Doch dieser Wunsch vieler Anleger lässt sich schon länger nicht mehr erfüllen. Die Zinsen sind auf Rekordniedrigniveau, der Leitzins in der Eurozone liegt bei null Prozent. Die Hoffnung, dass sie in absehbarer Zeit wieder steigen könnten, mussten Anleger in den vergangenen Wochen zum wiederholten Mal begraben. Mittlerweile werden auch die Tagesgeldanbieter rar, die noch nennenswerte Zinsen offerieren. Zum 1. Oktober haben die letzten Institute, bei denen es noch ein Prozent gab, ihren Zinssatz kräftig gesenkt. Nun bietet kein Bankhaus mehr ein Tagesgeld mit einer Eins vor dem Komma an.

Um das Kapital zu mehren, gibt es nur einen Ausweg: den Kauf von Wertpapieren. Doch noch immer wagen viele Menschen nicht, ihr Erspartes den Finanzmärkten anzuvertrauen - besonders hierzulande. In Aktien etwa haben deutsche Haushalte im Mittel nur gut zehn Prozent ihres Vermögens investiert. Das mag für Anleger mit ausgeprägtem ­Sicherheitsbedürfnis verständlich sein. Die Kurse von Aktien schwanken stark, Verluste sind ebenso möglich wie Gewinne. Doch der Kapitalzuwachs leidet beträchtlich, wenn auf diese Wert­papiere verzichtet wird.

€uro am Sonntag will dabei helfen, den Niedrigzinsen ein Schnippchen zu schlagen und dabei die Defensive nicht zu vernachlässigen. Auf den folgenden Seiten stellt die Redaktion Produkte vor, mit denen sich attraktive Renditen erzielen lassen und die gleichzeitig wirkungsvoll Risiken reduzieren.

Die wichtigste Maßnahme, um Kursschwankungen zu verringern, ist eine breite Diversifikation des Vermögens. So lässt sich vermeiden, vom Wohl und Wehe weniger Investments abhängig zu sein. Fonds erfüllen diesen Grundsatz der Risikostreuung par excellence. Denn sie sind verpflichtet, ihr Kapital auf viele Positionen aufzuteilen.

Nachfolgend porträtiert die Redaktion von Euro am Sonntag fünf Fonds, die Aktien enthalten, doch zugleich in puncto Defensive überzeugen können. Dazu zählen zwei Portfolios, die vollständig auf Aktien setzen, und drei Produkte, die neben Aktien auch in andere An­lageklassen investieren und auf diese Weise das Risiko reduzieren.

Wer nach defensiven, aber rentierlichen Produkten ohne Aktien sucht, findet im Anschluss fünf empfehlenswerte Fonds: vier, die auf festverzinsliche Wertpapiere setzen, und einen Offenen Immobilienfonds.

Ausgewählt wurden die zehn Port­folios, weil sie in den vergangenen Jahren bewiesen haben, dass sie nicht nur zu erfreulichen Wertzuwächsen in der Lage sind, sondern auch die Gefahren für Anleger begrenzen konnten. Das mag keine Garantie sein, dass dies auch künftig gelingen wird, ist aber ein Beleg dafür, dass die jeweiligen Manager ihr Handwerk verstehen. Auch in den kommenden Jahren dürfen Anleger von ihnen eine gute Leistung erwarten.

Ein gleichgewichtetes Portfolio aus den fünf defensiven Produkten mit Aktien hätte in den vergangenen drei Jahren ein Plus von durchschnittlich 6,9 Prozent per annum erzielt. Die defensiven Fonds ohne Aktien kamen im Mittel auf vier Prozent. Sie alle ermöglichen die Konstruktion eines ertragreichen Portfolios, das zugleich einen soliden Schutz fürs Vermögen verspricht.

Defensive Fonds mit Aktien


Aktieninvestments müssen nicht per se riskant sein. Wer breit streut und auf ausgewählte Titel setzt, sorgt für ein stabiles Fundament. €uro am Sonntag stellt fünf Fonds vor, die in Aktien investieren und trotzdem ausreichend Sicherheit bieten.

Ein Beispiel für defensive Aktienportfolios sind Dividendenfonds. Sie setzen auf Firmen, die viel Geld an die Aktionäre ausschütten und zugleich solide wirtschaften. In der Regel sind diese weniger volatil als der Gesamtmarkt.

Ein erfolgreicher Vertreter seiner Art ist der BL-Equities Dividend. Der Fonds investiert weltweit in Firmen, die aufgrund ihres starken Geschäftsmodells zu beständigen Ausschüttungen in der Lage sind. Manager Jérémie Fastnacht setzt zum einen auf Unternehmen, die aktuell eine hohe Dividendenrendite haben, bei denen die Ausschüttungen aber nur wenig zulegen.

