Das Krisen-Jahr 2022 ist vorbei – zumindest an der Börse. Am letzten Handelstag des Jahres war bereits um 14 Uhr Schluss. Der Dax zeigte nochmals abwärts. Zum Xetra-Ende stand ein Minus von einem Prozent zu Buche. Auf Jahressicht waren es 12,3 Prozent Miese. Damit hat sich der deutsche Leitindex jedoch besser gehalten als etwa der S&P 500.
Das deutsche Börsenbarometer Dax ging am Freitag bei sehr dünnen Handelsumsätzen mit einem Abschlag von 1,05 Prozent auf 13.923,59 Zählern aus dem Jahr. Damit orientierte er sich wie so oft an der Wall Street, wo sich ebenfalls erneut Verluste andeuteten.
In der Wochenbilanz zeigte sich der deutsche Leitindex zwar weitgehend stabil, den Monat Dezember indes verzeichnete er ein Minus von 3,3 Prozent. Auf das Jahr gerechnet büßte der Dax letztlich 12,3 Prozent ein und verbuchte so das schlechteste Börsenjahr seit vier Jahren. 2021 hatte er noch einen Gewinn von knapp 16 Prozent eingefahren.
Der MDax beendete den Freitag 1,3 Prozent tiefer auf 25.117,57 Punkte, was für den Index der mittelgroßen Werte im Gesamtjahr ein Minus von 28,5 Prozent bedeutet.
Es hätte noch schlimmer kommen können
"Heute geht ein von geopolitischen Krisen und einer auch geldpolitischen Zeitenwende geprägtes Börsenjahr zu Ende", schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar. Und auch wenn der Jahresverlust auf den ersten Blick enttäuschend sei, so hätte es "vor dem Hintergrund der ganzen Probleme aber auch viel schlimmer kommen können".
Auslöser für die deutliche Schwäche im Jahr 2022 war der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Die Energiepreise stiegen rasant und leisteten einer ohnehin schon hohen Inflation weiteren Vorschub, die das Eingreifen der Notenbanken nötig machten. In der Folge stiegen die Zinsen rasch und deutlich.
Unternehmensseitig wurde allenfalls zum Jahresende etwas "Window Dressing" betrieben. Darunter verstehen Börsianer Käufe von Aktien, die bis dato besonders gut oder Verkäufe von Aktien, die besonders schlecht gelaufen sind, um in der Jahresendabrechnung möglichst gut auszusehen.
Adidas, Zalando und Vonovia größte Dax-Verlierer
Dazu passte, dass unter anderem Zalando und Vonovia zu den schwächeren Dax-Werten des Tages zählten. Diese zwei haben im Gesamtjahr gut die Hälfte an Wert eingebüßt und damit die größten Verluste unter den Dax-Mitgliedern eingefahren. Auch Adidas gehört mit einem Abschlag von 49,6 Prozent zu den ganz großen Jahres-Losern.
Das Beiersdorf-Papier dagegen hielt sich mit minus 0,2 Prozent vergleichsweise stabil und ist auch im Gesamtjahr mit einem Plus von fast 19 Prozent der beste Dax-Wert. Im Dax folgen auf den Plätzen Munich Re mit 16,7 Prozent Gewinn und RWE mit 16,4 Prozent.
Rheinmetall und PNE beste Nebenwerte
Die beiden größten Jahresgewinner aus MDax und SDax sind indes Rheinmetall mit plus 124 Prozent und PNE mit einem Anstieg um mehr als 150 Prozent. Der Rüstungskonzern profitierte von der Aussicht auf reichlich Aufträge durch steigende Wehr-Etats westlicher Länder infolge des Krieges Russlands gegen die Ukraine. Bei Windpark-Entwickler PNE lieferten die Energiewende, höhere Strompreise sowie Übernahmefantasie Auftrieb.
Die größten Einbußen im MDax mussten Kion und TAG Immobilien mit gut 72 bzw. 74 Prozent hinnehmen, am Ende der SDax-Jahresbilanz verloren Varta und Hypoport mehr als 80 Prozent.
US-Bilanz ebenfalls tiefrot
In den USA steuert der Leitindex Dow Jones auf ein Jahres-Minus für 2022 von gut neun Prozent zu. Beim S&P 500 summiert sich ein Verlust von rund 20 Prozent. Weitaus schlimmer aber erwischte es den Nasdaq 100 mit einem Minus von bislang mehr als einem Drittel. Damit ist 2022 dort das schwächste Börsenjahr jseit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008.
Marktbeobachter sprechen daher von einem "Börsenjahr zum Vergessen", welches die Anleger nun "einfach abhaken" sollten, machen aber Mut insbesondere mit Blick auf die zweite Hälfte 2023.
Denn auch wenn der Start in das Jahr 2023 erneut holprig sein und das erste halbe Jahr schwierig werden dürfte, sollte die Reise an der Börse in den kommenden Jahren wieder weiter nach oben gehen.
Der Euro hat am Nachmittag übrigens die Marke von 1,07 US-Dollar erreicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am gestrigen Donnerstag noch auf 1,0649 Dollar festgesetzt. (Mit Material von dpa-AFX)