Der Healthcare-Sektor zählte in den vergangenen Jahren stets zu den Top-Performern an den Kapitalmärkten. Im August-Crash 2015 gab der MSCI-Health-Care-Index allerdings um elf Prozent nach - genauso viel wie der DAX. Nicht nur angesichts der jüngsten Turbulenzen an den Märkten suchen viele Anleger defensive Aktienanlagen. Die konservative Ausrichtung, für die der Gesundheitssektor ursprünglich stand, entspricht ihrem Risikoprofil. Doch passende Fonds sind nicht so leicht zu finden. Denn inzwischen ist es schwierig geworden, eine klare Grenze zwischen etablierten Pharmariesen und Biotech-Newcomern zu ziehen. Ursprünglich stand Biotech für Produzenten biotechnologisch hergestellter Medikamente, in der Regel Eiweißmoleküle, die von gentechnisch veränderten Zellen in Fermentern produziert werden. Im Gegensatz dazu bestehen Arzneimittel wie Aspirin aus viel kleineren chemischen Verbindungen. Doch längst setzen auch große Pharmakonzerne auf die sogenannten Biologicals. Umgekehrt ist zum Beispiel der Blockbuster Sovaldi gegen Hepatitis C von der Biotechperle Gilead ein klassisches "small molecule" wie die berühmte Kopfschmerztablette. Auch die Einstufung "Biotech gleich hohe Wachstumsraten" funktioniert nur mäßig. Viele der großen Biotechs entwickeln sich längst ähnlich wie Roche, Novartis und Co. Dagegen zählen manche Branchenfachleute die fast 160 Jahre alte Bristol-Myers Squibb neuerdings zur Biotechnologiebranche - dank innovativer Krebsmedikamente wird die US-Firma ihren Gewinn in den kommenden fünf Jahren um knapp 18 Prozent jährlich steigern.

Die Folge: Längst steckt auch in Gesundheitsfonds, die kein Biotech im Namen tragen, Biotech drin. Besonders wenn sie bei der Performance ganz vorn liegen, ist der Anteil häufig weit höher als im MSCI-Global-Health-Care-Index, wo er rund 16 Prozent beträgt. Mit den entsprechenden Nachteilen, was Risiko und Volatilität anbelangt.

Konservative Anleger fahren daher gut mit einem Indexfonds auf den MSCI World Health Care Index. db X-trackers (siehe Randspalte unten) und Lyxor ETF (ISIN: LU 053 303 323 8) bieten derartige Produkte an. Mit über 120 Firmen ist der MSCI World Health Care Index breiter gestreut als die meisten Pharmafonds, was sich in einer recht geringen Volatilität niederschlägt. Außerdem schafft es ein erheblicher Anteil der Pharmafonds nicht, den Index zu schlagen. Die größten Einzelwerte im Index sind momentan Johnson & Johnson (6,0 %), Novartis (5,1 %), Pfizer (4,6 %), Roche (4,4 %), Gilead Sciences (3,6 %), Merck & Co (3,5 %), Amgen (2,7 %), Sanofi (2,7 %), Allergan (2,7 %) und Bayer (2,6 %).

Aufgrund der vergleichsweise niedrigen Kursschwankungen bleiben Pharma-ETFs für konservative Anleger eine gute Wahl. Die großen Kurssprünge dürften bei Pharmaaktien aber vorbei sein. Laut db X-trackers weisen sie ein KGV von 26,8 auf, während der MSCI World mit einem KGV von 18,5 bewertet wird.

jgr/rf