A n den Börsen ging es zuletzt kräftig auf und ab. So fiel der Euro Stoxx 50 von 4.400 Punkten im November auf 4.060 Zähler im Dezember, um danach bis Januar wieder auf 4.400 Punkte zu klettern. Viele Faktoren verunsichern derzeit die Anleger. Da ist zum einen die Omikron-Welle, die sich in den USA und Europa ausbreitet und die Wirtschaft bremst. China hat inzwischen ebenfalls damit zu kämpfen. Zum anderen nährt die hohe Inflation, die sowohl in den USA als auch in Europa den höchsten Stand seit Jahrzehnten erreichte, bei Anlegern die Furcht vor kräftigen Zinserhöhungen oder Stagflation.

Da die Bewertungen nach fast zweijähriger Rally an den Märkten hoch sind, könnte es im Verlauf dieses Jahres durchaus zu Korrekturen an den Börsen kommen. Andererseits ist es auch möglich, dass sich die Aufwärtsbewegung nach dem Abflauen der Pandemie fortsetzt. Es ist also unsicher, in welche Richtung sich die Aktienmärkte 2022 entwickeln werden. "Für das Szenario einer volatilen Seitwärtsbewegung oder fallender Märkte kann es daher sinnvoll sein, das Portfolio mit Deep-Bonuszertifikaten zu diversifizieren, die einen hohen Risikopuffer bieten", rät Marcus Landau, Derivate-Experte bei der DZ Bank.

Eine exakte Definition von Deep-Bonuszertifikaten gibt es nicht. In der Branche werden aber Bonuszertifikate, die rund 25 Prozent oder mehr Risikopuffer haben, unter diesem Terminus zusammengefasst. Es sind also Papiere, die mehr Sicherheit nach unten aufweisen als normale Bonuszertifikate. Solange dieser Puffer nicht aufgebraucht ist und die untere Barriere nicht berührt wurde, erhalten Besitzer am Schluss die Kursobergrenze, den Cap.

Eigene Risikopräferenz festlegen

Somit sind attraktive Renditen möglich, auch wenn der Markttrend nicht nach oben zeigt. Zugleich sind Anleger an der positiven Wertentwicklung des Basiswerts bis zum Höchstbetrag beteiligt. "Jedoch ist zu beachten, dass Sicherheit und Rendite bei Deep-Bonuszertifikaten untrennbar miteinander verbunden sind. Eine niedrige Barriere geht mit einem geringeren Cap, also weniger Ertrag, einher. Daher sind die eigenen Risikopräferenzen der wichtigste Faktor bei der Auswahl des passenden Produkts", sagt Landau.

Bei einem Index wie dem Euro Stoxx 50 reicht weniger Puffer als bei Aktien, um das Risiko stark zu minimieren, da Indizes geringer schwanken als Einzeltitel. Beim Deep-Bonuszertifikat der Société Générale auf die europäische Benchmark beträgt der Abstand zur Barriere bei 3.300 Punkten 22,9 Prozent. Trotzdem können Anleger bis zur Fälligkeit Mitte Dezember eine Rendite von gut neun Prozent erreichen, weil der Cap erst bei 4.800 Zählern liegt. Der Sicherheitsabschlag sollte ausreichen, da Europa von den traditionellen Industriesektoren der "Old Economy" geprägt ist. Hier dürften sich 2022 Nachholeffekte bei abflauender Pandemie bemerkbar machen. Überdies sollte der alte Kontinent aufgrund seiner globalen Ausrichtung von seiner starken Exportwirtschaft bei fortschreitenden Öffnungsmaßnahmen profitieren.

Übernahme stärkt Stellung in USA

Weltweit hervorragend positioniert ist auch HeidelbergCement. Der Bau- stoffkonzern ist schwerpunktmäßig in Europa und Nordamerika tätig. Mit der kürzlichen Übernahme von Corliss Resources durch die US-Tochter Lehigh Hanson wurde eines der größten Additive- und Transportbetonunternehmen im Nordwesten der USA mit einem jährlichen Absatz von zwei Millionen Tonnen erworben. Das stärkt die Stellung der Badener in Nordamerika.

