Anleger, die die Aktie des Essenlieferdienstes Delivery Hero im Depot haben, müssen bei diesen Zahlen ganz stark sein: Minus sieben Prozent am Montag. Minus 30 Prozent seit Jahresbeginn - der gerade einmal drei Wochen her ist. Minus 50 Prozent in den vergangenen 52 Wochen. Noch vor rund einem Jahr hatte die Aktie ihr Rekordhoch bei 145 Euro erreicht. Mittlerweile steht sie bei knapp 70 Euro. Gründe für den Kursrutsch gibt es mehrere.
Corona-Profiteure unter Druck
Derzeit werden an der Börse die Aktien von Corona-Krisengewinnern, wie Essenslieferdienste, Online-Händler oder Streamingdienste, gemieden. Der Markt geht aktuell von einem baldigen Ende der Corona-Pandemie aus. Impfungen, Medikamente und harmloser werdende Coronavirus-Mutationen schüren diese Erwartung.
Technologiewerte und andere gut gelaufene Aktie stehen damit auf der Verlierer-Seite. Der Index der US-Technologiebörse Nasdaq fiel am Montag um 2,1 Prozent. Auch bei den Standardwerten sind die Vorzeichen rot: Der Dow-Jones-Index der Standardwerte sank um 1,5 Prozent, der breiter gefasste S&P 500 gab 1,8 Prozent nach. Der deutsche Leitindex DAX - indem Delivery Hero seit 2020 notiert ist - liegt derzeit drei Prozent im Minus.
Von der Zins-Seite droht den Tech-Aktien Ungemach. An diesem Mittwoch wird die US-Notenbank Fed erstmals in diesem Jahr über die Leitzinsen entscheiden. Börsianer dürften genau beäugen, wie besorgt die Fed über die steigende Inflation ist und wie aggressiv sie versuchen wird, diese einzudämmen. Noch wird nicht mit einem ersten Zinsschritt gerechnet, sondern erst im März. Doch immer mehr Experten können sich inzwischen vorstellen, dass die Fed den Leitzins dann womöglich stärker erhöht als bisher angenommen - oder dass es vier statt drei Zinsschritte im laufenden Jahr geben könnte.
Steigende Zinsen belasten höher verschuldete Unternehmen - wozu Tech-Konzerne häufig zählen - besonders stark. Steigende Kosten für Material und Löhne drücken zudem auf die Gewinnmargen.
Bei Investoren beliebt hingegen sind derzeit defensive, zyklische Aktien. "Dementsprechend fallen auch die als Corona-Gewinner gehypten Papiere weiter", sagte Frederik Altmann von Alpha Wertpapierhandel.
Erst vor wenigen Tagen hatte Volkswirt Carsten Klude von M.M.Warburg angemerkt, dass sich Tech-Aktien im Vergleich zu Value-Aktien, also als unterbewertet geltende Aktien, auf Monatssicht so schlecht entwickelt hätten wie seit Mitte 1997 nicht mehr. Er hält die Reaktion an den Kapitalmärkten allerdings für übertrieben. In früheren Phasen, in denen die Geldpolitik vor einem Kurswechsel stand, seien die Zinsen deutlich stärker gestiegen und die Zinserwartungen deutlich höher gewesen.
Eine Einschätzung zu den jüngsten Zahlen von Delivery Hero lesen Sie hier.
Empfehlung Delivery Hero-Aktie
Die jüngsten Kursverluste bestätigen unsere fundamentale Skepsis. Wir empfehlen sie zum Verkauf.
fh/dpa-AFX/rtr