Zum anderen kauft er Titel mit einer moderaten Dividendenrendite, aber ­einem hohen Wachstumspotenzial der Ausschüttungen. Auf diese Weise finden sich sowohl die großen verlässlichen ­Dividendenzahler im Portfolio als auch aufstrebende Firmen, die möglicherweise mit einem schnelleren Kurswachstum punkten können.

Auch passive Investments lassen sich nutzen, um mit einer gewissen Vorsicht am Aktienmarkt zu agieren. Gut geeignet ist dazu der iShares Edge MSCI World Minimum Volatility. Der ETF bildet ein Kursbarometer ab, das auf dem bekannten MSCI World fußt und diesen um eine spezielle Strategie erweitert. Aufgenommen werden nur solche Titel des Weltaktienindex, die in der Vergangenheit besonders wenig schwankten. Von diesen erhofft man sich auch in ­Zukunft einen überdurchschnittlich stabilen Kursverlauf.

Als Folge dieses Konzepts ist im MSCI World Minimum Volatility nur knapp ein Fünftel der 1.650 Aktien aus dem Mutterindex vertreten. Typischerweise führt die Strategie dazu, dass Sektoren, die als wenig konjunkturabhängig gelten, höher gewichtet sind als im MSCI World. Dazu zählen die Branchen Basiskonsumgüter, Telekommunikation und Gesundheitswesen. Im Regelfall schneidet der Minimum-Volatility-Index in schwachen Aktienjahren besser ab als der Standardindex, in starken bleibt er dahinter zurück.

Stabile Mischung


Andere Fonds nutzen einen Mix aus verschiedenen Anlageklassen, um die Schwankungen des Aktienmarkts im Zaum zu halten. Einer der erfolgreichsten Mischfonds der vergangenen Jahre ist der Acatis Gané Value Event Fonds. Die Fondsberater Henrik Muhle und Uwe Rathausky verfolgen eine Value-Strategie, suchen also Titel, die sie an der Börse für unterbewertet halten. Ins Portfolio aufgenommen werden Unternehmen aber nur dann, wenn sie gleichzeitig ein ­qualitativ sehr hochwertiges Geschäftsmodell und ein gutes Management vorweisen können. Auf diese Weise wollen Muhle und Rathausky fundamentale ­Risiken vermeiden.

Zusätzlich zu ihrem Value-Konzept achten sie darauf, ob bestimmte Ereignisse den Wert eines Unternehmens ­positiv beeinflussen können. Dazu zählen etwa Aktienrückkäufe, Ausschüttungen oder Fusionen, aber auch operative Ereignisse, die dazu führen, dass das Unternehmen schneller wächst.

Lassen sich keine Titel aufspüren, die alle Bedingungen erfüllen, halten die Fondsberater Cash. Zurzeit liegt die Liquiditätsquote etwa bei 20 Prozent. In Aktien sind 70 Prozent des Vermögens investiert, in Anleihen zehn Prozent.

Spiel mit Wahrscheinlichkeiten


Auch der Siemens Balanced mischt verschiedene Anlageklassen. Er ist aber defensiver aufgestellt als das Acatis-­Gané-Produkt, weil festverzinsliche Wertpapiere den Fonds dominieren. Im Regelfall machen Unternehmensan­leihen 70 Prozent des Portfolios aus, ­Aktien 30 Prozent. Um die aussichtsreichsten Anleihen aufzuspüren, berechnet ein Computermodell, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Schuldner das Geld nicht zurückzahlen kann. In die Untersuchung fließen typische Finanzkennzahlen ein, aber auch andere Faktoren wie Unternehmensführung oder Markenimage. Zeigt die Analyse, dass die Anleger für das eingegangene Risiko angemessen entschädigt werden, kommt eine Anleihe für den Fonds in Betracht.

Im Bereich Aktien werden vier Indikatoren genutzt, um zu bestimmen, welche Papiere gekauft werden. Nur Aktien, die in puncto Qualität, Bewertung, Kursmomentum und Anlegerstimmung überzeugen können, gelangen damit ins Portfolio.

Eine besonders breite Mischung aus verschiedenen Anlageklassen erhalten Anleger beim DWS Concept Kaldemorgen. Neben Aktien, Staats- und Unternehmensanleihen sowie flüssigen Mitteln ergänzen Wertpapiere, die dem Goldpreis folgen, das Portfolio. Etwa acht Prozent sind aktuell in dem Edelmetall allokiert. Das Ziel von Fonds­manager Klaus Kaldemorgen ist es, den Anlegern eine attraktive risikoadjustierte Rendite zu liefern. An steigenden Märkten sollen sie angemessen beteiligt werden, bei fallenden Märkten einen gewissen Schutz erhalten. Die Schwankungsbreite des Fonds soll zehn Prozent nicht übersteigen, Gleiches gilt für den maximalen Verlust binnen eines Kalenderjahres. Seit seiner Auflegung im Mai 2011 ist dem Fonds das gut gelungen.

