Am Donnerstag hatte der Essenslieferdienst Delivery Hero Anleger mit einem düsteren Ausblick erschreckt. Die Aktie war um 40 Prozent eingebrochen. Bei 40 Euro könnten die Anteilsscheine aber vorerst ihren Boden gefunden haben. Am frühen Dienstagnachmittag notierte die Aktie 12,2 Prozent fester bei 48,59 Euro und kletterte damit an die DAX-Spitze. Schub erhielt das Papier unter anderem von der Nachricht, dass Mitgründer und Unternehmenschef Niklas Östberg am vergangenen Donnerstag Delivery Hero-Aktien im Wert von fast 14 Millionen Euro erworben hatte. Üblicherweise ist es ein beruhigendes Zeichen für Anleger, wenn ein Konzernchef Aktien des eigenen Unternehmens erwirbt. Ein solcher Schritt soll das Vertrauen in das Unternehmen stärken.

Außerdem spielten der Aktie von Delivery Hero positive Analystenbewertungen in die Karten. So schrieb etwa die Schweizer Investmentbank Credit Suisse am Dienstag, dass der Kurseinbruch um mehr als 40 Prozent binnen weniger Tage übertrieben sei. Die Bank hat zwar das Kursziel von 171 auf 90 Euro gesenkt, aber die Einstufung auf "Outperform" belassen. Laut dem Credit-Suisse-Analysten Joseph Barnet-Lamb rückt mit den hohen Investitionen in den spanischen Lieferdienst Glovo die Bilanz von Delivery Hero ins Rampenlicht. Der Konzern will Glovo bis zum zweiten Quartal vollständig übernommen haben. Die aus der Ankündigung hoher Investitionen für Glovo resultierenden Sorgen überschatteten die ermutigenden Jahresziele für das Kerngeschäft, das noch im laufenden Jahr die Gewinnschwelle erreichen solle.

Die US-Bank JPMorgan blieb nach einer Investorenveranstaltung mit dem Unternehmen ebenfalls bei ihrer optimistischen Einschätzung und beließ das Papier auf "Overweight" mit einem Kursziel von 107 Euro. Die Unternehmensführung habe zugegeben, den Marktfokus auf die Refinanzierung unterschätzt zu haben, sich aber klar dazu bekannt, sich sehr schnell um die diesbezüglichen Sorgen zu kümmern. Die strukturellen Wachstumsaussichten hätten Bestand - nun müsse das Management seine Versprechen bezüglich der kurzfristigen Refinanzierung aber auch einlösen, so Analyst Marcus Diebel.

Fazit: Sowohl die positiven Analysteneinschätzungen als auch, dass Delivery Hero-Chef 14 Millionen Euro in die Papiere des Lieferdienstes investierte, kam am Markt gut an. Am frühen Dienstagnachmittag notierte die Aktie 12,2 Prozent fester bei 48,59 Euro und kletterte damit an die DAX-Spitze. Die Aktie ist damit gemeinsam mit anderen deutschen Online-Werten auf Erholungskurs. Der Kochboxenlieferant Hellofresh notierte etwa vier Prozent fester. Der DAX legte nach dem Kursrutsch vom Vortag 1,8 Prozent zu. Wir bleiben weiter vorsichtig und empfehlen die Aktie vorerst nicht zum Kauf.

iw/rtr/dpa-AFX