Die US-Regierung beugte sich am Mittwochabend den Forderungen nach einer unabhängigen Untersuchung möglicher Russland-Verbindungen von Trumps Wahlkampfteam. Das Justizministerium ernannte den früheren FBI-Chef Robert Mueller zum Sonderermittler. Wie Reuters zudem von Regierungsinsidern erfuhr, hatten Berater von Trump in den letzten sieben Monaten des Wahlkampfes mindestens 18-mal per E-mail oder Telefon Kontakt zu russischen Regierungsvertretern oder Personen mit Kontakt zum Präsidialamt in Moskau.
In den USA wird schon über ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten diskutiert. Da die Republikaner Senat und Repräsentantenhaus kontrollierten, sei das aber alles andere als gesetzt, sagte Aktienhändler Markus Huber vom Brokerhaus City of London. Zudem dürften die Untersuchungen langwierig sein. Zwar sei die Unsicherheit für die Aktienmärkte nicht gut. Doch dürfte letztlich die Erholung der US-Wirtschaft entscheidend sein und die Märkte stützen.
KORREKTUR GILT ALS LÄNGST ÜBERFÄLLIG
In der Hoffnung auf einen starken Wirtschaftsboom in der weltgrößten Volkswirtschaft durch die von Trump versprochenen massive Steuersenkungen hatten die internationalen Börsen seit der Wahl Trumps am 8. November zehn bis 20 Prozent zugelegt. Viele Börsianer halten daher eine Korrektur für längst überfällig. "Die Märkte, verzweifelt auf der Suche nach Gründen für eine Korrektur, haben in der Affäre Trump jetzt endlich einen Vorwand gefunden, nach Monaten des ausschließlichen Einatmens auch einmal auszuatmen", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.
Vor diesem Hintergrund griffen weitere Investoren zum Gold. Das Edelmetall behauptete sein knapp zweiprozentiges Kursplus vom Mittwoch und kostete zeitweise 1265,04 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Dazu trugen auch die gedämpften Spekulationen auf eine baldige US-Zinserhöhung bei: Anleger taxieren inzwischen die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung der US-Notenbank im Juni auf weniger als 60 Prozent. Vor einigen Tagen lag die Quote noch bei etwa 90 Prozent.
FINANZWERTE GEBEN NACH
Da die Finanzwerte nach dem Wahlsieg Trumps im November zu den größten Gewinnern an den Märkten gezählt hatten, gehörten sie nun europaweit meist zu den Verlieren. Im Schnitt gaben die Kurse der Banken in der Euro-Zone rund zwei Prozent nach. Commerzbank verloren 2,3 Prozent.
Am Tag der Hauptversammlung fielen die Aktien der Deutschen Bank um bis zu 2,6 Prozent, grenzten später aber ihrer Verluste ein. Vorstandschef John Cryan erklärte, das Geldhaus habe das Schlimmste hinter sich . Zudem sollen frühere Top-Manager für Altlasten zur Kasse gebeten werden.
rtr