Weil die Vermeidung von Verlusten eine wesentliche Rolle spielt, gilt das DWS-Produkt nicht als Mischfonds, sondern zählt zur Kategorie der Absolute-­Return-Fonds, die einen kontinuierlichen Ertrag erwirtschaften wollen.

Defensive Fonds ohne Aktien


Finanzexperten betonen immer wieder, dass man im Niedrigzinsumfeld um Aktien nicht herumkomme. Aus Renditesicht ein zutreffendes Argument. Dennoch haben Investments in Anleihen oder Immobilien nach wie vor ihre Berechtigung, wenn es darum geht, ein Depot zu stabilisieren. Allein aus Gründen der Risikostreuung ist es sinnvoll, weiterhin einen gewissen Anteil des Vermögens in Zinspapiere und Co zu stecken. Auch hier gibt es vielfältige Möglichkeiten, die für jeden Anlegertyp etwas bieten.

Wer es nicht ganz so langweilig mag, für den ist der Deka-Wandelanleihen ein Kandidat für die Defensive. Der Fonds investiert in eine Anlageklasse mit attraktivem Risiko-Rendite-Profil. Denn Wandelanleihen sind ein Zwitter aus Aktien und Anleihen. Wie Letztere bieten sie für einen bestimmten Nennwert fixe Zinszahlungen. Doch zusätzlich erhalten Anleger das Recht, die Papiere zu vorher festgelegten Bedingungen in Aktien umzuwandeln.

Dieses Wandlungsrecht wird umso wertvoller, je stärker der Kurs der zugrunde liegenden Aktie steigt. Geben die Aktiennotierungen jedoch nach, macht die Wandelanleihe nicht die gesamte Abwärtsbewegung mit. Experten sprechen in diesem Fall von einem asymmetrischen Risikoprofil. Als Faustregel gilt: Wandelanleihen profitieren zu zwei Drittel von steigenden Aktienkursen, vollziehen Kursabschwünge aber nur zu rund einem Drittel nach. Der Fonds der Deka hat sich auf dieses spezielle Anlagesegment konzentriert und investiert schwerpunktmäßig in Wandelanleihen europäischer Emittenten mit guter bis sehr guter Bonität.

Mit seinem Ansatz gehört das Portfolio seit Jahren zu den besten in diesem Bereich. Auch für den Fall einer Zinswende sind Anleger mit Wandelanleihen gut gerüstet. Zumindest, wenn die Zinsen aufgrund von starkem Wirtschaftswachstum und geringer Arbeitslosigkeit steigen. Denn in einem solchen Fall klettern üblicherweise auch die Aktienkurse - und davon profitieren Wandler. Zudem haben die Zwitterpapiere meist eine viel kürzere Laufzeit als normale Unternehmensanleihen. Auch das macht ihre Kurse im Falle steigender Zinsen weniger anfällig.

Ein solches Szenario ist in absehbarer Zeit allerdings kaum zu erwarten. Zumindest in Europa dürfte das Zinsumfeld noch über Jahre auf dem derzeitigen Niveau verharren. Solange dürften auch Investments in Anleihefonds noch interessant sein und kein übermäßiges Verlustrisiko aufweisen.

Eine der besten Möglichkeiten, breit gestreut in Euro-Zinspapiere zu investieren, bietet der Morgan Stanley Euro Strategic Bond Fund. Mit dem Portfolio legen Richard Ford, Leon Grenyer und Richard Class in Anleihen von Unternehmen, Regierungen und staatlich garantierten Emittenten an. Das Gros der Papiere steckt in Staatsanleihen, derzeit rund 50 Prozent. Nach Ländern sind Italien, Spanien, Deutschland und Frankreich am höchsten gewichtet. Der Fonds existiert seit über 20 Jahren und erzielte in dieser Zeit eine durchschnittliche jährliche Rendite von 4,4 Prozent. Die Schwankungsbreite des Portfolios liegt meist bei drei bis vier Prozent.

