Eine Milliarde Euro: So viel war Delticom 2012 an der Börse wert. Damals notierte der Online-Reifenhändler im SDAX. Delticom war zuvor massiv gewachsen, zwischen 2004 und 2012 war der Umsatz des Internethändlers von 80,1 auf 456,4 Millionen Euro geklettert. Das Ende der Fahnenstange aber wurde damals nicht erreicht: In diesem Jahr dürften die Erlöse bei etwa 600 Millionen Euro liegen. Heute kostet Delticom aber nicht mehr eine Milliarde Euro an der Börse, sondern nur noch 40 Millionen.
Was ist passiert? Die Niedersachsen haben sich in den vergangenen Jahren zusehends verzettelt, das Angebot beispielsweise um nicht profitable Bereiche wie Schmierstoffe und Autoersatzteile erweitert und stark zugekauft. So gab es im vergangenen Jahr Abschreibungen auf eine neue Tochter, steigende Personalkosten - und einen Verlust von 1,7 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2019 rutschte Delticom sogar mit 8,0 Millionen Euro oder 0,64 Euro je Aktie in die Miesen.
Nun ist die Schmerzgrenze überschritten. Vor wenigen Tagen meldete der Reifenhändler ein umfangreiches Restrukturierungsprogramm, einen Austausch von Managern und die Einstellung der nicht profitablen Autoteile und Schmierstoffe Anfang 2020. Zudem geht es womöglich auch um einen Verkauf von Unternehmensteilen - oder sogar der gesamten Firma.
Es wurden schon erste Gespräche mit Interessenten geführt. Delticom ist nicht nur ein heißer Turnaround-Wert, sondern auch ein glasklarer Übernahmekandidat. Reifenhersteller wie Pirelli, Michelin oder Goodyear sind seit Jahren auf Einkaufstour im Sektor. Die 1,1 Millionen Kunden des laut Eigendarstellung Online-Marktführers in Europa könnten interessant sein. Eine Übernahme könnte einen Kursschub um 30 Prozent oder mehr auslösen.
Anleger setzen nicht nur auf den Turnaround, sondern vor allem auf eine Übernahme des europäischen Online-Reifenhändlers.
ISIN: DE 000 514 680 7
Gew./Aktie 2020e: V.
KGV 2020/Dividende: -/-
EK* je Aktie/KBV: 3,30 €/0,9
EK*-Quote: 15,9 %
Kurs/Ziel/Stopp: 3,10/4,50/2,10 €
*Eigenkapital, eigene Schätzungen.