von Index Radar




Chart 1 - DAX im Wochenchart Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.





Die aktuelle Marktbewegung lässt sich am besten mit dem Begriff "Konsolidierung auf hohem Niveau" beschreiben. Auch in der vergangenen Handelswoche erreichte der DAX ein frisches Rekordhoch und liegt seit Jahresbeginn um rund 21 Prozent im Gewinn. Dennoch warten viele investierte Anleger vorerst ab und setzen offenbar auf weiter steigende Kurse. Zugleich lauern genügend Anleger an der Seitenlinie, um in die laufende Rally einzusteigen. Neuengagements oberhalb der 12.000er-Marke sind allerdings kaum zu beobachten.

Diese Patt-Situation zeigt sich im ersten Chart. Anders als in den vergangenen fünf Wochen lag der Schlusskurs am Freitag deutlich unter dem Niveau vom Wochenhoch. Der längere untere Schatten an der Kerze zeigt, dass der DAX nach einer kleinen Korrektur zurückgekauft wurde. Im Ergebnis bleibt ein kleiner Kerzenkörper mit langen oberen und unteren Schatten - auch als Spinning Top bekannt. Die Psychologie dahin ist einleuchtet und soll den aussichtslosen Kampf von Käufern und Verkäufern über die Kontrolle des Marktes zeigen. Gerade nach einer langen vorherigen Rally wird ein Spinning Top als Umkehrsignal gewertet und hat tendenziell eine negative Prognose-Eigenschaft.

Umfangreiche statistische Untersuchungen des amerikanischen Analysten Thomas Bulkowski zeigen aber, dass die Kerze nur vorgibt, Tradern hilfreich zu sein. Sie fungiert in 50 Prozent der Fälle als Umkehr. Die weitere Entwicklung kann somit in jede beliebige Richtung erfolgen. Auch der deutliche Anstieg beim Umsatz hilft uns kaum weiter, denn aufgrund des Großen Verfalls am Freitag sind die Daten massiv verzerrt. Wie bereits in der vergangenen Woche beschrieben, könnten die in den Tagen zuvor erfolgten stärkeren Umsätze allerdings mit größeren Umschichtungen zusammenhängen. Während der DAX zu Wochenbeginn schwächelte, kletterten die amerikanischen Indizes und profitierten von der laufenden Erholung beim Währungspaar Euro/Dollar. Diese Entwicklung gilt es weiterhin genau zu beobachten. Nach Einschätzung sehr vieler Analysten ist die Parität zum Dollar nur eine Frage der Zeit. Diese sehr einseitige Meinung ist als Warnsignal zu sehen. Sollte es zu einer massiven Euro-Aufwertung kommen, wird der DAX-Rally zumindest teilweise der Treibstoff entzogen.

Trotz der Seitwärtsbewegung in den vergangenen fünf Handelstagen ist der Aufwärtstrend noch unverändert intakt. Der gescheiterte Sprung über die 12.000er-Marke und der erneute Rücksetzer in den Bereich um 11.900 lässt wieder die breite Unterstützungszone zwischen 11.750 bis 11.820 in den Fokus rücken. Hier hätte der Markt zugleich 23,6 Prozent der Aufwärtsbewegung ausgehend von 10.600 korrigiert. Diese Fibonacci-Marke ist zwar nicht so relevant wie die 38,2- oder 61,8-Prozent-Niveaus. Dennoch sollte die Wirkung nicht unterschätzt werden, zumal hier neben der zuletzt mehrfach bewährten Nachfragezone auch ein kurzfristiger Aufwärtstrend neue Käufer anlocken dürfte. Alle drei Signalgeber zusammen verlaufen in den kommenden zwei Tagen im Bereich 11.750 bis 11.820. Solange sich der DAX darüber behauptet, bleibt die kurzfristige Tendenz aufwärts gerichtet.

Mutige Anleger könnten die Situation auf der Long-Seite nutzen und auf einen erneuten Rücklauf bis an die 12.000 oder den nächsten schwachen Widerstand bei 12.090 setzen (passende Produkte finden Sie auf der letzten Seite). Mit der jüngsten Seitwärtsbewegung ist auch die Differenz zur 21-Tage-Linie wieder auf ein akzeptables Niveau von derzeit 2,4 Prozent gesunken. Heute dürfte der Monatsmittelwert auf rund 11.655 steigen. In den vergangenen Wochen entfernte sich der DAX mehrfach um 3,7 Prozent vom Durchschnitt, somit sind Kurse von 12.090 durchaus denkbar. Mit einem Stoppkurs knapp unter der Unterstützung bei rund 11.740 eröffnet sich ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis, zumal die Position in Richtung des übergeordneten Trends eingegangen wird.

Unterhalb von 11.750 werden die Karten hingegen neu gemischt. Sollte der DAX dieses Niveau unterbieten, können erste Short-Positionen eingegangen werden. Um 11.690 zeigt der Chart nur eine sehr schwache Haltemarke. Knapp darunter kommt dann der Monatsmittelwert als stabilisierender Faktor ins Spiel. Zuletzt wurde Mitte Februar im Dunstkreis des Durchschnitts gekauft. Bleibt die Nachfrage hingegen aus, dreht die kurzfristige Markteinschätzung endgültig auf abwärts mit Ziel 11.410 / 11.460.

Chart 2 - DAX im Fünf-Minuten-Chart





Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie



Nach der beeindruckenden Rally der vergangenen Wochen ist das Potenzial für den DAX auf der Oberseite limitiert. Als gutes Barometer dient der Abstand zur 21-Tage-Linie. Die Extremwerte zwischen 8 und 9 Prozent sind fast wieder erreicht. In den zurückliegenden Monaten erfolgten die meisten Wendepunkte bereits, wenn der Index zwischen 3,6 und 3,8 Prozent über seinem Monatsdurchschnittskurs kletterte - dieser Schwellenwert wurde zuletzt deutlich überschritten. Eine Konsolidierung ist daher nur eine Frage der Zeit.

Offen ist derzeit nur, wie der überhitzte Zustand abgebaut wird. Zwei Varianten sind denkbar: Entweder über eine Seitwärtsbewegung und somit Konsolidierung auf hohem Niveau oder über Kursverluste.





Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lässt sich ein Kursziel auf der Oberseite von rund 11.990 Zählern errechnen - dieser Wert entspricht den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 20/21 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.

Zu Beginn des Jahrtausends waren es auch mal 33 Prozent und mehr - doch das sollten sich Anleger lieber nicht wünschen, auch wenn der DAX dadurch noch rechnerisches Potenzial bis über die 13.180er-Marke hätte. Denn anschließend startete damals der dreijährige Abwärtstrend, im Zuge dessen sich der Indexstand fast viertelte.



Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis





Unterstützungen und Widerstände





















































Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily.

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