Wegen der robusten Baukonjunktur in Europa und Nordamerika sind die Aussichten für 2022 rosig. Dank guter operativer Geschäftsentwicklung im Vorjahr konnten die Nettofinanzschulden im Jahresvergleich um 800 Millionen Euro auf 7,1 Milliarden Euro gesenkt werden. Im August 2021 kündigte HeidelbergCement das erste Aktienrückkaufprogramm der Unternehmensgeschichte an. Dieses umfasst ein Volumen von bis zu einer Milliarde Euro und soll im dritten Quartal 2022 abgeschlossen werden. Zuletzt sah man sich aber mit erheblichen Mehrbelastungen durch die gestiegenen Energiepreise konfrontiert. Diese bewirkten auch eine flachere Ergebnisentwicklung.

Da auf der Rohstoffseite keine Entwarnung in Sicht ist, sollten Anleger besser mit Risikopuffer in die Aktie einsteigen. Dafür eignet sich das Deep-Bonuszertifikat der Citi mit 27,6 Prozent Sicherheitsmarge nach unten. Wird diese bis zur Fälligkeit Ende 2022 nicht aufgebraucht, erzielen Investoren 9,4 Prozent Maximalgewinn.

Lieferengpässe belasten

Eine Absicherung ist auch bei Infineon sinnvoll, zählt die Aktie doch zu den volatilsten DAX-Titeln. In der Halbleiterindustrie kommt es derzeit zu Lieferengpässen, die erst mittelfristig behoben werden können, und von denen auch Infineon betroffen ist. Das könnte die Aktie unter Druck bringen. Insgesamt bleibt der Nachfrageausblick aber positiv und Infineon profitiert vom Umstand, dass rund 70 Prozent seiner Produkte intern gefertigt werden.

Da der Chipkonzern primär den vor einer Erholung stehenden Automobilmarkt mit Halbleiterprodukten versorgt und zudem stark wachsende Märkte wie den für Siliziumkarbid adressiert, erwarten die Analysten der DZ Bank, dass Infineon mit einem Umsatzanstieg von 15 Prozent 2022 stärker als der Branchenschnitt wachsen dürfte. Mit dem Deep-Bonuspapier der DZ Bank sind Anleger mit 34,9 Prozent Puffer gut abgesichert. Bis zur Fälligkeit im März 2023 ist trotzdem eine Maximalrendite von fast 15 Prozent möglich.

Wird bei den Deep-Bonuspapieren die Barriere während der Laufzeit nur einmal berührt, können hohe Verluste entstehen. Dann entwickeln sie sich wie der Euro Stoxx 50 oder die abgebildeten Aktien. Im Unterschied dazu gibt es keine Dividenden und der Höchstertrag ist auf den Cap limitiert. An Verlusten partizipieren Anleger aber voll.
 


INVESTOR-INFO

Euro Stoxx 50 Deep Bonus

Europa mit Puffer

Wenn der Euro Stoxx 50 von aktuell 4.280 Punkten bis zur Fälligkeit des Zertifikats nie auf die Barriere von 3.300 Zählern fällt, wird der Cap im Gegenwert von 4.800 Punkten bezahlt. Das entspricht beim Puffer von fast 23 Prozent nach unten 9,3 Prozent Maximalrendite oder 10,1 Prozent p. a. Höhere Gewinne sind bei Überschreiten von 4.800 Punkten nicht erzielbar, Verluste dagegen unbegrenzt möglich, falls die Barriere berührt wird.

HeidelbergCem. Deep Bonus

Wenig Risiko, gute Chancen

Schon ganz dicke muss es kommen, damit beim Baustofflieferanten aus Baden der Sicherheitsabstand von 27,60 Prozent vom jetzigen Aktienkurs bei 64,90 Euro aus bis zur Barriere bei 47 Euro nicht ausreicht. Das Unternehmen ist weltweit hervorragend aufgestellt und die globale Baukonjunktur brummt. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von acht für 2022 ist HeidelbergCement auch günstig bewertet. Trotz des umfangreichen Risikopuffers ist bis zur Kursobergrenze bei 72 Euro noch ein attraktiver Ertrag von 9,40 Prozent oder 10,45 Prozent pro Jahr drin.

Infineon Deep Bonus

Keine Angst vor hoher Vola

Der Halbleiterwert Infineon schwankt sehr stark. Mit einem Risikopuffer von fast 35 Prozent nach unten beim derzeitigen Aktienkurs von 38,40 Euro bis zur Barriere von 25 Euro können Investoren die Schwankungen allerdings ausgleichen. Werden die 25 Euro bis zur Fälligkeit nicht einmal erreicht, erhalten Anleger am Laufzeitende den Cap von 45 Euro bezahlt. Das ist dann gleichbedeutend mit einer Rendite von 14,70 Prozent oder 12,40 Prozent per annum.