Delivery Hero stellt für die zweite Jahreshälfte nun schwarze Zahlen in Aussicht und versucht damit den negativen Trend der Aktie zu stoppen. Die Ankündigung ist vor allem ein Versprechen an die Märkte. Seit November steht die Aktie des Essenslieferanten unter Druck. Binnen weniger Wochen verloren die Papiere mehr als ein Drittel ihres Werts und notieren damit in etwa auf dem Niveau von Mai 2020.
Der ganz große Durchbruch wäre damit noch nicht erreicht. Denn die Ankündigung beschränkt sich ausschließlich auf das Kernsegment Essenslieferungen und soll lediglich auf operativer Ebene, also vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen, Sondereinflüssen und unter Einbeziehung der jüngst übernommenen spanischen Glovo, erreicht werden. Offen bleibt, wie es mit dem Ergebnis auf Konzernebene weitergeht, ob es vielleicht auch dort 2023 schwarze Zahlen gibt.
Die ersten Reaktionen auf die Ankündigung fielen dennoch positiv aus. An der Börse stieg die Aktie am Montag nach Veröffentlichung der Mitteilung im frühen Handel um gut acht Prozent, gab dann aber wieder einen Teil der Gewinne ab. Experten sprachen von einem "Profitabilitätssignal". Zumindest habe sich das Management festgelegt und Investoren nach langer Zeit wieder eine Richtschnur gegeben. Zuletzt hatte das Unternehmen 2018 die Gewinnschwelle erreichen wollen, den Termin jedoch zugunsten der Expansion in Schwellenländer kassiert.
Mehr als nur Essenslieferant
Delivery Hero ist mittlerweile in rund 50 Ländern aktiv und beschäftigt weltweit etwa 43.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen mit Firmensitz in Berlin liefert nicht nur Essen von Restaurants zu den Kunden. Es betreibt auch eine Plattform, die Kunden an Restaurants und andere Lieferdienste vermittelt. Die Berliner treten sowohl als reine Vermittler für Lieferdienste der Restaurants auf als auch als Lieferant und Logistiker für Partner in der Gastronomie. In der Sparte Verticals bietet Delivery Hero Expresslieferungen von anderen Produkten.
Das Management betreibt eine aktive Akquisitionspolitik vor allem in Asien, aber auch in Südamerika, um Wachstum zu forcieren, trennt sich aber auch von Beteiligungen, die nicht mehr ins strategische Konzept passen, attackiert Märkte und zieht sich für Außenstehende mitunter auch überraschend rasch wieder zurück. Nachdem Delivery Hero im Sommer 2021 auf den deutschen Markt zurückgekommen war, erfolgte im Dezember die Kehrtwende. Nur die Präsenz in Berlin wird beibehalten, quasi als Versuchslabor für neue Angebote.
DAX-Konzern ohne Gewinn
An der Bewertung des Unternehmens scheiden sich die Geister. Auf der einen Seite stehen jene, die auf das hohe Wachstumstempo und die Chance verweisen, in einen im Aufbau befindlichen globalen Marktführer zu investieren. Auf der anderen Seite hat das 2011 in Berlin gegründete Unternehmen bis heute noch keinen Euro Gewinn gemacht. Der Aufstieg war dennoch steil. Beim Börsengang 2017 hatte Delivery Hero einen Unternehmenswert von gut vier Milliarden Euro. 2020 erfolgte der Aufstieg in den DAX. Heute ist der Konzern an der Börse gut 20 Milliarden Euro schwer.
Riskant: Die Aktie ist eine Wette, dass das Liefergeschäft dauerhaft profitabel sein kann. Der Beweis steht noch aus.