Flexible Anleihestrategie


Ebenfalls auf Anleihen spezialisiert ist der Flossbach von Storch (FvS) Bond Opportunities. Fondsmanager Frank Lipowski sucht weltweit nach Anlagechancen und konzentriert sich dabei vorrangig auf Unternehmensbonds. Mehr als 60 Prozent des Fondsvermögens sind derzeit in dieser Anlageklasse investiert. Grundsätzlich versucht Lipowski, mit einer flexiblen und opportunistischen Strategie sämtliche Ertragsmöglichkeiten von Anleihen zu nutzen. Dabei bewies er in den vergangenen Jahren ein gutes Händchen. Entscheidend dürfte auch gewesen sein, dass Lipowski und seine Kollegen nie an eine ernsthafte Zinswende geglaubt haben. So setzte er im Gegensatz zu vielen anderen Fondsmanagern auch auf Anleihen mit langer Laufzeit, was ein deutliches Plus bei der Rendite einbrachte.

Sehr flexibel agiert auch der Pimco GIS Diversified Income, der sich an keinem Vergleichsindex orientiert. Es wird in ein breites Spektrum von Industrie-, Schwellenländer- und Unternehmensanleihen investiert. Wie wichtig die 2006 ins Leben gerufene Strategie für Pimco ist, zeigt die Aufstellung im Fondsmanagement. Dort ist neben der langjährigen Co-Fondsmanagerin Eve Tournier seit 2016 auch Pimcos Chefanlagestratege Dan Ivascyn vertreten.

Wem all die bisher genannten Fonds immer noch zu stark im Wert schwanken, der findet im Offenen Immobilienfonds Grundbesitz Europa vielleicht das passende Anlagevehikel. Das Portfolio der DWS investiert in europäische Gebäude, vor allem in Deutschland, Großbritannien und Frankreich. Dabei handelt es sich meist um Bürohäuser und Einkaufszentren. Im Gegensatz zu anderen Immobilienfonds hat der Grundbesitz Europa seine Verfügbarkeit nicht eingeschränkt und gibt weiter neue Anteile heraus. Anleger, die in einen etablierten Immobilienfonds investieren wollen, treffen mit diesem Portfolio eine gute Wahl.

Investor-Info

Fonds
Streuen und Risiko senken


Das Grundprinzip von Investmentfonds ist die breite Streuung des Anlagevermögens. Ein Fondsmanager oder ein Team investiert in viele Einzeltitel und versucht so, Chancen zu nutzen und dabei gleichzeitig das Risiko im Griff zu behalten. Eine aktive Steuerung des Portfolios soll helfen, in unterschiedlichen Marktphasen Erträge zu erzielen beziehungsweise das Kapital der Anleger zu schützen. Für ihre Dienste verlangen Fondsmanager eine jährliche Verwaltungsgebühr, die bei ­Aktienfonds etwa 1,5 bis zwei Prozent betragen kann, bei Anleihefonds um ein Prozent. Fonds sind Sondervermögen. Das bedeutet, dass bei einer Pleite des Anbieters das Geld der Anleger vollständig geschützt ist.

Anlagegebühren
Unnötige Kosten vermeiden


Wer eher vorsichtig anlegt, sollte besonders auf die Kosten achten. Denn diese machen sich bei den durchschnittlich geringeren Erträgen von defensiven Investments stärker bemerkbar. Anleger sollten zunächst versuchen, den sogenannten Ausgabeaufschlag zu vermeiden. Diese Gebühr wird beim Kauf von Fonds fällig. Filialbanken verlangen in der Regel den vollen Ausgabeaufschlag, der bei Aktien- und Offenen Immobilienfonds meist fünf Prozent beträgt, bei Anleihefonds rund drei Prozent. Günstiger ist es bei Onlinebanken oder Fondsdiscountern. Oft ist der Ausgabeaufschlag dort reduziert oder wird vollständig erlassen. Eine andere Möglichkeit, Kosten zu sparen, ist der Einsatz von börsengehandelten Indexfonds (ETFs). Da diese stur der Wert­entwicklung eines Börsenindex folgen und keine aktiven Manager bezahlen müssen, werden sie besonders günstig angeboten. Ein Beispiel ist der iShares MSCI World Minimum Volatility ETF (siehe Tabelle rechts), der pro Jahr nur 0,3 Prozent Gebühren kostet.

Sparplan als Alternative
Der disziplinierte Weg


Die vorgestellten Fonds eignen sich neben der einmaligen Kapitalanlage auch für einen Sparplan. Ein solcher kommt in Betracht, wenn regelmäßig kleinere Summen investiert werden sollen. Der disziplinierende Effekt von Sparplänen: Einmal eingerichtet, muss der Anleger sich nicht mehr darüber den Kopf zerbrechen, ob gerade ein günstiger Einstiegszeitpunkt an den Märkten ist oder nicht. Zudem kann ein Sparplan für günstigere Durchschnittskosten der Anlage sorgen. Denn bei hohen Kursen werden weniger Fondsanteile gekauft, bei niedrigeren mehr.