Zum Quartalsende haben die Anleger an Europas Aktienmärkten eine Atempause eingelegt. Der Dax kämpfte am Donnerstag mit der psychologisch wichtigen Marke von 10.000 Punkten. Am Nachmittag lag der deutsche Leitindex 0,6 Prozent im Minus bei 9984 Zählern, der EuroStoxx50 verlor 1,1 Prozent auf 3010 Punkte.
"Das ist ein Luftholen nach dem Anstieg", sagte ein Börsianer mit Blick auf das Plus von 1,6 Prozent im Dax am Mittwoch. Die Umsätze seien überschaubar, Impulse gebe es kaum, und so kurz vor dem Quartalsultimo wolle niemand ein Risiko eingehen. Auch für die Wall Street signalisierten die US-Futures kaum veränderte Kurse zur Eröffnung.
Am Mittwoch hatte US-Notenbank-Chefin Janet Yellen Spekulationen auf eine Zinserhöhung schon im April gedämpft . Dies belastete vor allem den Dollar, was im Gegenzug den Euro auf ein Fünf-Monats-Hoch von knapp 1,14 Dollar schob. Dadurch verschlechtern sich wieder die Wettbewerbschancen der europäischen Exportindustrie auf dem Weltmarkt. Das belastete die Kurse zusätzlich etwas.
Am Freitag könnten nun die März-Daten vom US-Arbeitsmarkt Aufschluss darüber geben, wie lange die Notenbank in Washington weiter ohne eine Zinserhöhung auskommt. Der am Donnerstag veröffentlichte Wochenbericht vom Arbeitsmarkt fiel in etwa wie erwartet aus und bewegte die Kurse kaum.
TELEKOM-FUSION IN FRANKREICH WACKELT
Bei den Dax-Werten drückten Gewinnmitnahmen die Aktien von E.ON nach einem Kursplus von mehr als sechs Prozent am Mittwoch um 2,5 Prozent. Auf Talfahrt blieben die Titel der Deutschen Bank, die rund zwei Prozent verloren. Mit einem Minus von über 30 Prozent halten die Titel bei der Dax-Quartalsbilanz die rote Laterne.
In Paris gerieten Telekom-Werte angesichts des sich hinziehenden Fusionspokers der Mobilfunkunternehmen Orange und Bouygues unter Druck. Die Frist für die Verhandlungen wurde von beiden Seiten um drei Tage verlängert, da es keine Fortschritte bei den Gesprächen gibt. Orange verloren 1,3 Prozent, Bouygues 3,5 Prozent.
TUI kletterten hingegen um mehr als sieben Prozent auf ein Sieben-Wochen-Hoch von 1103 Pence. Damit waren sie Spitzenreiter im britischen Leitindex FTSE. Europas größter Tourismuskonzern ist wegen einer steigenden Nachfrage nach Spanien- und Fernreisen zuversichtlich für die Entwicklung im laufenden Geschäftsjahr.
ÖLPREISKAPRIOLEN SETZTEN DAX & CO ZU QUARTALSBEGINN ZU
Der Dax steuert derweil auf die schlechteste Drei-Monats-Bilanz seit dem zweiten Quartal 2015 zu. Allein in der ersten Handelswoche des neuen Jahres hatte er mit einem Wochenverlust von gut acht Prozent den schwächsten Jahresauftakt seiner Geschichte hingelegt. In diesem Quartal habe sich alles um drei Dinge gedreht, sagte Kevin Daly von Aberdeen Asset Management. "Rohstoffe, China und Zentralbanken."
Im Januar waren die Ölpreise erstmals seit rund zwölf Jahren unter die psychologisch und technisch wichtige 30-Dollar-Marke gerutscht. In China hatte die Angst vor einer Konjunkturdelle die Börsen gleich mehrfach einbrechen lassen. Im März überraschte die EZB die Märkte dann aber mit einer kräftigen neuen Geldspritze, indem sie unter anderem die Leitzinsen auf null Prozent senkte und die Anleihekäufe ausweitete. Spekulationen auf eine Deckelung der Öl-Förderung stützten zudem die Ölpreise. Am Donnerstag kostete Nordseeöl der Sorte Brent mit 39,63 Dollar rund ein Prozent mehr als am Mittwoch und sogar etwas mehr als vor drei Monaten. Somit konnten Dax & Co im März etwas Boden gutmachen.