZEW-Index auf dem Terminplan, der die Stimmung der Börsenprofis widerspiegelt. Dank ermutigender Nachrichten bei den Themen Handelskonflikt und beim Brexit könne mit einem deutlichen Anstieg gerechnet werden, prognostiziert Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner. Auf dem Terminplan stehen außerdem die europäischen Inflationsdaten und das Barometer für die Kauflaune der europäischen Verbraucher.
Hoffnungsschimmer im Zollstreit - Brexit-Drama geht weiter
In der alten Woche legte der Dax dank frischer EZB-Geldspritzen und Entspannungssignalen im Zollstreit zwischen den USA und China mehr als zwei Prozent zu. Letzteres könne den Aktienmärkten weiteren Schub liefern, sagt Martin Lück, Chef-Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. "Hier ist allerdings Vorsicht geboten. Schon allzu oft erschien der Konflikt nahezu beigelegt, nur um dann im letzten Moment wieder hoch zu kochen."
Beim Thema Brexit setzen immer mehr Pfund-Anleger darauf, dass ein ungeordneter EU-Ausstieg Großbritanniens vermieden werden kann. In der neuen Woche soll zudem der Oberste Gerichtshof des Königreichs darüber entscheiden, ob die von Premierminister Boris Johnson verordnete Zwangspause für das Parlament rechtens war. Das höchste schottische Gericht wertete die Suspendierung als illegal. Weberbank-Analyst Januar Nießen warnt aber vor überzogenem Optimismus. Ein Chaos-Brexit sei noch nicht vom Tisch, da unklar sei, ob die EU einem britischen Antrag auf eine weitere Verschiebung des Austritts zustimmen werden.
Einen Tag nach der Fed berät die Bank von England (BoE) über ihre Geldpolitik. Angesichts der Brexit-Hängepartie erwarten Börsianer hier keine Veränderungen. Die Bank von Japan (BoJ), deren Führung ebenfalls am Donnerstag zusammenkommt, werde ihre Geldpolitik allenfalls feinjustieren, da ihre Möglichkeiten nach einer jahrzehntelangen ultralockeren Geldpolitik begrenzt seien.
"Hexensabbat" könnte für Verwerfungen sorgen
Unabhängig davon verfallen am Freitag Futures und Optionen auf Indizes sowie Optionen auf einzelne Aktien. In den Tagen zuvor schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen. Am sogenannten "Hexensabbat" gibt zudem das Dax-Gründungsmitglied Thyssenkrupp sein Abschiedsspiel in ersten deutschen Börsenliga. Der Mischkonzern muss seien Platz für den Triebwerkshersteller MTU räumen.
rtr